AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
entvölkerte Brandenburg erzählte jedoch eine andere Geschichte. Nur der höchst interessante Spreewald lockte uns in dieser grünen Region. Schloss Moritzburg, Meißen, die sächsische Schweiz: auf mehreren Reisen, die wir meist per Wochenend-Ticket und mit Fahrrädern unternahmen, da dies nur unwesentlich länger als die schnellste Verbindung der Bahn dauerte, sahen wir uns das Natur- und Kulturgut des Ostens fasziniert an. Einmal wollten wir sogar ganz wagemutig nur mit dem Rad nach Dresden fahren. Immerhin, nach einem ersten Abschnitt durch den steilen Westerwald kamen wir über einhundert Kilometern weit, bevor wir dann doch auf der Bahn umstiegen! Wir fuhren zwar beide oft und leidenschaftlich gern, wie auch schon im Ahrtal oder am Rhein entlang, doch dies war uns eindeutig eine Nummer zu groß. Ich hatte mir meine Achilles-Sehnen dabei sogar erheblich verletzt.
Beide hatten wir ausreichend Geld, also konnten wir uns auch zweimal zusammen eine Reise nach Südafrika gönnen, wo Micha von meinen Eltern gern aufgenommen und für gut befunden wurde. Einmal ging es mit ihnen gemeinsam an die warme Küste KwaZulu-Natals, wo alle wieder in dem geräumigen Ferienhaus im beschaulichen Urlaubsort Umdloti wohnten. Sonne, Strand, Meer – wie hatte ich es vermisst! Ganze Tage verbrachten wir am Wasser und holten uns anfangs auch einen ordentlichen Sonnenbrand. Die Reise war für Micha eine ganz neue Erfahrung und im nächsten Jahr kam er begeistert wieder mit. Diesmal waren meine Eltern in Rente gegangen und wohnten nicht mehr im schnöden Hoedspruit, sondern in Jeffries Baai an der Südküste. In diesem sommerwarmen Surferparadies mit seinen über zehn Kilometer langen Stränden konnte man auch nach Lust und Laune Muscheln aller Art sammeln sowie, an Wochenenden, ordentlich Feiern gehen. In der Umgebung gab es auch viel zu sehen: hohe Berge und nahegelegenen, schmucken Küstenörtchen, Häfen, Leuchttürme und nicht zuletzt die 70 Kilometer östlich gelegene Hafenstadt Port Elisabeth.
Eine einwöchige und sehr lohnenswerte Reise nach Paris konnten wir uns sogar auch noch leisten, bevor Micha seinen gut bezahlten Job zu Gunsten eines Physikstudiums aufgab. Dass er indes HIV-negativ war, ergab keinen nennenswerten Problem: er wähnte sich immun, ich war sein Jahren nicht ansteckend und wir ließen es darauf ankommen. Durch möglichst gesunde Ernährung mit viel frischen Obst, Gemüse und fast täglich einen halben Liter Kefir, schaffte ich es überdurchschnittlich gesund zu bleiben und sogar nach und nach die kleinen Zipperlein, die man halt so hatte, los zu werden: Lippenherpes, empfindliche Zähne, schlechte Haut, nächtlichen Schweißausbrüchen und vielem mehr ließen sich, in meine Erfahrung, alle durch eine gute und ausgewogene Ernährung beseitigen. ESST MEHR FRÜHSTÜCK! Auch mal mit Avocado statt Leberwurst. Und kein mächtiges Abendessen nach sechs! Dies und vielem mehr lernte ich nach und nach, da ich immer darauf bedacht war, auf mich aufzupassen. Nur Medikamente nehmen reichte nicht unbedingt aus. Lediglich das Rauchen konnte ich, nach vielen Versuchen, nie ganz aufgeben.
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Am Geburtstag meiner Schwester, die ich durch Allem fast vergessen hatte, betrat ich den Gipfel meiner Reise durchs Subkontinent – gleichzeitig auch der nördlichste- und Drehpunkt der Route. Am Vortag hatte ich bereits Blicke aus der Ferne auf das Weltnaturerbe erhascht und mich langsam heran getastet. Schließlich hatte ich vor allem eines: Zeit. Der Eintritt zum Victoria Falls Rainforest kostet für Ausländer USD 30,00 und für SADC-Einwohnern, wozu auch Südafrikanern gehören, USD 20,00. Schon recht happig für einen Naturpark dachte ich, doch man zahlt und versucht dabei, eine so gelungene Erfahrung wie möglich daraus zu gewinnen. Der Zambezi gehört, zusammen mit dem Nil, dem Niger und der Kongo zu den vier größten und wasserreichsten Flusssystemen Afrikas. Denn Wasser gibt es hier vielerorts im Überfluss, nur wird es leider selten optimal genutzt. Der Zambezi ist immerhin, flussabwärts, zweimal in gigantischen Seen aufgestaut: am Lake Cariba zwischen Zimbabwe und Zambia und Lake Cahora Bassa in Mozambique.
Eine einmalige Verschiebung der Erdkruste führte dazu, dass sich der Zambezi während Jahrmillionen spektakulär seinen Weg durchs schwarze Basaltgestein fraß: am Mosi-oa-Tunya (donnernder Rauch), später zu Ehren der Königin Victoria Falls genannt. Bereits Dr. David Livingstone, der hie im neunzehnten
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