Ayesha - Sie kehrt zurück
entfernt.
»Dazu ist noch Zeit, wenn wir keine andere Möglichkeit mehr haben. Zu Fuß werden wir den Berg nie erreichen, und wenn sie die Pferde zerrissen haben, folgen sie unseren Spuren. Nein, Leo, reite, wie du noch nie zuvor geritten bist.«
Wir schwangen uns in den Sattel, doch bevor ich meinem Pferd die Sporen gab, warf ich noch einen raschen Blick zurück. Es wird noch erinnerlich sein, daß wir eine ganze Weile über leicht ansteigendes Land geritten waren, das, etwa drei Meilen weit entfernt, durch eine Hügelkette begrenzt wurde, hinter der die weite Ebene begann, auf der wir uns jetzt befanden. Die Sonne war nun hinter diesen Hügeln untergegangen, und es gab zwar noch ein wenig Licht, doch die Ebene lag bereits im Schatten. Auf der Ebene war deshalb nichts mehr zu erkennen, doch konnte man in der klaren Luft alles sehen, was sich auf dem Kamm der Hügelkette bewegte.
Und dies sah ich dort: eine Masse winziger Objekte ergoß sich über die Kuppe, und zwischen ihnen erkannte ich einen Reiter auf einem mächtigen Pferd, der ein zweites Tier am Zügel führte.
»Die ganze Meute ist hinter uns her«, sagte Leo finster, »und Rassen hat ein Reservepferd dabei. Jetzt begreife ich, warum er wollte, daß wir die Speere zurückließen«, schrie er, als wir angaloppierten, »und ich fürchte, bevor alles vorüber ist, wird sich die Prophezeiung des Schamanen als richtig erweisen.«
Wir galoppierten in das rasch sich herabsenkende Dunkel hinein, direkt auf den Berg zu. Dabei versuchte ich, unsere Chancen auszurechnen. Unsere Pferde, die zu den besten des Landes zählten, waren stark und noch bei Kräften, denn obwohl wir eine weite Strecke zurückgelegt hatten, waren wir immer darauf bedacht gewesen, sie möglichst zu schonen. Doch zweifellos waren auch die Hunde des Todes kräftig und bei guter Kondition, denn da Rassen auch während der Dunkelheit jagte, hoffte er sicher, uns im Schlaf überraschen zu können, hatte auch ihre Kräfte geschont und sicher häufig kürzere Wege gefunden als wir, indem er bei der Bevölkerung Erkundigungen über uns einzog und seine Meute erst nach Passieren des letzten Dorfes auf unsere Spur setzte.
Außerdem hatte er zwei Pferde, und wir vermuteten – obwohl es sich später als unrichtig herausstellte, da er seine Untat ohne Zeugen begehen wollte –, daß er von einer Eskorte Soldaten begleitet wurde. Deshalb war es so gut wie sicher, daß er uns irgendwann einholen würde, falls wir nicht vorher einen Ort erreichten, an den er uns nicht zu folgen wagte – den Hang des Feuerberges, der noch viele Meilen weit entfernt lag. Daneben sah ich nur noch die Möglichkeit, daß die Hunde müde werden und sich weigern könnten, weiterzulaufen.
Das jedoch war ziemlich unwahrscheinlich, da die Tiere ungewöhnlich groß und kräftig waren und von einem unbezähmbaren Jagdfieber gepackt wurden, sobald sie Blut rochen, was ohne Zweifel in der Substanz enthalten war, mit der man die Hufe unserer Pferde präpariert hatte. Sie würden eher vor Erschöpfung tot umfallen, als daß sie von unserer Spur abließen. Es bestand auch noch die Möglichkeit, daß sie unsere Spur verlieren konnten, doch das war angesichts der Schärfe ihres Geruchs mehr als unwahrscheinlich. Selbst eine englische Hundemeute nimmt die Witterung eines Köders, den man in Brusthöhe getragen hat, noch nach Stunden wahr, und hier war eine weitaus stärkere Duftmischung verwendet worden, die Hunde noch nach Tagen riechen würden. Eine letzte Chance: Wenn wir gezwungen werden sollten, unsere Pferde aufzugeben, könnten wir vielleicht entkommen, falls es uns gelang, irgendwo auf der weiten Ebene ein Versteck zu finden. Wenn nicht, würden uns die Hunde sowohl sehen, als auch riechen, und dann ...
Nein, die Chancen standen gegen uns, aber das war schon oft der Fall gewesen. Vorläufig hatten wir noch einen Vorsprung von drei Meilen, und vielleicht würden wir Hilfe vom Berg bekommen, irgendeine unvorhersehbare Hilfe. Also bissen wir die Zähne zusammen und galoppierten, was die Pferde hergaben, solange es noch etwas hell war.
Aber sehr bald verblaßte auch das letzte Licht, und der Mond stand noch hinter den Bergen.
Jetzt waren die Hunde im Vorteil und verkürzten unseren Vorsprung, denn sie wurden von der Dunkelheit nicht behindert, während wir nicht wagten, zu schnell zu reiten, aus Angst, daß die Pferde stolpern und lahmen könnten oder sogar stürzen.
Zum zweiten Mal seit unserer Ankunft im Land Kaloon flammte
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