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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aggression, nicht die Fähigkeit zur moralischen Entscheidung – oder zur Selbstverteidigung. Und in diesem Fall handelt es sich nicht unbedingt um Aggression. Es ist fürchterlich, es ist unentschuldbar, aber es ist in gewissem Sinne auch abstrakt. Derjenige, der die Nadel in die Vene einer schwangeren Freiwilligen sticht, wird dies nicht als gewalttätigen Akt wahrnehmen, vor allem dann nicht, wenn er von der Notwendigkeit seines Tuns überzeugt ist.«
    »Und deshalb interessiert sich die Genomische Sicherheit so für Sulean Moi«, sagte Lise.
    »Ja. Die Genomische Sicherheit und alle entsprechenden Behörden. Es sind nicht nur die Amerikaner, die die Vierten fürchten – auch in der islamischen Welt sind die Vorurteile stark. Sicher sind wir nirgends. Jahrzehntelang hat die Genomische Sicherheit versucht, jedes Stück verbotener marsianischer Biotechnologie aufzuspüren und zu beschlagnahmen. Wohl weniger, um es zu zerstören, als sich das Monopol darauf zu sichern. Es ist ihnen nicht gelungen und es wird ihnen auch nie gelingen. Der Geist ist längst aus der Flasche. Aber bei ihren Bemühungen haben sie ein paar Dinge erfahren, sie wissen jetzt von der Existenz Sulean Mois. Und die Vorstellung, dass irgendwelche Vierte mit den Hypothetischen Kontakt aufnehmen, macht ihnen eine Heidenangst.«
    »Aus den gleichen Gründen, aus denen Sie sich davor fürchten?«
    »Zum Teil.« Diane trank einen Schluck Eiswasser. »Nur zum Teil.« In diesem Moment rief der Dorfmuezzin die Gläubigen zum Gebet. Die alte Frau ließ sich davon nicht stören.
    »Sulean ist zuvor schon mindestens einmal in Port Magellan gewesen. Vor zwölf Jahren.«
    »Ja.«
    »Wegen dem, was Sie gerade gesagt haben?«
    »Ja.«
    »Und war sie erfolgreich? Ich meine, konnte sie… wen auch immer daran hindern, diese Sache zu machen?«
    Diane sah Lise an. »Nein, sie hat keinen Erfolg gehabt.«
    »Mein Vater kannte sie.«
    »Sulean Moi kennt eine Menge Leute. Wie war der Name Ihres Vaters?«
    »Robert Adams.« Lises Herz schlug schneller.
    Diane schüttelte den Kopf. »Der Name ist mir nicht bekannt. Aber Sie sagten, Sie wollten einen seiner Kollegen in Kubelick’s Grave suchen?«
    »Ja, einen Mann namens Avram Dvali.«
    »Avram Dvali.« Diane machte ein düsteres Gesicht.
    »War Dvali ein Vierter?« Noch schneller.
    »Ja, das war er. Oder ist er. Außerdem ist er, meiner Meinung nach, ein bisschen wahnsinnig.«

 
12
     
     
    Nachdem sie Isaac zurück zum Gebäude begleitet hatte, berichtete Sulean Moi Dr. Dvali von der Blume.
    Die Geschichte klang so unwahrscheinlich, dass es für notwendig erachtet wurde, eine Expedition loszuschicken, um nach dem seltsamen Objekt zu suchen. Sulean nahm nicht daran teil, gab aber eine genaue Wegbeschreibung. Dvali wählte drei Männer aus, mit denen er in einem der Gemeinschaftsfahrzeuge hinaus in die Wüste fuhr. Seine Aufregung war vorhersehbar, fand Sulean. Er war in die Hypothetischen verliebt – in seine Vorstellung von ihnen. Da konnte er dem Geschenk einer fremdartigen Blume schwerlich widerstehen.
    Am späten Nachmittag waren sie wieder zurück. Die sehende Rose hatten sie zwar nicht finden können, doch die Expedition war trotzdem nicht ergebnislos geblieben: Sie waren in der Einöde auf andere ungewöhnliche Dinge gestoßen. Dvali hatte drei Proben in einem Baumwollbeutel gesammelt, die er Sulean und einigen anderen nun im Gemeinschaftsraum vorführte.
    Ein Fundstück war eine schwammige grüne Scheibe, geformt wie ein Miniaturfahrradreifen, mit zweigartigen Speichen und einem an der Nabe hängenden Wurzelknoten; das zweite war eine durchsichtige Röhre mit einem Durchmesser von einem Zentimeter und einer Länge, die der von Suleans Unterarm entsprach; das dritte ein klebrig knotiger Klumpen, der einer geballten Faust ähnelte, blau mit roten Adern darin.
    Nichts davon wirkte sehr gesund. Der Fahrradreifen war geschwärzt und zerkrümelte an einigen Stellen, die hohle Röhre war entlang ihrer Achse angebrochen, die Faust war sehr bleich und begann einen unguten Geruch zu verströmen.
    »Sind diese Dinge mit der Asche zusammen herabgefallen?«, fragte Mrs. Rebka.
    Dvali schüttelte den Kopf. »Sie waren alle verwurzelt.«
    »Sie sind dort draußen gewachsen? In der Wüste?«
    »Ich kann es nicht erklären. Aber ich vermute, dass sie in irgendeiner Weise mit dem Ascheregen in Verbindung stehen.« Dvali sah Sulean erwartungsvoll an.
    Sie hatte nichts dazu zu sagen.
     
    Am nächsten Morgen wollte Sulean Isaac

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