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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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herumwirbelte und aus dem Haus lief, so schnell er konnte.
    17. Kapitel
    Sie hatten ihm seine Uhr weggenommen, so daß er nicht sa gen konnte, wie lange er schon hier war - was immer Hier auch bedeuten mochte. Er wußte nicht, wo er war, und er erinnerte sich nicht einmal wirklich wie er hierhergekommen war. Er erinnerte sich vage an ein Zimmer, in dem er aufgewacht war, nachdem die Wirkung der Spritze nachließ, die ihm der Arzt im Krankenwagen gegeben hatte, aber es war nicht dieses Zimmer gewesen. Dieses andere Zimmer hatte Fenster gehabt und eine Klingel, die er betätigen und damit nach der Schwester rufen konnte.
    Das Zimmer, in dem er sich jetzt befand, hatte keine Fenster. Und es hatte auch keine Klingel, ebensowenig wie einen Schrank, eine Waschgelegenheit oder wenigstens eine Toilette. Der Raum war sehr klein und enthielt nichts als das breite, aber trotzdem unbequeme Bett, auf dem er lag, und eine wuchtige Tür, der man trotz der neutralen weißen Lackierung ansah, daß sie aus massivem Stahl gemacht war, schwer genug, jedem Tresor Ehre zu machen. Oh ja, und noch etwas: Unmittelbar über dieser Tür war ein glänzendes rundes Glasauge, das ihn beständig anstarrte. Das Objektiv einer Videokamera. Wenn er hier in einem Krankenhaus war, dann in dem sonderbarsten, von dem er jemals gehört hatte.
    Aber Hansen glaubte nicht, daß es sich um ein Krankenhaus handelte. Er war mit einem Krankenwagen hergebracht worden - wenigstens vermutete er das -, und die wenigen Menschen, die er bisher zu Gesicht bekommen hatte, trugen ausnahmslos weiße Kleidung und helle Turnschuhe; außerdem hatten sie eine unangenehme Vorliebe für Spritzen, von denen sie ihm schon eine ganze Anzahl verabreicht hatten, ohne daß sich irgend jemand die Mühe machte, ihm etwa zu sagen, was sie ihm da spritzten. Er hatte ein paarmal gefragt, aber keine Antwort bekommen. Eigentlich hatte bisher noch niemand wirklich mit ihm gesprochen - wenn man unter gesprochen nicht verstand, daß nur einer der Gesprächspartner redete und der andere schwieg oder Fragen beantwortete, die er gar nicht gestellt hatte.
    In diesem Punkt war er allerdings nicht ganz sicher. Seine Erinnerungen spielten ihm einen Streich - nicht nur, was den Weg hierher anging, sondern auch die Zeit danach. Er hatte das Gefühl, daß es mehrere Stunden gewesen sein mußten, war aber nicht sicher. Vielleicht lag es an den Spritzen, vielleicht an dem, was in der vergangenen Nacht geschehen war - auch daran erinnerte er sich nur unscharf, weniger wie an etwas Selbsterlebtes, das erst ein paar Stunden zurücklag, sondern wie an einen Film, den er vor vielen Jahren einmal gesehen und schon zum Großteil wieder vergessen hatte -, aber seine Gedanken verwirrten sich immer wieder. Dreimal war er allein hochgeschreckt und hatte sich gefragt, wo er überhaupt war, und einmal gar, wer er war. Seine Erinnerungen setzten immer gleich darauf wieder ein, aber vielleicht war das gerade das Schlimme: Er war sich der Tatsache bewußt, daß er Blackouts hatte, und daß sie immer schneller kamen und immer länger dauerten. Was in Gottes Namen geschah mit ihm?
    Hansen richtete sich auf dem Bett auf. Die Bewegung verlangte große Kraft von ihm und noch mehr Konzentration. Nicht nur sein Erinnerungsvermögen hatte gelitten, er fühlte sich auch körperlich schlecht - so schwach wie ein Baby und schwindelig. Sein rechter Arm war taub von den vielen Spritzen, die er bekommen hatte, und als er versuchte, sich weiter aufzusetzen und die Beine vom Bett zu schwingen, hätte er es fast nicht geschafft. Um ein Haar wäre er nach vorne gekippt und hätte kaum die Kraft gehabt, sich zu halten.
    Er stöhnte leise. In einer kraftlosen Bewegung sank er nach vorn, stützte die Ellbogen auf die Knie und verbarg das Gesicht in beiden Händen. Das Schwindelgefühl zwischen seinen Schläfen war jetzt so schlimm, daß er es nicht wagte, die Augen zu öffnen, aus Angst, daß ihm übel werden konnte.
    Wo war er hier? Was hatten sie nur mit ihm getan?
    Es war einer seiner lichten Momente, wie ihm mit grausamer Deutlichkeit bewußt wurde. Nicht der erste. Und es war auch nicht das erste Mal, daß er sich genau diese Frage stellte und vielleicht sogar eine Antwort darauf gefunden hatte, aber er hatte sie ebenso vergessen wie die davor und die vor ihr, und die davor.
    Plötzlich hatte er Angst. Eine Angst, die in Bruchteilen von Sekunden beinahe zur Panik wurde und ihn hätte aufschreien lassen, hätte er nur die Kraft dafür

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