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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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irgendwo, wo wir ungestörter sind. Kommt mit.«
     
    Diane führte sie aus dem Cafe durch eine Gasse, die zwischen einem Lebensmittelladen und einem hölzernen Amtsgebäude verlief, vorbei an einer Tankstelle, deren Pumpen in Karnevalsfarben angemalt waren. Lise war, angesichts der Hitze und Dianes Alter, auf einen langsamen Spaziergang eingestellt, doch die ältere Frau schritt forsch aus, ja, nahm Lise sogar einmal an der Hand, um sie zu höherem Tempo anzustacheln. Es war eine merkwürdige Geste, Lise kam sich dabei wie ein kleines Mädchen vor.
    Schließlich gelangten sie zu einem bunkerartigen Steinhaus, das von einem Schild in diversen Sprachen als MEDIZINISCHE AMBULANZ ausgewiesen wurde.
    »Sind Sie Ärztin?«, fragte Lise.
    »Nicht einmal staatlich anerkannte Krankenschwester. Aber mein Mann war Arzt. Er hat die Leute hier über Jahre versorgt, lange bevor das Rote Kreuz auftauchte. Von ihm habe ich die medizinischen Grundlagen gelernt, und als er starb, wollten die Dorfbewohner nicht, dass ich mich zurückziehe. Ich kann kleinere Verletzungen und Krankheiten versorgen, Antibiotika verabreichen, Ausschläge behandeln, Wunden verbinden. Bei schwerwiegenderen Sachen schicke ich die Leute in die Klinik. Setzen Sie sich.«
    Sie saßen im Empfangsbereich von Dianes Ambulanz, der wie ein Salon wirkte, mit grün gepolsterten Korbmöbeln und Holzjalousien, die im Wind klapperten. An der Wand hing das Bild eines mit Wasserfarben gemalten Meeres.
    Diane strich ihr weißes Musselinkleid glatt und sah Lise an. »Darf ich fragen, wie Sie in den Besitz dieses Fotos gelangt sind?«
    »Ihr Name ist Sulean Moi.«
    »Ich weiß.«
    »Sie kennen sie?«
    »Ich bin ihr begegnet. Ich habe ihr Turks Charterservice empfohlen.«
    »Erzähl ihr von deinem Vater«, sagte Turk, und das tat Lise dann auch. Erzählte, wie sie, um mehr über sein Verschwinden zu erfahren, zurückgekehrt war, berichtete von Brian Gatelys Verbindung zur Genomischen Sicherheit, darüber, wie er den alten Schnappschuss von Sulean Moi durch die Gesichtserkennungs-Software der Behörde hatte laufen lassen, um herauszufinden, dass die Frau erst vor wenigen Monaten wieder nach Port Magellan gekommen war.
    »Das muss der Auslöser gewesen sein«, unterbrach sie Diane.
    »Auslöser?«
    »Ihre Nachforschungen – oder die Ihres Exmannes – haben irgendjemanden in den Staaten aufmerksam werden lassen. Die Genomische Sicherheit sucht schon lange nach ihr.«
    »Warum?«
    »Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß, aber würden Sie mir zunächst selbst einige Fragen beantworten?«
    »Bitte.«
    »Wie haben Sie Turk kennengelernt?«
    »Ich habe ihn engagiert, um mich über die Berge zu fliegen. Von einem der Kollegen meines Vaters war bekannt, dass er Kubelick’s Grave besucht hatte. Zu der Zeit war das die einzige Spur, die ich hatte. Also habe ich Turk angeheuert, aber leider sind wir nicht über die Berge gekommen.«
    Turk hustete in die Hand. »Schlechtes Wetter.«
    »Verstehe.«
    »Dann, als Brian mir erzählte, dass Sulean Moi nur wenige Wochen zuvor ein kleines Flugzeug gechartert hatte…«
    »Woher wusste Brian das? Oh, er hat vermutlich sämtliche Passagierlisten durchsehen lassen. Etwas in der Art.«
    »Jedenfalls war es eine Spur, der ich nachgehen wollte – obwohl Brian mich beschwor, es nicht zu tun. Schon damals war er der Ansicht, dass ich mich zu tief in die Sache verwickele.«
    »Während Turk natürlich völlig furchtlos war.«
    »Das ist eben meine Art«, sagte Turk.
    »Aber ich war noch gar nicht dazu gekommen, als der Ascheregen fiel, und dann…«
    »Dann«, fuhr Turk fort, »verschwand plötzlich Tomas, und wir fanden heraus, dass Lise beschattet wird und ihr Telefon angezapft ist. Und so leid es mir tut, Diane, aber mir ist nichts anderes eingefallen, als hierherzukommen. Ich habe gehofft, Sie könnten…«
    »Was? Die Dinge wieder zurechtrücken? Denken Sie, ich habe magische Kräfte?«
    »Ich dachte, dass Sie vielleicht eine Erklärung für das alles haben. Und einen guten Rat.«
    Diane nickte und klopfte sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn. Ihr Fuß, der in einer Sandale steckte, stampfte im selben Rhythmus auf den Holzfußboden.
    »Zumindest«, sagte Lise, »könnten Sie uns erzählen, wer Sulean Moi eigentlich ist.«
    Diane räusperte sich. »Nun, das Wichtigste, was man über sie wissen sollte, ist, dass sie Marsianerin ist.«
     
    Die menschliche Zivilisation auf dem Mars war für Lises Vater eine große Enttäuschung gewesen. Das war

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