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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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in die Stadt gekommen war, war noch eine E-Mail eingetroffen. Aber angeblich unterschied sich diese von den vorigen. Das LAPD bemühte
sich fieberhaft, entsprechend zu reagieren. Diesmal hatte Mary Smith eine Warnung geschickt, und man hatte ihre Nachricht sehr ernst genommen.
    Wir versammelten uns im Konferenzraum im dreizehnten Stock, der schon vor Wochen als das Nervenzentrum für Mary Smith eingerichtet worden war. Fotos, Zeitungsausschnitte und Laborberichte hingen an den Wänden. Auf einer Seite des großen Tisches aus Kirschholz, der den Raum dominierte, stand eine Reihe Telefone.
    Fred van Allsburg sollte die Besprechung leiten. Er stürmte zehn Minuten später herein, als wir alle schon da waren. Aus irgendeinem Grund musste ich an Kayla Coles denken, als er zu spät kam, und dass sie immer pünktlich sein wollte. Kayla ist der Meinung, dass Menschen, die gewohnheitsmäßig zu spät kommen, keinen Respekt vor anderen haben - oder zumindest nicht vor deren Zeit.
    Fred van Allsburg hatte seit Urzeiten den Spitznamen »Stopp-Zeichen«. Er stammte aus den Zeiten, als er Ende der achtziger Jahre einen Heroinkorridor zwischen den Vereinigten Staaten und Zentralamerika geschlossen hatte. Soweit ich wusste, hatte er seitdem nichts Berühmtes zustande gebracht, abgesehen vom Aufstieg auf der bürokratischen Leiter. Nachdem ich jetzt mit ihm gearbeitet hatte, hatte ich für ihn nur die Achtung, die die Arbeit aufgrund seines Rangs verlangte.
    Ich glaube, er wusste das. Daher erwischte er mich kalt, als er wie folgt mit der Besprechung begann.
    »Ich möchte nur ein paar Dinge sagen, ehe wir anfangen«, sagte er. »Wie Sie alle wissen, sind wir quasi auf uns gestellt, was das LAPD anbelangt. Maddux Fielding scheint auf einen Alleingang aus zu sein, und er tut sein Möglichstes, um ein Abszess am Arsch zu sein. Stimmt das nicht, Alex?«

    Verstehendes leises Gelächter im Raum. Köpfe wandten sich in meine Richtung. »Äh, kein Kommentar«, sagte ich. Das Lachen verstummte.
    Van Allsburg hob die Stimme. »Soweit ich betroffen bin, halten wir unsere Kommunikationsleitungen offen, und das bedeutet, volle und rechtzeitige Information über alles und jeden, was wir wissen, ans LAPD. Wenn ich höre, dass jemand kleinlich etwas zurückhält, wird er beim nächsten Fall in der Abteilung für Fingerabdrücke arbeiten. Fielding kann an seinem Ende machen, was er für richtig hält. Ich werde aber nicht dulden, dass das unsere Professionalität kompromittiert. Ist das allen klar?«
    Ich war von van Allsburgs Reaktion auf die Situation angenehm überrascht. Offenbar hatte er eigene Grundsätze, selbst wenn er deshalb auf meiner Seite sein musste.
    Dann gingen wir zu Mary Smiths E-Mail über. Er benutzte den Projektor im Konferenzraum, um die Nachricht auf die große Leinwand zu werfen, wo wir sie alle lesen konnten.
    Als ich es mir durchlas, fiel mir nicht so sehr das auf, was sie geschrieben hatte, sondern das, was sie uns anscheinend sagen wollte. Auch in den vorigen E-Mails war mir das schon aufgefallen, doch jetzt war es viel offensichtlicher, wie ein ständiger Trommelschlag, der mit jedem Mal lauter geworden war.
    Kommt doch und erwischt mich , sagte sie uns.
    Hier bin ich. Kommt nur und erwischt mich. Warum braucht ihr so lang?
    Sie hatte die E-Mail an den toten Arnold Griner geschickt, sozusagen an einen toten Briefkasten.

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    An: [email protected]
    Von: Mary Smith
    An: den, der der Nächste sein wird
     
     
    Wir sind uns schon begegnet, du und ich. Wie findest du das?
    Erinnerst du dich? Ich schon.
    Du hast mir neulich ein Autogramm gegeben, und du warst so charmant und fröhlich. Du schienst mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen und warst sehr zugänglich. Ich möchte nicht sagen, wo wir uns getroffen haben, aber du würdest dich ohnehin nicht erinnern. Ich habe dir gesagt, wie sehr ich deine Filme liebe. Du hast gelächelt, als hätte ich überhaupt nichts gesagt. Das hat mich daran erinnert, wie unsichtbar ich für euch Leute bin.
    Es war nicht das erste Mal, dass du einfach durch mich hindurchgesehen hast. Du hast mich auch nicht im Kindergarten gesehen und auch nicht im Fitnessstudio heute. Damit habe ich eigentlich auch nicht gerechnet.
    Augenscheinlich bin ich in jeder Beziehung das ganze Gegenteil von dir. Ist das ein heißer Hinweis, den ich da rieche?
    Alle kennen dich, mich kennt niemand. Ich bin nicht berühmt, auch kein schöner Filmstar oder sonst etwas, was du bist. Ich habe weder eine makellose

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