Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
glücklich gewesen, wenn man mir einen Tisch und einen Stuhl gegeben hatte.
    Agent Page hing ungefähr zehn Minuten herum, nachdem ich eingezogen war. Ich wusste, dass Page ein kluger Bursche war, sehr ehrgeizig und mit einiger Erfahrung. Er würde einen guten Agenten abgeben. Aber jetzt brauchte ich niemand, der mir über die Schulter schaute. Es war schlimm genug, dass Direktor Burns mir im Nacken saß, ganz zu schweigen von diesem Reporter James Truscott. Mein Boswell, mein Biograph, richtig? Oder war er noch etwas anderes?
    Page erkundigte sich, ob ich noch etwas benötigte. Ich hielt meine Akte hoch.
    »Das ist mindestens vierundzwanzig Stunden kalt. Ich
möchte alles wissen, was Detective Galletta drüben im LAPD hat. Ich möchte mehr wissen, als Galletta hat. Meinen Sie, Sie könnten -«
    »Bin schon weg«, sagte er und verschwand.
    Ich hatte ihm keineswegs einen Scheinauftrag erteilt. Ich musste wirklich den neuesten Stand kennen. Dass Page dabei eine Zeit lang woanders beschäftigt war, war eine angenehme Begleiterscheinung.
    Ich nahm ein leeres Blatt Papier und schrieb ein paar Fragen auf, über die ich während des Flugs nach L.A. nachgedacht hatte.
    M. Lowenstein-Bell: Wie ist der Täter in ihr Haus gelangt?
    Hat der Killer eine Art Hitliste? Eine festgelegte Reihenfolge. Oder gibt es weniger auffällige Verbindungen zwischen den Opfern? Müsste es die nicht geben?
    Die am meisten verwendete Formel in meinem Beruf lautet: Wie plus warum ist gleich wer. Wenn ich Mary Smith kennen lernen wollte, musste ich die Unterschiede und Ähnlichkeiten bedenken - die Kombination aus beidem -, und das für jeden Tatort dieser Morde. Das hieß, ich musste mir das Anwesen der Lowenstein-Bells ansehen.
    Ich schrieb: Der E-Mailer ist der Killer?
    Immer wieder kam ich auf diesen Punkt zurück. Wie groß war die Überschneidung der Persönlichkeit des Killers und der Person, die die E-Mails verschickte? Wie ehrlich - ein besseres Wort fiel mir im Moment nicht ein - waren Mary Smiths Schreiben? Und wie viel davon, wenn überhaupt, sollte uns in die Irre leiten?
    Bis ich das herausgebracht hatte, war es, als würde ich zwei Verdächtige jagen. Mit etwas Glück würde mein nächster Gesprächstermin etwas Licht in die E-Mails bringen.

    Werkzeuge? Schrieb ich noch auf.
    Die meisten Serienmörder hatten zwei Werkzeugkisten, so auch Mary Smith.
    Erstens die Werkzeuge für den tatsächlichen Mord. Da hatten wir die Pistole. Das war eine Tatsache. Wir wussten, dass es jedes Mal dieselbe gewesen war. Beim Messer waren wir nicht so sicher.
    Man musste auch an das Fahrzeug denken. Ohne Auto war es kaum möglich, die Tatorte hier zu erreichen und wieder zu verlassen.
    Dann waren da noch die Werkzeuge, die ihre psychoemotionalen Bedürfnisse stillten.
    Die Kindersticker mit dem aufgemalten A oder B und die E-Mails. Für gewöhnlich waren diese Werkzeuge für den Killer wichtiger als die tatsächlich verwendeten Waffen. Sie besagten: »Ich war hier!« oder »Das war ich!«
    Aber vielleicht war das genau der Punkt, der mich so beunruhigte. »Ihr sollt denken, dass ich das war!«
    Auf alle Fälle war es eine Art von Verhöhnung, die man als »Kommt doch, und fasst mich, wenn ihr könnt!« interpretieren konnte.
    Ich schrieb die letzten Gedanken noch auf.
    Kommt doch, und fasst mich, wenn ihr könnt!
    Dann notierte ich mir noch einen Namen, der mir einfach nicht aus dem Kopf ging: Truscott. Ist vor einigen Wochen aufgetaucht. Wer ist James Truscott? Was ist seine Absicht?
    Dann blickte ich auf meine Armbanduhr. Wenn ich nicht zu spät zu meinem ersten Termin kommen wollte, musste ich sofort das Büro verlassen. Hätte ich mir vom FBI ein Fahrzeug geben lassen, hätte das bedeutet, dass mir wieder jemand über die Schulter gesehen hätte. Genau aus diesem Grund hatte ich mir am Flughafen ein Auto gemietet.

    Ich verließ das Gebäude, ohne jemandem zu sagen, wohin ich fuhr. Wenn ich wieder wie ein Detective des Morddezernats arbeiten sollte, dann aber richtig.

43
    Ja, das war echte Polizeiarbeit, und ich stürzte mich mit erneuter Energie und Begeisterung hinein. Ehrlich gesagt, stand ich ziemlich unter Strom. Professor Deborah Papadakis hatte meine volle Aufmerksamkeit, als sie mich in ihr Büro bat, dessen Wände von Bücherregalen bedeckt waren. Sie saß in Raum zweiundzwanzig im Rolfe-Gebäude der Universität UCLA. Sie nahm einen Stapel Manuskripte von einem Stuhl und legte ihn auf den Boden.
    »Wie ich sehe, sind Sie sehr

Weitere Kostenlose Bücher