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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Osten hergestellt wird, Teppichläufer, Souvenirs, solche Sachen.«
    »Und warum hast du das Lagerhaus angesteckt?«
    »Ich war neunzehn. Ich war sauer und wollte meinem Alten eins reinwürgen.«
    »Sauer?«
    Turk sah auf die Wüste, die Instrumente, überall hin, nur nicht in ihre Richtung. »Es gab da ein Mädchen, mit dem ich zusammen war. Wir hatten schon Heiratspläne, so ernst war die Sache. Aber mein alter Herr und mein Onkel waren strikt dagegen. Sie waren sehr altmodisch in, na ja, Fragen der ethnischen Zugehörigkeit.«
    »Deine Freundin war keine Weiße?«
    »Latino.«
    »Und es war dir so wichtig, was dein Vater dachte?«
    »Zu dem Zeitpunkt nicht mehr, nein. Ich habe ihn gehasst. Er war ein brutales Arschloch. Hat meine Mutter ins Grab getrieben, meiner Meinung nach. Es war mir scheißegal, was er dachte. Aber das wusste er. Also hat er kein Wort zu mir gesagt, sondern ist zur Familie meiner Freundin gegangen und hat angeboten, ihr die Gebühren für ein Jahr College zu zahlen, wenn sie sich von mir fernhält. Offenbar hielten sie das für ein gutes Geschäft. Ich habe sie nie wiedergesehen. Immerhin hatte sie ein so schlechtes Gewissen, dass sie mir einen Brief geschrieben hat, um zu erklären, was da gelaufen war.«
    »Und dann hast du Rache genommen.«
    »Hab mir ein paar Kanister Abbeizmittel aus der Garage geschnappt und bin damit ins Industriegebiet gefahren. Es war nach Mitternacht. Das Gebäude stand zu drei Vierteln in Flammen, als die Feuerwehr eintraf.« Turk strich sich über die Haare. »Was ich nicht wusste, war, dass sich ein Nachtwächter dort aufhielt. Er verbrachte wegen mir sechs Monate im Krankenhaus. Noch schlimmer wurde die Sache dadurch, dass mein Alter alles vertuschte, irgendwelche Deals mit der Versicherung machte. Dann spürte er mich auf und erzählte mir, dass er diesen schweren finanziellen Schaden auf sich genommen hätte, um mich vor strafrechtlicher Verfolgung zu bewahren. Weil ich zur Familie gehöre. Deswegen hätte er auch die Geschichte mit meiner Freundin durchgezogen, denn auf die Familie komme es an, ob ich das nun wahrhaben wolle oder nicht.«
    »Er hat erwartet, dass du ihm dankbar bist?«
    »So unglaublich das klingt – ja.«
    »Warst du’s?«
    »Nein. Ich war nicht dankbar.«
     
    Turk landete dort, wo er die Skyrex vor einigen Monaten schon einmal aufgesetzt hatte, auf einem kleinen Asphaltstreifen, der sich mitten im Nirgendwo zu befinden schien, jedoch, wie Diane versicherte, nur gut einen Kilometer von Dvalis Gemeinschaft entfernt lag.
    Also stapften sie los, mit Taschenlampen in der Hand.
    Sie konnten die Kommune riechen, noch bevor sie sie sahen. Sie duftete nach Wasser und Blumen, im Kontrast zum streng mineralischen Geruch der Wüste. Dann, nachdem sie einen kleinen Hügel überquert hatten, lag sie vor ihnen. Einige Lichter brannten noch: vier Häuser, ein Hof, Terracottadächer wie bei einer Hazienda. Da waren ein Garten und ein Tor aus kunstvoll geschmiedetem Eisen, hinter dem Turk einen kleinen Jungen stehen sah.
    Als der Junge sie entdeckte, rannte er in das Gebäude, und kurz darauf gingen viele weitere Lichter an und etwa fünfzehn Personen versammelten sich am Tor.
    »Lasst mich mit ihnen reden«, sagte Diane, ein Vorschlag, den Turk liebend gern annahm. Er blieb mit Lise und versuchte die Gruppe der Vierten näher in Augenschein zu nehmen, doch sie hatten das Licht im Rücken und waren kaum mehr als Schattenrisse.
    Diane trat näher und beschirmte die Augen. »Mrs. Rebka?«
    Eine Frau löste sich aus der Menge. Turk konnte von ihr nicht mehr erkennen, als dass sie etwas rundlich war und feine Haare hatte, die einen weißen Halo um ihren Kopf bildeten.
    »Diane Dupree«, sagte die Frau.
    »Ich fürchte, ich habe ungebetene Gäste mitgebracht.«
    »Und Sie sind selber einer. Was führt Sie her, Diane?«
    »Müssen Sie das wirklich noch fragen?«
    »Nein, vermutlich nicht.«
    »Dann weisen Sie uns ab oder lassen Sie uns rein. Ich bin müde. Und ich bezweifle, dass wir viel Zeit zum Reden haben werden.«
     
    Isaac wollte bleiben und die Besucher sehen – unerwartete Besucher waren in seinem Leben ein ebenso seltenes Phänomen, wie es der Ascheregen gewesen war –, doch das Fieber war zurückgekehrt und so wurde er wieder ins Bett gebracht. Schlaflos, schwitzend lag er da.
    Er wusste, dass die Ranke, die im Garten aus der Erde gekommen war und seine Hand berührt hatte, ein Gerät der Hypothetischen war. Eine biologische Maschine.

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