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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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aus dem Ruder laufen kann. Vielleicht schmeißt sie in zehn Jahren meine Klamotten vor die Tür. Man weiß es nie. Nein, mein Mädchen würde mir das nie antun. Nicht meine Billie«, sagte Sampson und lachte.
    Etliche Minuten saßen wir nur stumm da und tranken. Selbst ohne Unterhaltung wurde die Stimmung düsterer.
    »Wann siehst du Klein Alex wieder?«, fragte John. »Ali. Das gefällt mir.«
    »Nächste Woche, John. Dann bin ich in Seattle. Wir müssen das Besuchsrecht endgültig regeln.«
    Ich hasste das Wort. Besuchsrecht. Das hatte ich bei meinem eigenen Sohn. Jedes Mal, wenn ich es laut aussprach, hätte ich am liebsten auf irgendwas eingedroschen. Eine Lampe, ein Fenster, Glas.

    »Wie zum Teufel soll ich das machen?«, fragte ich Sampson. »Ernsthaft. Wie kann ich Christine sehen - Alex sehen - und so tun, als sei alles in Ordnung? Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, tut mir das Herz weh. Selbst wenn ich so tue, als sei alles bestens, ist das falsch. Man sollte seine Kinder nicht belügen.«
    »Es geht ihm gut«, sagte Sampson nachdrücklich. »Alex, nie im Leben wirst du Kinder großziehen, die nichts taugen. Schau doch uns beide an. Hast du nicht das Gefühl, dass du ganz ordentlich geworden bist? Dass ich okay geworden bin?«
    Ich lächelte ihn an. »Hast du keine besseren Beispiele?«
    Sampson ignorierte den Scherz. »Du und ich, wir waren keineswegs privilegiert, sind aber trotzdem gut geraten. Als ich dich zum letzten Mal überprüft habe, hast du weder gefixt, noch bist du untergetaucht oder hast deine Kinder misshandelt. Ich habe mit alledem zu tun gehabt und bin trotzdem der zweitbeste Bulle in Washington, D.C., geworden.« Er hielt inne und schlug sich gegen die Stirn. »Moment mal! Du bist ja jetzt ein lahmarschiger Sesselfurzer beim FBI. Dadurch bin ich jetzt Washingtons bester Bulle.«
    Urplötzlich überwältigte mich die Sehnsucht nach Klein Alex, aber auch Johns Freundschaft. »Danke, dass du hier bist«, sagte ich.
    Er legte den Arm um meine Schultern und drückte mich. »Wo sollte ich wohl sonst sein?«

42
    Ich wachte plötzlich auf, als eine etwas verwirrte Flugbegleiterin auf mich herabschaute. Ich erinnerte mich, dass es der nächste Morgen war und ich in einem Flieger von United saß und zurück nach L.A. flog. Ihre Miene verriet mir, dass sie soeben eine Frage gestellt hatte.
    »Verzeihung, wie bitte?«, sagte ich.
    »Würden Sie bitte Ihren Tisch hochklappen und den Sitz aufrecht stellen. Wir landen in wenigen Minuten in Los Angeles.«
    Ehe ich weggedämmert war, hatte ich an James Truscott gedacht und wie er plötzlich in meinem Leben aufgetaucht war. Zufall? Daran glaubte ich nicht so recht. Deshalb hatte ich eine Freundin in Quantico angerufen und sie gebeten, mir mehr Informationen über Truscott zu beschaffen. Monnie Donnelley hatte versprochen, dass ich schon bald mehr über ihn wüsste, als ich je wollte.
    Ich sammelte meine Papiere ein. Es war keine gute Idee, sie so offen herumliegen zu lassen. Das sah mir gar nicht ähnlich. Aber es sah mir auch nicht ähnlich, bei Flügen einzuschlafen. Alles war in diesen Tagen irgendwie ein bisschen auf den Kopf gestellt. Nur ein bisschen?
    Meine Mary-Smith-Akte war in wenigen Tagen bedeutend dicker geworden. Der jüngste falsche Alarm war ein Rätsel. Ich war nicht mal sicher, dass Mary Smith dahinter steckte.
    Wenn ich mir so die Berichte über die Morde ansah, hatte ich das Bild von jemandem, der im Laufe seiner Tätigkeit
immer selbstsicherer wurde und eindeutig aggressiver. Sie näherte sich immer mehr ihren Zielen - buchstäblich. Der erste Tatort, beim Mord von Patrice Bennett, war ein öffentlicher Ort. Der nächste Mord fand außerhalb von Antonia Schifmans Haus statt. Jetzt wies alles darauf hin, dass Mary Smith einen Teil der Nacht in Marti Lowenstein-Bells Haus verbracht hatte, ehe sie die Frau im Pool ermordete.
    Wie auch immer - jetzt war ich wieder in L.A., stieg aus einem Flieger und mietete mir ein Auto. Selbstverständlich hätte ich auch Agent Page bitten können, mich abzuholen.
    Rein äußerlich betrachtet war das Hauptquartier des FBI im Vergleich zu dieser Außenstelle eine Schande. Statt des Klaustrophobie verursachenden Labyrinths, an das ich gewohnt war, gab es hier neun Stockwerke, Großraumbüros, Glas und viel natürliches Licht. Von dem kleinen Büro, das man mir im vierzehnten Stock gegeben hatte, hatte ich einen herrlichen Blick auf das Getty Museum und noch weiter. Bei den meisten Außenstellen war ich

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