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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Weicheier unter euch. Ich schätze, Wein für alle, oder?«

    Niemand trank Wein, keiner seiner vierzehn Kumpel, die zu diesem Fest kamen. Alle freuten sich, ihn zu sehen, und auch über seinen neuen Gig - allerdings gaben etliche Ehrliche zu, neidisch zu sein. Alle nannten ihn nur noch »Superstar«.
    Er war mit David, Johnboy und Frankie noch an der Bar, als der Laden kurz nach zwei Uhr schloss. Sie überanalysierten den Film We Don’t Live Here Anymore . Schließlich torkelten sie hinaus und umarmten sich auf der Straße neben Johnnys Scheiß-Bentley im Hollywood-Stil - was heißt hier »Superstar«? -, dem Abfallprodukt des letzten Films, den er produziert hatte. Ein Vierhundert-Millionen-Dollar-Einbringer. Allen anderen wurde dabei kotzübel, weil er nichts weiter getan hatte, als eine beschissene Cartoongeschichte für fünfzigtausend zu kaufen und sie Rock für zehn Mio anzudrehen. Genial, richtig? Ja, weil es funktioniert hatte.
    »Ich liebe dich, Mann. Du bist der Beste, du kranker, widerlicher, angeberischer Bastard. Du auch, Davey!«, rief er, als der silberne Bentley nach Westen losfuhr.
    »Ich weiß - ich bin im Moment nur ein Bastard«, schrie David zurück. »Aber ich habe Träume, dass ich auch krank, widerlich und angeberisch werde. Und talentiert - das hält mich in dieser Stadt.«
    »He, Mann - ich höre dich und weiß, was du fühlst«, brüllte er.
    »Bis bald, Superstar! Du Lohnschreiberling!«
    »Ich bin nur ein Geschichtenerzähler«, rief er zurück.
    Danach schwebte er eine Seitenstraße entlang zu seinem Wagen, einem sieben Jahre alten Beamer. Kein Geländewagen. Er hatte völlig abgehoben. Glücklich wie ein Schwein am Trog summte er Jimi Hendrix’ »The Wind Cries Mary«. Ein Insider-Scherz, den nur er allein kapierte.

    Aber plötzlich brach er in Schluchzen aus. Er konnte nicht aufhören, nicht mal, als er auf dem Rasen vor einem heruntergekommenen Wohnblock saß und den Kopf zwischen die Knie steckte. Er heulte wie ein Baby.
    Und er dachte: Nur noch einen, nur einen noch.
    Noch einen Mord, dann bin ich gut.

100
    Am nächsten Morgen konnte er nicht schlafen und fuhr den Melrose auf und ab, vorbei am L’Angelo , was früher Emilio’s hieß, am Grounding Theater , wo Phil Hartman angefangen hatte. Tommy Tang’s , die original Johnny Rockets, der Blue Whale . Seine Stadt, Mann. Seine Stadt und die der stolzen Mary.
    Es war ungefähr halb sechs Uhr, als er ins Starbucks auf dem Melrose schlenderte, das früher The Burger that Ate L.A . gewesen war. Mann, er mochte Starbucks nicht, aber sie hatten offen, diese geldgierigen kleinen Yuppie-Schweine. Die Zahlen bestimmten, dass sie offen hatten, richtig? Heutzutage bestimmten Zahlen alles.
    Und jetzt war er hier - und lieferte den Zahlenverschlingern den Beweis, dass sie Recht hatten. Halb sechs Uhr morgens und er verschönte bereits ihren Tag.
    O Gott, er verachtete diese beschissenen Schnellimbisse, diese McDonald’s , überteuerter Nepp. Er erinnerte sich, als eine Tasse Kaffee fünfzig Cent kostete. Das war in Ordnung. Aber »Sumatra blend« - jetzt für zweifünfzig, war höchstens fünf Cent wert. Und das für einen Großen, der in Wirklichkeit ein Kleiner war.
    Der Wichser mit dem Spitzbart war zu beschäftigt, alles für den Verkauf herzurichten, um sich um seinen einzigen zahlenden Gast zu kümmern, seinen frühen Vogel, das erste Opfer des Tages.
    Er wartete ungefähr eine Minute, aber dann ging ihm dieser eingebildete Affe entsetzlich auf die Eier.
    »Bin gleich wieder da«, sagte er schließlich zu dem überbeschäftigten
»Barista« hinter der Theke. Der Kerl schenkte ihm kaum Aufmerksamkeit. Was für ein Arschloch! Zweifellos ein arbeitsloser Schauspieler. Zu gut für diesen Job, richtig? Arrogant - angeblich heutzutage eine gute Charaktereigenschaft.
    Eine Minute später betrat er Starbucks erneut, hatte aber etwas in der Jacketttasche. Er begann sich besser zu fühlen. Wahrscheinlich war es dämlich, mit Sicherheit nicht klug, aber - Gott - es war ein herrliches Gefühl.
    He, Kumpel, meine Knarre bekommt Durst.
    Dann fällte er eine Entscheidung - hier und jetzt. Dieser arrogante Möchtegernschauspieler war dran. Er machte heute die Schlagzeilen von morgen.
    »He, Kumpel, ich warte hier auf Kaffee. Habt ihr Kaffee bei Starbucks ?«
    Der Barista schaute auch jetzt nicht auf, winkte nur. »Komme gleich.«
    Der Geschichtenerzähler, der Geschichtenerzähler, hört, wie sich hinter ihm die Tür öffnete. Noch ein

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