Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Axis

Axis

Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
verschmutzten Wassermassen, ihrer ineffizienten Industrieproduktion, den kollabierenden Ökosystemen – musste die Besucher nachhaltig verstört haben. »Bestimmt waren sie froh, dass sie einige Millionen Kilometer zwischen sich und uns legen konnten.«
    Außerdem hatten sie ihre eigene Nachspinkrise zu bewältigen. Auch auf dem Mars hatten die Hypothetischen einen Torbogen installiert: Er erhob sich über der äquatorialen Wüste und eröffnete einen Zugang zu einem ähnlich kleinen, felsigen Planeten, der bewohnbar war und um einen weit entfernten Stern kreiste.
    Die Kommunikation zwischen Erde und Mars wurde nur noch der Form halber aufrechterhalten. Und es gab keine Marsianer mehr auf der Erde. Sie waren alle nach Hause gefahren, nachdem ihre Mission beendet war. Etwas anderes war Lise nie zu Ohren gekommen.
    Wie also konnte Sulean Moi eine Marsianerin sein?
     
    »Aber sie sieht nicht einmal aus wie eine Marsianerin«, sagte Lise. Marsianer waren höchstens einen Meter fünfzig groß, ihre Haut hatte tiefe Falten und Furchen. Sulean Moi dagegen, so wie sie auf dem Foto erschien, war lediglich normal klein und auch nicht übermäßig runzlig.
    »Sie hat eine ganz besondere Geschichte«, erwiderte Diane. »Wie Sie sich vorstellen können. Möchten Sie etwas Kaltes zu trinken? Ich glaube, ich brauche etwas – meine Kehle ist ein wenig ausgetrocknet.«
    »Ich hole etwas«, sagte Turk.
    »Danke. Nun, was Sulean Moi betrifft… Ich fürchte, ich muss Ihnen erst von mir erzählen, bevor ich zu ihr komme.« Diane hielt inne, schloss kurz die Augen. »Mein Mann war Tyler Dupree. Mein Bruder Jason Lawton.«
    Ein Moment verging, bevor Lise die Namen unterbringen konnte. Es waren Namen aus den Geschichtsbüchern, Namen aus der Spin-Ära. Jason Lawton war der Mann, unter dessen Leitung die Wüsten des Mars urbar gemacht worden waren; der Mann, der die Entsendung der Replikatoren initiiert hatte; der Mann, dem Wun Ngo Wen seine Sammlung marsianischer Pharmazeutika anvertraut hatte. Es war Jason Lawton gewesen, der sich der US-Regierung widersetzt und diese Präparate an eine verstreute Gruppe von Akademikern und Wissenschaftlern verteilt hatte, aus denen dann die ersten terrestrischen Vierten wurden.
    Und Tyler Dupree, wenn Lise sich recht erinnerte, war Jason Lawtons Leibarzt gewesen.
    »Ist das möglich?«, flüsterte sie.
    »Das soll kein Versuch sein, Sie mit meinem Alter zu beeindrucken. Ich bin eine Vierte und ich gehöre dieser Gemeinschaft seit ihrer Entstehung an. Das ist der Grund, warum Sulean Moi mich vor einigen Monaten aufgesucht hat.«
    »Aber… wenn sie eine Marsianerin ist, wie ist sie dann hierhergekommen? Und warum sieht sie nicht aus wie die Marsianer?«
    »Sie wurde auf dem Mars geboren, und als Kind wäre sie beinahe bei einer Flutkatastrophe ums Leben gekommen. Sie erlitt schwere Verletzungen, unter anderem waren etliche Gehirnzellen abgestorben, was sich nur durch eine radikale Rekonstruktion behandeln ließ, bei der dasselbe Präparat zur Anwendung kam, das auch lebensverlängernd wirkt. Wenn es in so jungem Alter verabreicht wird, hat es eine recht unangenehme Nebenwirkung – eine Art genetisches Rezidiv. Die Falten, die die Marsianer in der Pubertät entwickeln, hat sie nie bekommen, und sie ist über den Punkt hinaus weitergewachsen, an dem das Wachstum in der Regel aufhört. Wodurch sie fast wie ein Erdling aussah – ein evolutionärer Rückfall, wie es den Marsianern erscheinen musste. Da sie die meisten ihrer Familienangehörigen verloren hatte und von nun an als fürchterlich entstellt galt, wurde sie von einer Gemeinschaft asketischer Vierter aufgezogen. Sie haben ihr – zumindest das – eine erstklassige Ausbildung angedeihen lassen. Wohl wegen ihres Aussehens war sie von der Erde fasziniert und widmete sich einer Studienrichtung, die wir als ›terrestrische Wissenschaften‹ bezeichnen würden – ich habe keine Ahnung, wie die Marsianer es genannt haben.«
    »Eine Expertin für die Erde also.«
    »Ja. Was dazu führte, dass sie zu einer der marsianischen Gesandten bestimmt wurde.«
    »Aber dann müsste ihr Foto überall verbreitet worden sein.«
    »Sie wurde von der Presse ferngehalten. Ihre Existenz war ein sorgfältig gehütetes Geheimnis. Es ist nicht schwer zu begreifen, warum.«
    »Nun, wenn sie wie ein Erdling aussah…«
    »Sie konnte sich unerkannt unter die Leute mischen. Sie hatte eine Reihe terrestrische Sprachen gelernt, mindestens drei davon perfekt.«
    »Dann war sie

Weitere Kostenlose Bücher