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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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also eine Spionin?«
    »Nicht ganz. Die Marsianer wussten, dass es Vierte auf der Erde gab. Sulean Moi war eine diplomatische Vertretung für uns.«
    Turk brachte Gläser mit Eiswasser. Lise trank gierig – jetzt hatte sie auch einen trockenen Hals.
    »Als die Marsianer die Erde wieder verließen«, fuhr Diane fort, »beschloss Sulean Moi hierzubleiben. Sie tauschte den Platz mit einer Frau, einer terrestrischen Vierten, die ihr ähnlich sah. Unsere eigene geheime Botschafterin sozusagen.«
    »Warum ist sie geblieben?«
    »Weil sie schockiert war von dem, was sie hier vorfand. Auf dem Mars existieren die Vierten schon seit Jahrhunderten, und sie bezahlen ihre Langlebigkeit mit einer Reihe von Einschränkungen. Etwa pflanzen sie sich nicht fort und beteiligen sich nicht an der Regierung außer als Beobachter und Schlichter. Während unsere Vierten lediglich Gesetzlose sind – sowohl gefährdet als auch potenziell gefährlich. Sulean hoffte, dieses Chaos durch marsianische Jurisdiktion aus der Welt zu schaffen.«
    »Soweit ich sehe, ist ihr das nicht gelungen.«
    »Sagen wir, die Erfolge waren bescheiden. Unter den Vierten gibt es verschiedene Fraktionen. Diejenigen von uns, die mit ihren Zielen sympathisieren, haben sie in all den Jahren ermutigt und finanziell unterstützt. Andere nehmen ihr die Einmischung übel.«
    »Worin hat sie sich denn eingemischt?«
    »In die Bemühungen, ein menschliches Wesen zu erschaffen, das mit den Hypothetischen kommunizieren kann.«
     
    »Ich weiß, wie grotesk das klingt«, sagte Diane Dupree mit gedämpfter Stimme. »Aber es ist wahr. Das ist es, was meinen Bruder Jason getötet hat.«
    Was es Lise unmöglich machte, das Gesagte in Zweifel zu ziehen, war die absolute Ernsthaftigkeit der alten Frau. Dazu der Wind, der die Jalousien klappern ließ, die Geräusche der Dorfbewohner, die ihren Geschäften nachgingen, ein Hund, der in der Ferne ziellos herumbellte, Turk, der sein Eiswasser trank, als wäre das alles nichts Neues für ihn.
    »Auf diese Weise ist Jason Lawton gestorben?« In den Geschichtsbüchern hatte Lise gelesen, dass Lawton Opfer der Anarchie in den letzten Tagen des Spins geworden war. Hunderttausende hatten damals ihr Leben in der großen Panik verloren.
    »Der Prozess«, erwiderte Diane ruhig, »verläuft bei einem Erwachsenen tödlich. Ein Großteil des Nervensystems wird dabei umgebaut, geöffnet, wenn Sie so wollen, für Manipulationen durch die vernetzte Intelligenz der Hypothetischen. Es gibt… nun, eine Art von Kommunikation kann stattfinden. Doch dabei wird der Kommunizierende getötet.
    Theoretisch könnte die Prozedur stabiler sein, wenn sie bei einem menschlichen Fötus durchgeführt wird. Einem Kind im Mutterleib.«
    »Aber das wäre…«
    »Ja, nicht zu rechtfertigen. Ein furchtbares Verbrechen. Und doch ist es eine große Versuchung für eine bestimmte Fraktion in unserer Gemeinschaft. Sie sehen darin eine Möglichkeit, dem Rätsel der Hypothetischen auf die Spur zu kommen, zu verstehen, was sie von uns wollen, warum sie das alles getan haben. Und wer weiß, vielleicht ist es auch noch mehr, nicht nur Kommunikation, sondern eine Art… Kommunion. Eine Vermischung des Menschlichen mit dem Göttlichen.«
    »Und die Marsianer wollen das verhindern?«
    Diane senkte den Blick. »Die marsianischen Vierten waren die Ersten, die es ausprobiert haben.«
    »Wie bitte? Sie haben einen menschlichen Fötus modifiziert?«
    »Das Projekt ist fehlgeschlagen, das Kind hat die Pubertät nicht überlebt. Das Experiment wurde von derselben Viertengruppe durchgeführt, bei der Sulean Moi aufgewachsen ist. Sie war dabei, als das Kind starb.«
    »Die Marsianer haben das erlaubt?«
    »Nur ein einziges Mal. Sulean wollte verhindern, dass das Gleiche bei unseren Vierten geschieht – oder den Prozess unterbrechen, falls er schon begonnen hatte.«
    Der Wind war warm, doch Lise fröstelte es. »Und? Hat er schon begonnen?«
    »Die Technik und die Pharmazeutika wurden von Jason in Umlauf gebracht, zusammen mit allem anderen, was vom Mars gekommen war. Die Fähigkeit besitzen wir seit Jahrzehnten, aber es bestand kein wirkliches Interesse daran, sie auch zu gebrauchen. Außer bei einigen… Abweichlergruppen.«
    »Ich dachte, die Vierten hätten eine Art eingebauter Beißhemmung«, meldete sich Turk. »Nach seiner Behandlung hat Tomas nichts Stärkeres mehr als Bier getrunken und damit aufgehört, in Kneipen Schlägereien anzuzetteln.«
    »Das betrifft offensichtliche

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