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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
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Strecke blieb und ich gerade an Wochenenden am Arbeitsplatz immer mehr entnervt wurde. Micha saß derweil meist zuhause, spielte mit unseren beiden riesigen Katzen oder dem PC.
    An einem Punkt, als ich heim kam und weder Pflanzen gegossen, gespült, gewaschen oder geputzt war, platzte mir der Kragen gehörig und ich las Micha die Leviten unmissverständlich vor: Er hatte die Hausarbeit zu erledigen, während ich das Essen verdienen, einkaufen und auch zubereiten musste. Fair ist fair. Er willigte ein; hatte keine Wahl. Eine Weile lief die Rollenverteilung etwas leichter. Erst im Nachhinein erkannte ich, dass er unzufrieden, deprimiert und sogar depressiv war ob seiner Unfähigkeit, ein Studium oder einen Job auf die Reihe zu bringen. Ich beneidete ihn sogar seine endlose Freizeit während ich nur Schuften ging und erkannte, wie sooft wenn ich immerzu beschäftigt war, die Zeichen einer kriselnde Beziehung und vor allem einer seelischen Störung nicht.
    Ich wurde unterdessen, mangels Bewegung, leicht Pummelig obwohl ich meine nicht mehr passenden Hosen zunächst Michas zu heißem Waschen zuschrieb. Der immer auf Beutesuche und später Alkoholiker, Nico, Kamerad Michas, sprach mich eines Abends damit an, dass er mich nun nicht mehr wollte, denn ich sei FETT geworden. Ein Augenöffner! Dabei hatte ich nicht an Gewicht zugenommen sondern meine Masse hatte sich, wie es oft im Zusammenhang mit Haarverlust bei Männern in ihren Zwanzigern und Dreißigern passiert, aus den Muskeln zugunsten eines Rettungsrings verlagert. Als ich beim nächsten Hosenkauf zwei Nummern Größer als bislang kaufen musste, war mir klar, dass ich etwas tun sollte und zwar schnell. Fettgewebe, wie ich seitdem lernte, kann man sobald angesetzt nur sehr schwer wieder loswerden!
    Zusammen mit Micha, der rank und schlank wie immer dies bereits seit Längerem tat, ging ich zum ersten Mal in meinem Leben Joggen. Dem Bürojob sei Dank. Was für eine harte Arbeit war es, Anfangs zunächst einen, dann zwei, dann vier bis fünf Kilometer zu schaffen, dabei auf den Fußfall und der Atmung zu achten und generell nicht in Ohnmacht zu fallen! Drei Gründe, weshalb ich es durchzog: ich fühlte mich danach für bis zu einer Woche besser und lockerer, Micha fand, dass ich kurz nach jedem Lauf derart sexy aussah, dass er mich gleich bespringen wollte und! im Spiegel sah ich zum ersten Mal die highways to heaven and hell – unglaubliche sexy Furchen links und rechts von der oberen Taille bis zur Leiste. Sogar einen Sixpack konnte ich nach etwa einem Jahr wieder aufweisen, als ich bereits zehn Kilometer pro Mal Joggen ging. Oft joggte ich sogar die vier Kilometer zum Baggersee, ging dort einen Kilometer schwimmen und joggte zurück. Selten hatte ich mich so gut gefühlt mit der Freiheit, auf eigenen Füßen derart die Entfernungen verschwinden zu lassen!  Bis heute tue ich dies mindestens einmal pro Woche, in der Sommerhitze sowie im winterlichen Eis und Schnee - kein Fitnessstudio werde ich je von Innen sehen müssen.
    Es kam eine Zeit, in der wir uns nichts außer Miete und Essen mehr leisten konnten – jede unerwartete Ausgabe ließ mein Kontostand weiter ins Minus rutschen. Beispielsweise bekam man, wenn man ohnehin kein Geld hatte, unerwartet eine Nachzahlungsforderung der Nebenkosten, oder das Fahrrad wurde komplett am Straßenrand auseinander genommen und man musste es penibelst wieder neu aufbauen. Mit letzten Reserven schaffte ich es dennoch, in zwei aufeinander folgenden Jahren nach Südafrika zu den Eltern zu fliegen – Micha musste leider zuhause auf den Katzen aufpassen und dies war mein damals größter Fehler.
     
     
    A city of justice, a city of love
    A city of peace for every one of us
    ´cause we all need it, can’t live without it
    A Gotham city, oh yeah
     
    -Beira-
    Am nächsten Morgen, bereits vor sechs, gingen reihenweise Arbeiter zu einer nahegelegenen Baustelle und der sich erhellende Himmel weckte mich aus einem unbequemen, aber geruhsamen Schlaf. Hier konnte ich nicht bleiben – ich machte mir einen Kaffee und fuhr los in Richtung Mutare, dem Ort vor einem großen Grenzübergang nach Mozambique.  Ich stieß an dem Morgen kurzzeitig auch an meine Grenzen: als mein CD Player einen besonders rührenden Song spielte, der vom Abschied nehmen handelt, musste ich einmal ordentlich heulen aber nicht vor Trauer. Ich fuhr auf Nebenstraßen, die durchaus gut in Stand gehalten waren, durch das östliche Hinterland Zimbabwes. Eine landschaftlich

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