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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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schwebt zwischen hier und der Westküste«, brummte Weil, »und keines dieser Scheißdinger erfüllt seine Aufgabe. Können von Glück sagen, dass wir die Nachricht vom Flugplatz bekommen haben!«
    Die gestörte Telefonverbindung war nicht das einzig Bemerkenswerte. Aufmerksam betrachtete Brian die Autos, die ihnen entgegenkamen – es waren nicht nur Fahrzeuge der Ölfirmen, sondern auch etliche Privatwagen, einige davon derart von Sand und Sonne verschlissen, dass sie kaum noch funktionstüchtig schienen. Fast schien es, als würde die Rub al-Khali evakuiert. Hatte es ein weiteres Erdbeben gegeben – oder stand eines bevor?
    Nach etwa hundert Kilometern hielt der Konvoi auf dem Seitenstreifen an. Sie stiegen aus, und Sigmund und Weil gingen nach vorn, um mit den Militärs zu reden. Es sah mehr nach Streit als nach einem Gespräch aus, doch Brian konnte nichts verstehen. Er stand am Straßenrand und beobachtete die Landschaft. Unheimlich, dachte er, welch große Ähnlichkeit dieser Teil von Äquatoria mit Utah hatte: der gleiche staubblaue Horizont, die gleiche träge Hitze. Hatten die Hypothetischen diese Wüste etwa gezielt so angelegt? Unwahrscheinlich – die Hypothetischen, so sein Eindruck, bauten auf langfristige Entwicklungen: Pflanz einen Samen – besäe einen Planeten – und überlass alles Weitere der Natur. Bis zur Ernte – was immer das bedeutete oder eines Tages bedeuten mochte.
    Allzu viel wuchs hier draußen nicht, lediglich diese umbrafarbenen Büschel, die von den Einheimischen als Kaktusgras bezeichnet wurden, und selbst die machten auf Brian einen ziemlich ausgetrockneten Eindruck. Doch dann fiel ihm eine Stelle ins Auge, wo etwas Farbenfroheres Wurzeln geschlagen hatte. Er ging in die Hocke, um es näher zu betrachten. Es war eine rote Blume. Er war kein Botaniker, aber die Blüte wirkte in dieser Umgebung definitiv fehl am Platz. Er streckte die Hand aus, berührte sie. Die Pflanze war kalt, fleischig – und sie zuckte zusammen. Der Stängel bog sich von ihm weg, die Blume, falls es denn eine Blume war, senkte den Kopf.
    Verdammt, was ging hier nur vor?
    Er hasste diesen Scheißplaneten, seine nicht enden wollende Fremdartigkeit. Er war ein Albtraum, schien es ihm, der sich als Normalität tarnte.
     
    Schließlich kamen sie zu dem Flugplatz: Wellblechhütten, zwei asphaltierte, rechtwinklig angeordnete Rollbahnen, einige Benzinpumpen, ein zweistöckiger Kontrollturm mit Radar auf dem Dach. Normalerweise wurde der Flugplatz von Ölfirmen genutzt, wenn Mitarbeiter in die Rub al-Khali oder wieder zurückzutransportieren waren – jetzt war nur eine einzige Maschine auf der Rollbahn zu sehen: Turk Findleys kleine, robuste, blauweiße Skyrex brütete dort in der Sonne.
    Der Konvoi parkte vor dem Kontrollturm. Brian fühlte sich ein wenig schwindlig, als er ausstieg. Er hatte Angst. Angst um Lise natürlich, aber auch Angst vor Lise, davor, was sie ihm zu sagen haben würde – und was sie für Schlüsse ziehen würde aus der Tatsache, dass er sich in der Gesellschaft von Männern wie Sigmund und Weil befand.
    Vielleicht konnte er ihr ja helfen; an diesen Gedanken klammerte er sich. Sie war in Schwierigkeiten – aber wenn sie die richtigen Sachen sagte, jede Komplizenschaft abstritt, die Verantwortung auf andere schob, sich kooperativ zeigte, wäre Brian unter Umständen in der Lage, sie vor dem Gefängnis zu bewahren. Natürlich müsste sie nach Hause zurückkehren, Äquatoria und ihr kleines journalistisches Hobby vergessen. Doch angesichts der Ereignisse in den letzten Tagen würde sie das womöglich in einem etwas milderen Licht sehen, ja vielleicht würde sie es sogar zu schätzen wissen, was er für sie tat.
    Er folgte Sigmund und Weil, die an einer Reihe von Flughafenangestellten vorbei einen Flur hinunter auf ein Büro zueilten, vor dem ein Sicherheitsbeamter in staubig blauer Uniform stand.
    »Die Verdächtigen sind hier drin?«, fragte Sigmund.
    »Ja, alle vier.«
    »Dann wollen wir sie uns mal ansehen.«
    Der Beamte öffnete die Tür, Sigmund ging als Erster hinein, dann Weil und schließlich Brian. Abrupt blieben die beiden MfGS-Männer stehen, und er musste sich recken, um ihnen über die Schulter blicken zu können.
    »Scheiße!«, zischte Sigmund.
    In der Mitte des Raumes saßen drei Frauen und ein Mann an einem fleckigen Konferenztisch, alle mit Handschellen an einen Stuhl gefesselt.
    Der Mann mochte an die sechzig sein, wahrscheinlich älter, da er ein Vierter war. Er hatte

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