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Axis

Axis

Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Körper kühlte etwas ab. Diane fragte sich, wie er wohl auf den Ascheregen reagieren würde. Die Verbindung lief offenbar über die Maschinen der Hypothetischen, die halb lebendigen Dinge, die aus dem niedergegangenen Staub entstanden, ihn bewohnten. Aber was bedeutete das, welchen Sinn hatte es?
    Sie musste diese Frage laut ausgesprochen haben – sie war noch immer nicht ganz klar im Kopf –, denn Sulean Moi erwiderte: »Nichts, es bedeutet nichts.« Ihre Stimme war ein raues Krächzen. »Das ist die Wahrheit, die Dvali nicht erkennen will. Die Hypothetischen sind ein Netzwerk selbstreproduzierender Maschinen, sie sind kein Bewusstsein. Sie können nicht mit Isaac sprechen, nicht auf die Weise, wie wir miteinander sprechen.«
    »Das stimmt nicht«, ließ sich Anna Rebka vernehmen. »Sie selbst haben mit Esh, dem toten Jungen, gesprochen – durch Isaac. Würden Sie das nicht als Kommunikation bezeichnen?«
    Die Marsianerin schwieg. Wie seltsam es doch war, diese Diskussion in vollkommener Dunkelheit zu führen, dachte Diane. Und wie typisch für Vierte. Wie hätte sie wohl vor ihrer Umwandlung auf eine derartige Situation reagiert? Vermutlich hätte die Angst sie überwältigt. Die Angst, die Klaustrophobie und das stetige Geräusch der Asche – es war so viel mehr als Asche –, die sich auf dem Dach niederließ und das Gebäude zum Ächzen brachte.
    »Er sagte mir, dass er sich an Esh erinnere«, sagte Sulean schließlich. »Gedächtnis ist ebenfalls eine Eigenschaft von Maschinen. Ein modernes Telefon hat einen größeren Erinnerungsspeicher als so manches Säugetier. Ich vermute, die ersten Hypothetischen wurden ausgesandt, um Daten zu sammeln, und das tun sie immer noch, mit unendlich ausgefeilteren Methoden. Auf irgendeine Weise haben die Maschinen, die Esh töteten, Zugang zu seinem Gedächtnis erlangt.«
    »Dann wird Isaac wohl dasselbe widerfahren«, erwiderte Anna Rebka, und mit diesen Worten, dachte Diane, offenbarte sie ihr Innerstes. Anna Rebka wusste, dass Isaac sterben würde, dass es kein anderes Ergebnis seiner Transaktion mit den Hypothetischen geben konnte.
    »So wie er sich an Jason Lawton erinnert«, sagte Sulean. »Ist nicht das die Frage, die Sie bewegt, Diane?«
    Diese marsianische Hexe! Aber sie hatte recht: Es war die Frage, die Diane nicht zu stellen wagte. »Vielleicht möchte ich es lieber nicht wissen.«
    »Dvali würde es auch nicht zulassen. Aber Dvali ist nicht hier… Isaac!«
    »Tun Sie es nicht«, sagte Anna Rebka.
    »Isaac, kannst du mich hören?«
    Anna Rebka protestierte erneut, doch dann erklang Isaacs Stimme, schwach, ein Flüstern: »Ja.«
    »Erinnerst du dich an Jason Lawton?«
    Bitte nicht, dachte Diane.
    Der Junge flüsterte: »Ja.«
    »Und was würde er sagen, wenn er hier wäre?«
    Isaac räusperte sich, ein feuchtes, froschartiges Geräusch.
    »Er würde sagen: Hallo, Diane. Er würde sagen…«
    »Nicht weiter«, flehte Diane. »Bitte.«
    »Er würde sagen: Sei vorsichtig, Diane. Denn es wird jetzt geschehen.«
    Was wird geschehen? Doch es war keine Zeit mehr, diese Frage zu stellen, denn tief unter ihnen erhob sich etwas, erschütterte das Gebäude, ließ den Fußboden schaukeln, erstickte alle Gedanken.

 
27
     
     
    Nur Isaac sah, was geschah, weil nur Isaac Augen hatte, die es sehen konnten.
    Er konnte vieles sehen, und das Wenigste davon hatte er Mrs. Rebka oder Sulean Moi mitgeteilt, seinen zwei besten Freunden.
    Zum Beispiel konnte er sich selber sehen. In der Dunkelheit des Lagerraums sah er sich deutlicher als je zuvor. Nicht seinen Körper, sondern den silbernen Strang der Wesenheit in seinem Innern. Sie teilte sich sein Nervensystem mit ihm, verzierte seine Wirbelsäule mit leuchtenden Mustern aus zarten Fasern und Fäden. Hätten die anderen ihn so sehen können, sie wären vermutlich entsetzt gewesen. Ein Teil von Isaac, der menschliche Teil, war ebenfalls entsetzt. Doch dieser Teil zog sich immer weiter zurück, und ihm wurde widersprochen von einem anderen Teil, der der Ansicht war, er sei wunderschön; er sehe aus wie Elektrizität; er sehe aus wie ein Feuerwerk.
    Die Frauen – Mrs. Rebka, Sulean Moi, Diane – konnte er auch sehen. Er vermutete, dass die Vierten-Behandlung das verursachte, dass sie sie mit einem Hauch – wirklich nur einem Hauch – von Hypothetischen-Leben infiziert hatte. Es war, als wären sie schwache Lampen im Nebel, während Isaac ein hell leuchtender Suchscheinwerfer war.
    Und er konnte noch mehr sehen, durch die

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