AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
des Ortes, obwohl von zahlreichen Touristen besucht, hat etwas ganz besonderes. Die südlichen drei Viertel des Dead vleis sind sogar komplett von Bäumen befreit, so dass sich die Sonne, die bereits früh ziemlich warm herab scheint, von einem wahren See aus Sediment silbern reflektiert.
Es gibt mehrere Wege an den Zenit Big Daddys und natürlich nahm ich den weniger bewanderten. Es stellte sich als wahre Herausforderung heraus, den nicht erkennbar vom Vlei , ist die Flanke hier wahnsinnig steil und harter Sand, auf dem man einen guten Stand hat, Mangelware. Bald befand ich mich, von einem einsamen Gemsbok- Bullen argwöhnisch beobachtet, im erbitterten Zweikampf mit den Elementen Sonne und Sand. Zog ich die Schuhe, die sich bald mit gefühlte 2 Kilogramm Sand gefüllt hatten, aus und versuchte es barfuß, rächte sich der heiße Sand wiederum und trocknete die Füße schlagartig bis aufs Zerreißen aus. Alle 2 Minuten blieb ich für eine Atempause stehen und nahm ein Schluck meines dem Ende zuneigenden Wassers. Der Cola sparte ich mir für den Zustand baldiger Erschöpfung auf, den ich dann kurz vor dem Ziel auch erreichte. Mörderische Törichkeit!
Es war jedoch ein einmalig lohnenswerter Aufstieg: Man konnte meilenweit über die prächtigen Dünen schauen und erkannte, dass sich noch viele kleinere, tote aber malerische Abschnitte der Flutebene dazwischen befanden. An einigen Stellen des Vleis harrte sogar noch das Wasser aus und spiegelte das nun heiß gewordene Sonnenlicht. Ich war ganz allein dort oben, nur noch von einem hartgesottenen Pärchen weit zurückliegend gefolgt und hörte wiederum nur die großartige, Ehrfurcht einflößende Stille der Namib.
Der Rückweg üben dem wenig er steilen Kamm der Düne war zugleich eine Wohltat und unten angelangt erkannte ich sogar eine ordentliche Abkürzung, die mich quer feldein unter der sengenden Sonne endlich zum Parkplatz zurückführte. Um jedem schattenspendenden Baum war ich mehr als dankbar und verweilte noch öfters entlang des Weges, doch meine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 plus hatte ganze Arbeit geleistet! Zum Glück befand sich im Bakkie noch mein 10-Liter-Wasserkanister und konnte ich ordentlich auftanken. War man über das Wandern in der Wüste sagt, stimmt also: es trocknet aus. Mund, Nasenschleimhäute, Haut, Füße, einfach alles. Ich würde es wohl niemals fernab der Zivilisation versuchen.
Abends war ich dann zugegebenermaßen zu träge zum Arbeiten und saß nur stundenlang mit einem netten, französischen Studenten zusammen, um Gedanken und Erfahrungen auszutauschen. Ich konnte langsam nicht mehr ohne Gesellschaft. Es ist immer auch lohnenswert, sich die Sicht der Dinge aus einer ganz anderen Perspektive anzuhören. Ich befreundete mich auch mit einem sehr hübschen Namibier, Kelvin, der mich zunächst (wie mehrere Anderen auch) auf mein bakkie ansprach und es gern kaufen wollte, es am nächsten Tag dann schon als „unser“ bakkie bezeichnete. Er hatte kleine Inlays „aus purem Gold, weil ich hier in der Wüste so hart arbeite“ an den Vorderzähnen, einen Blackberry-Ersatz aber offenbar kein Geld für Zigaretten. Er kam immerzu an meinem Zeltplatz und obwohl er dort mehr als willkommen war, war ich mir seiner Absichten nicht ganz im Klaren. Er redete schon bald davon, dafür sorgen zu wollen, dass mir nachts „like a Gentleman“ warm sei, aber ob er sich selbst meinte oder eines seiner genauso ebenholzfarbigen Kolleginnen, war nicht ersichtlich und es geschah sowieso nichts. Die reine Gesellschaft war mir dann aber auch ganz recht!
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Nachdem ich mein Lehrlingsführerschein – eine rein theoretische Prüfung – mit siebzehn geschafft hatte, bekam ich gleich das mit mir gleichaltrige und dementsprechend klapprige Ford Cortina zur Verfügung gestellt, um endlich ordnungsgemäß zur Arbeit fahren zu können. Damals konnte man sich von einem kleinen Lohn sogar noch das Benzin fürs tägliche Fahren leisten. Eigentlich sollte man als Lehrling nur in Begleitung fahren doch wie vieles nahm man dies dort nicht so genau. Bald durfte ich auch Boten- und Lieferfahrten für die Metzgerei erledigen: täglich die Einnahmen zur Bank bringen gehörten schon dazu sowie in den teils weit entlegenen Lodges fahren um deren Bestellungen zu liefern. Dafür konnte ich Victors riesigen und sehr durchzugstarken 4x4 nutzen – hin über die tückischen Feldwege musste es ganz vorsichtig gehen, um nicht etwa die Eier, die wir auch
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