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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Biologie oder Geologie, sondern vielmehr eine Art planetarischer Archäologie. Die Hypothetischen haben diese Welt beeinflusst, lange bevor Homo sapiens entstanden ist, Millionen von Jahren vor dem Spin, Millionen von Jahren, bevor der Torbogen errichtet wurde. Das verrät uns etwas über ihre Methoden – es könnte uns aber auch etwas über ihre Ziele und Zwecke verraten, sofern wir die richtigen Fragen stellen. Das war der Kontext, in dem Ihr Vater gearbeitet hat. Er hat dieses größere Bild nie aus den Augen verloren, hat das Staunen darüber nie aufgegeben.«
    »Planet als Artefakt.«
    »Ja, das Buch, an dem er schrieb. Haben Sie es gelesen?«
    »Alles, was ich davon gesehen habe, ist die Einleitung.« Und einige wenige Notizen, die sie vor einer der verzweifelten Aufräumaktionen ihrer Mutter hatte retten können.
    »Ich wünschte, er hätte es zu Ende geschrieben. Es wäre ein bedeutendes Werk geworden.«
    »War es das, worüber Sie mit ihm gesprochen haben?«
    »Oft, ja.«
    »Aber nicht immer.«
    »Nun, natürlich haben wir auch über die Marsianer gesprochen. Darüber, was sie vielleicht über die Hypothetischen wissen. Er wusste, dass ich ein Vierter bin.«
    »Haben Sie es ihm gesagt?«
    »Ja, ich habe ihn ins Vertrauen gezogen.«
    »Und warum?«
    »Weil er so offenkundig interessiert war. Weil ich ihm vertrauen konnte. Weil er das Wesen der Welt verstand.« Dvali lächelte. »Weil ich ihn mochte.«
    »Und er war einverstanden damit, mit Ihrer… Viertheit?«
    »Er war neugierig. Er wollte alles darüber wissen.«
    »Hat er davon gesprochen, sich selbst der Behandlung zu unterziehen?«
    »Ich will nicht sagen, dass er es nicht erwogen hätte. Aber er hat nie konkret danach gefragt, weder mich noch, soweit ich weiß, jemand anderen. Er liebte seine Familie, Miss Adams – das brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen. Ich war ebenso entsetzt wie Sie, als ich von seinem Verschwinden erfuhr.«
    »Haben Sie ihn auch ins Vertrauen gezogen, was Ihr Projekt betraf? Mit Isaac?«
    »Als es noch im Planungsstadium war, ja – ich habe ihm davon erzählt.« Dvali trank einen Schluck Kaffee. »Er fand die Vorstellung fürchterlich.«
    »Aber er hat Sie nicht angezeigt. Er hat nichts getan, um Sie aufzuhalten.«
    »Nein, er hat uns nicht angezeigt, doch wir haben heftig darüber gestritten. Es hat unsere Freundschaft sehr belastet.«
    »Belastet, aber nicht beendet.«
    »Weil er trotz allem verstanden hat, warum die Arbeit notwendig ist. Dringend notwendig.« Dvali beugte sich näher heran, und für einen Moment befürchtete Lise, er würde ihre Hände ergreifen. Sie war sich nicht sicher, ob sie das ertragen könnte. »Die Möglichkeit eines Kontakts mit den Hypothetischen – mit dem Geist, der hinter diesem gewaltigen Netzwerk steckt – hat ihn ebenso fasziniert wie mich.
    Er wusste, wie bedeutsam das ist, nicht nur für unsere Generation, sondern auch für die uns nachfolgenden, für die Menschheit insgesamt.«
    »Dann müssen Sie enttäuscht gewesen sein, als er nicht kooperieren wollte.«
    »Ich war nicht auf seine Kooperation angewiesen. Ich hätte gerne seine Zustimmung gehabt und war enttäuscht, als er sie mir verweigerte. Irgendwann hörten wir einfach auf, darüber zu reden – wir sprachen über andere Dinge. Und als es dann ernst wurde mit dem Projekt, habe ich Port Magellan verlassen. Ich habe Ihren Vater nie wiedergesehen.«
    »Das war sechs Monate, bevor er verschwand?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie etwas darüber?«
    »Über sein Verschwinden? Nein. Die Genomische Sicherheit war damals in Port Magellan – unter anderem hat man nach mir gesucht, da Gerüchte über das Projekt nach außen gedrungen waren –, und als ich hörte, dass Robert Adams vermisst wird, nahm ich an, er sei vom Ministerium festgenommen und verhört worden. Aber Genaueres kann ich nicht darüber sagen.«
    »Die meisten Leute, die von der Genomischen Sicherheit verhört werden, tauchen wieder auf, Dr. Dvali«, sagte Lise, obwohl sie es besser wusste.
    »Nicht alle.«
    »Er war kein Vierter. Warum sollten sie ihm etwas tun?« Ihn töten – die Worte brachte sie nicht über die Lippen.
    »Er würde Widerstand geleistet haben. Aus Loyalität. Aus Prinzip.«
    »Kannten Sie ihn so gut, um das sagen zu können?«
    »Ich habe mich der Behandlung in Bangalore unterzogen, Miss Adams, vor zwanzig Jahren. Ich bin nicht allwissend, aber ich habe eine ganz gute Menschenkenntnis. Nicht dass Robert Adams’ Charakter in irgendeiner Weise verborgen gewesen

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