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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hypothetischen? Sprechen sie schon zu Ihnen?«
    Anna Rebka hob stirnrunzelnd den Kopf. »Der Junge ist krank. Verschonen Sie mich mit Ihrem Sarkasmus.«
    »Haben Sie je darüber nachgedacht, was Sie hier geschaffen haben?«
    »Nun, wenn es wahr ist, was Sie sagen, dann haben wir keine Zeit zu diskutieren, oder?«
    »Ist es das geworden, was Sie sich erhofft haben?«
    Anna Rebka erhob sich, ging zur Tür. Dort blieb sie stehen und drehte sich zu Diane um. »Nein«, sagte sie ausdruckslos. »Ist es nicht.«
     
    Lise erwachte, als das durch das Fenster fallende Sonnenlicht ihre Wange berührte wie eine fiebrige Hand.
    Sie war allein. Turk war schon aufgestanden, vermutlich um auf die Toilette zu gehen oder sich nach dem Frühstück zu erkundigen.
    Sie schlüpfte in die Kleidung – Hemd und Jeans –, die die Vierten ihr zur Verfügung gestellt hatten, dachte dabei an Avram Dvali, legte sich die Fragen zurecht, die sie ihm stellen wollte. Sie musste so schnell wie möglich mit ihm sprechen, sobald sie sich gewaschen und etwas gegessen hatte. Doch plötzlich hörte sie eilige Schritte auf dem Gang, und als sie aus dem Fenster blickte, sah sie ein Dutzend Fahrzeuge, die mit Vorräten beladen wurden. Sie zog den naheliegenden Schluss: Diese Leute machten sich bereit, das Gebäude zu verlassen. Besorgt, Dvali könnte verschwunden sein, bevor sie mit ihm sprechen konnte, eilte sie hinaus und fragte die erste Vierte, die ihr begegnete, wo sie ihn finden könne.
    Wahrscheinlich im Gemeinschaftsraum, erwiderte die sich in Eile befindliche Frau, den Flur hinunter und links vom Hof – es könne aber auch sein, dass er das Beladen der Fahrzeuge beaufsichtige. Schließlich trieb Lise ihn am Gartentor auf, eine Liste oder etwas Ähnliches in der Hand.
    Avram Dvali. Sie musste ihn schon einmal gesehen haben, auf einer der Fakultätspartys, die ihre Eltern in Port Magellan so gerne gegeben hatten. Doch das war lange her, die Gesichter vermischten sich in ihrer Erinnerung miteinander. Kam er ihr bekannt vor? Nein. Allenfalls vage, von Fotos her. Da er sich der Vierten-Behandlung unterzogen hatte, sah er wohl mehr oder weniger genauso aus wie vor zwölf Jahren: bärtig, große Augen in einem runden Gesicht. Ein breitkrempiger Wüstenhut zierte sein Haupt, und man konnte sich ohne Weiteres vorstellen, wie er durch das Wohnzimmer der Adams schlenderte, noch so ein Professor mittleren Alters, das Glas in der einen Hand, die andere nach der Schüssel mit dem Salzgebäck ausgestreckt.
    Lise atmete tief ein und ging dann entschlossen auf ihn zu.
    Er blickte auf. »Miss Adams.«
    Er war also vorgewarnt worden. Auch gut. Sie nickte. »Nennen Sie mich Lise.« Sie sagte das, um sein Misstrauen zu zerstreuen, nicht weil sie sich einem Mann anbiedern wollte, der zu Forschungszwecken einen Menschen geschaffen hatte und nun eingesperrt hielt.
    »Diane Dupree sagte mir, Sie wollen mich sprechen. Leider ist es im Moment etwas ungünstig.«
    »Ja, alle sind sehr geschäftig. Weshalb?«
    »Wir verlassen das Gelände.«
    »Und wo wollen Sie hin?«
    »Das wird sich zeigen. Hier ist es jedenfalls nicht mehr sicher, aus Gründen, die Ihnen wohl einleuchten werden.«
    »Ich bräuchte wirklich nur ein paar Minuten. Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen über…«
    »… Ihren Vater, ich weiß. Und ich würde mich sehr gerne mit Ihnen unterhalten, Miss Adams – Lise –, aber verstehen Sie, was hier los ist? Wir müssen nicht nur in äußerster Eile aufbrechen, wir müssen auch einen Großteil dessen zerstören, was wir gebaut haben. Die Bioreaktoren und ihren Inhalt, Kulturen, Dokumente – alles, was wir nicht in die Hände unserer Verfolger fallen lassen wollen.« Dvali konsultierte wieder seine Liste, während zwei Männer einen Karton zu einem der Fahrzeuge trugen, und hakte einen Posten ab. »Wenn wir so weit sind, können Sie und Ihre Freunde eine Weile bei mir mitfahren. Dann reden wir. Ihr Vater war ein mutiger Mann mit festen Prinzipien, Miss Adams. Wir waren uns zwar nicht in allen Dingen einig, aber ich habe ihn außerordentlich geschätzt.«
    Das war immerhin etwas, dachte Lise.
     
    Turk stand früh auf. Das Geräusch eiliger Schritte auf dem Gang hatte ihn geweckt, und er gab sich alle Mühe, aus dem Bett zu rollen, ohne Lise zu stören, die irgendwann im Laufe der Nacht zu ihm gekrochen war.
    Sie war halb in die Decke gewickelt und schnarchte leise. Sie war so zart wie die Schöpfung eines gütigen Gottes. Turk fragte sich, wie sie auf das,

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