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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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vorbeischoben, um hinauszugehen.
    »Was ist mit dir geschehen?«, fragte ich. Die Worte waren einfach so herausgeplatzt. Es war, als gäbe jeder Muskel gleichzeitig nach, den ich während der Verhandlung in den letzten beiden Tagen angespannt hatte. »Hast du das gewollt? Mich bestrafen? Meine Familie bestrafen? Warum, Christine?«
    Dann sprach Nana Mama. »Du bist grausam und egoistisch, Christine. Du tust mir Leid.«
    Christine wandte sich von uns ab und eilte schnell und wortlos davon. Als sie die Türen des Gerichtssaals erreichte, ließ sie die Schultern sinken. Plötzlich hielt sie sich die Hand vor den Mund. Ich war nicht sicher, aber ich hatte den Eindruck, dass sie anfing zu schluchzen. Ms Billingsley nahm ihren Arm und führte sie auf den Korridor.
    Ich begriff überhaupt nichts mehr. Christine hatte soeben gewonnen, aber sie weinte, als hätte sie verloren. Hatte sie verloren? War es das? Was hatte sich in ihrem Kopf abgespielt?
    Wie benommen ging ich hinaus auf den Gang. Nana hielt meine rechte Hand, Jannie die linke. Christine war bereits verschwunden, aber es wartete dort jemand, den ich nun wirklich nicht sehen wollte.
    Irgendwie hatte James Truscott es geschafft, ins Gerichtsgebäude vorzudringen. Und seine Fotografin ebenfalls. Was zum Teufel wollte er? Wieso war er hergekommen? Jetzt. Heute. Welche Geschichte schrieb er?
    »Harter Tag im Gericht, was, Dr. Cross?«, rief er mir auf dem Gang zu. »Möchten Sie sich zum Urteil äußern?«

    Ich schob mich mit meiner Familie an ihm vorbei, aber die Fotografin schoss mehrere Bilder, darunter Einzelfotos von Jannie und Damon.
    »Drucken Sie ja kein Foto von meiner Familie«, zischte ich Truscott an.
    »Was sonst?«, fragte er und stellte sich mit in die Hüften gestemmten Händen vor mich hin.
    »Bringen Sie kein Bild von meiner Familie in Ihrem Blatt. Ja nicht!«
    Dann entriss ich der Fotografin die Kamera und nahm sie mit mir.

37
    Später an diesem Tag fuhr der Geschichtenerzähler auf der 405, dem San Diego Freeway, nach Norden. Er kam mit etwa vierzig Meilen zügig vorwärts und ging im Kopf nochmal die Liste der Personen durch, die er am meisten hasste. Wen wollte er sich als Nächsten vorknöpfen - oder würde es keinen Nächsten geben. Sollte er etwa aufhören zu morden, ehe man ihn erwischte?
    Aufhören! Genauso plötzlich wie es begonnen hatte. Das Ende. Das Ende der Geschichte.
    Er machte sich kritzlige Notizen auf einem kleinen Block, den er immer in der Tasche auf der Fahrerseite stecken hatte. Während des Fahrens war es schwierig zu schreiben, und sein Wagen kam leicht von der Fahrbahn ab.
    Plötzlich drückte ein Idiot rechts von ihm auf die Hupe und blieb mehrere Sekunden lang drauf.
    Der Geschichtenerzähler schaute hinüber zu dem schwarzen Lexus. Da brüllte dieser Schwachkopf wie ein Verrückter: »Fick dich, du Arschloch, fick dich, fick dich!« Dann zeigte er ihm den Stinkefinger.
    Der Geschichtenerzähler konnte nicht anders. Er lachte den Idioten mit dem hochroten Gesicht schallend aus.
    Der Kerl war völlig außer sich. Wenn der wüsste, mit wem er sich anlegte! Das Ganze war einfach zum Brüllen komisch! Er beugte sich zum Fenster des Beifahrersitzes. Offenbar machte sein Gelächter den Schwachkopf noch wütender.
    »Du glaubst, dass das komisch ist, Arschloch? Du hältst das wirklich für komisch?«, schrie der Kerl.
    Der Geschichtenerzähler lachte einfach weiter und ignorierte
die Wut dieses Wichsers, als würde er gar nicht existieren und wäre es nicht mal wert, dass ein Kojote ihm ans Bein pisste. Aber dieser Mann existierte, und - ehrlich gesagt - er hatte den Geschichtenerzähler wütend gemacht, was nun wirklich nicht ratsam war, oder?
    Er setzte sich hinter den Lexus, als habe er ein schlechtes Gewissen. Dann folgte er dem Wagen. Der schwarze Lexus des Idioten verließ den Highway nach zwei Ausfahrten. Der Geschichtenerzähler ebenfalls.
    Eigentlich gehörte das nicht zu seiner Story. Jetzt improvisierte er.
    Er folgte den Rücklichtern des Wagens in die Berge Hollywoods hinauf, dann in eine Seitenstraße und einen steilen Hang empor.
    Er fragte sich, ob der Fahrer des Lexus ihn inzwischen entdeckte habe. Um sicher zu sein, dass dem so war, drückte er auf die Hupe und hörte eine halbe Meile lang nicht auf. Jetzt musste dieser Kerl doch langsam Angst bekommen. Er hätte welche, vor allem, wenn er wüsste, wen er auf dem Freeway beleidigt hatte.
    Dann gab er Gas, um das Auto zu überholen. Das hier war die verflucht

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