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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
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über mehr Leben in seinem Zuhause zu freuen, ließ mich beim baldigen Einziehen gewähren und erlaubte, dass ich die Wohnung zusammen mit Patrick weitgehend begrünte und umgestaltete. Nach nur drei Monate Beziehung, mit viele Höhen und durchaus auch Tiefen, war ich auch aus finanziellen Gründen zum ersten Mal in einer Wohngemeinschaft gezogen. Diese Wohnung sollte vier Jahre lang auch mein Zuhause sein.
    Mein Wohlbefinden besserte sich exponentiell zusammen mit meinen Finanzen. Da Patrick und ich im Wohnzimmer unserer Domain hatten, zahlten wir gemeinsam nur die Hälfte der monatlichen Miete und konnte ich bald einiges beiseite schaffen, nachdem mein Konto endlich nach fast zehn Jahren wieder ausgeglichen war. Sparvertrag, Bausparvertrag und Riesterrente folgten bald – mit über dreißig eigentlich ein wenig zu spät. Über mein Alter hob Patricks Mutter, eine urgemütliche Mittfünfziger Witwe in deren Haus im Hocheifel wir oft und gern zu Besuch waren, zunächst noch eine überraschte Augenbraue. Doch bald, spätestens zu Weihnachten, war ich so gut wie ein Teil der Familie und tat dazu mein Bestes, akzeptiert und gar geliebt zu werden. Es tat gut, an Wochenenden in Patricks stinknormales kleines Auto wie jeder normale Mensch zum Familienbesuch zu fahren oder mit meiner Schwiegermutter, wie ich sie bald nannte, in der Stadt einkaufen und essen zu gehen. Unterdessen sorgte unser Keller, vollgestopft bis zur Decke mit den Überbleibseln aus drei Haushalten, für Kopfschmerzen wann auch immer wir versuchten, dort etwas wieder zu finden.
    Patrick kam zunächst nur schleppend mit meiner HIV-Infektion zurecht, ließ sich mehrmals testen aber war schließlich mit der freundlich-hilfreichen Beratung meines sehr gründlichen Arztes davon überzeugt, dass ihm unmittelbar keine Gefahr drohen würde. In dieser Praxis, die mitten in Köln lag, einer Lounge mit Kaffemaschine und stimmungsvoller Musik als Wartezimmer besaß und von der gefühlt halben Schwulenszene besucht wurde, kümmerte man sich noch persönlich um einen, nahm sich Zeit für lange Gespräche und sorgte im Großen und Ganzen dafür, dass man mit den jeweiligen Leiden bestmöglich leben und arbeiten konnte. Ich hielt es für einen Glücksgriff, dass ich mich nach neun Jahren Uniklinik nun dort behandeln ließ. Eine Tablette täglich vor dem Schlafen gehen musste ich schließlich nur noch nehmen – meine Zusatzkosten sanken gleichzeitig mit meinen steigendem Wohlbefinden und langsam war ich überzeugt, weiterhin ein normales leben führen zu können.
    Monogam sollte Patricks und meine Beziehung werden und das war sie auch, entgegen der weitläufigen Meinung über derlei Konstellationen, jahrelang. Wir hatten alles, was wir brauchten zuhause, konnten beide kochen, liebten beide die Pflanzenwelt und hatten eine beachtliche Sammlung bis hin zu Platzproblemen im Winter. Immer gemeinsam gingen wir ins nun an einem neuen Standort gezogene Lokal Clique, wo ich immer noch Stammgast war und dementsprechend überfreundlich behandelt wurde. Wieder munkelte man darüber, wie lange diese nach außen hin ungleiche Beziehung wohl halten würde, da mein Ruf nun einmal fragwürdig war und auch Patrick – außer für mich - nicht aus dem Himmel gefallen war. Wir ignorierten die Lästereien und lebten unser angenehmes Leben. In der etwas engen Wohnung fiel uns jedoch bald die sprichwörtliche Decke auf dem Kopf und nach kurzer Zeit schmiedeten wir bereits Urlaubspläne: nach Mallorca sollte es zuerst gehen und zwar im Mai und nicht an den Ballermann sondern nach Cala Ratjada. Mit Billigflieger und im billigen Hotel. Patrick war von der Flugangst geplagt, doch mit einem Beruhigungsmittel würde er die zwei Stunden im Jet wohl knapp überstehen.
    Bei dreißig Grad und Sonnenschein verließen wir Köln, bei  sechzehn Grad und Regen kamen wir auf der Partyinsel an. Das Wetter änderte sich in dieser Woche leider kaum – noch nie hatte ich soviel Billard gespielt und war ich durch Touristenläden gezogen. Einmal nur konnten wir baden gehen aber an fast jedem Abend wurde ordentlich Sangria, Cocktails und Bier konsummiert! Durch Wanderungen und einer kleinen Fahrradtour bekamen wir indes doch noch einiges von der Ecke der Insel zu sehen und am Vorabend unseres Abfluges besuchten wir sogar noch die Hauptstadt und das nahe gelegene Arenal und die Playa. Immerhin: die Pause vom Alltag stärkte unsere Beziehung dadurch, dass wir uns auch beim ständigen Zusammensein noch blendend

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