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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dem kleinen Pförtnerhäuschen daneben brannte das trübe Licht einer altmodischen Schreibtischlampe, aber der Pförtner selbst war bereits aus seiner Loge herausgetreten und leuchtete mit einer Taschenlampe in ihre Richtung. Wahrscheinlich hatte er sie schon bemerkt, als sie von der Straße abgebogen waren, und sich gewundert, warum sie mit laufendem Blaulicht noch einmal auf halbem Wege angehalten hatten.
    Sendig trat leicht auf die Bremse, schaltete das Blaulicht aus und kurbelte gleichzeitig das Fenster auf seiner Seite herunter. »Sagen Sie nichts, Bremer«, sagte er. »Ich regele das.«
    Er bremste weiter ab und hielt unmittelbar neben dem Pförtner an. Der Lichtstrahl der Taschenlampe richtete sich für einen Moment direkt auf sein Gesicht und erlosch, als Sendig die Hand hob und übertrieben blinzelte. Bremer hörte, wie der Pförtner näher kam. Sehen konnte er ihn nicht, dazu war es zu dunkel draußen. Alles, was er wahrnahm, war ein gesichtsloser Schatten.
    »Guten Abend«, sagte der Pförtner. Seine Stimme verriet, daß er schon ziemlich alt sein mußte. »Was ist denn los? Ist was passiert? Ich habe euch nicht gerufen, und -«
    »Es ist nichts passiert«, unterbrach ihn Sendig. »Keine Angst - wir sind nicht im Einsatz. Direktor Sillmann hat uns angerufen. Ist er hier?«
    »Direktor Sillmann?« Der Pförtner kam noch näher und stand nun unmittelbar neben der Tür, so daß Bremer sein Gesicht nun erkennen konnte. Er war so alt, wie er erwartet hatte, und sah sehr verwirrt aus, aber auch ein bißchen mißtrauisch. Wahrscheinlich war ihm Sendigs Aufzug bereits aufgefallen. Bremer betete, daß die bloße Autorität des Krankenwagens ausreichen mochte, ihn nicht ]X intensiv über dessen sonderbare Insassen nachdenken zu lassen.
    »Er erwartet uns«, bestätigte Sendig. »Ist er schon da?«
    »Ange...« Der Pförtner stockte mitten im Wort. Sein Gesicht hellte sich auf. »Jetzt verstehe ich. Natürlich ist er da - entschuldigen Sie. Er wartet schon auf Sie. Tut mir leid – ich habe die anderen durchgelassen, aber ich wußte nicht, daß noch jemand kommt. Was ist denn eigentlich los?«
    Sendig ignorierte die Frage. »Wo finden wir ihn?«
    »Im Labor.« Der Pförtner schaltete seine Lampe wieder ein und deutete mit dem Lichtstrahl nach rechts. Bremers Blick folgte der Geste. Das Gebäude, auf das der Mann wies, war zu weit entfernt, um mehr als ein Schatten zu sein, aber hinter einer offenstehenden Tür im Erdgeschoß brannte Licht. Ein Stück daneben war ein Wagen abgestellt. »Sehen Sie die Tür? Einfach den Gang bis zum Ende und dann die Treppe hinunter. Normalerweise ist abgeschlossen, aber wenn der Herr D i rektor Sie erwartet, ist die Tür bestimmt auf. Wenn nicht, rufen Sie mich. Ich habe einen Hauptschlüssel.«
    Sendig bedankte sich, drehte das Fenster wieder hoch und fuhr weiter. Die Scheinwerferstrahlen beschrieben einen asymmetrischen Viertelkreis vor ihnen auf dem Boden, als er den Wagen durch das Tor und dann nach rechts lenkte, und wurden länger, als er aufblendete. Die offenstehende Tür im Laborgebäude verlor deutlich an Leuchtkraft, aber dafür sah Bremer, daß hinter dem Wagen, der daneben abgestellt war, ein zweites Fahrzeug stand: ein auffälliger schwarzer Mercedes mit abgedunkelten Scheiben und einer sonderbaren, wie ein Bumerang geformten Antenne auf dem Kofferraumdeckel. Das mußten die anderen sein, von denen der Pförtner gesprochen hatte.
    Auf der anderen Seite d es Wagens mit der seltsamen Kof ferraumverzierung lehnte ein Mann. Er trug einen dunklen Anzug und rauchte. In der linken Hand hielt er etwas, das Bremer nicht genau erkennen konnte, von dem er aber ziemlich sicher war, daß es sich um ein Walkie-talkie handelte. Als das Licht den Wagen erfaßte, erschien sein Schatten riesig und verzerrt an der weißgestrichenen Wand hinter ihm. Er drehte den Kopf und sah blinzelnd in ihre Richtung, machte aber keine Anstalten, vom Kotflügel des Wagens herunterzugle i ten, auf dem er halb saß, halb lehnte.
    Sendig gab ein wenig mehr Gas. Er fuhr nicht sehr schnell, aber sie waren auch keine zehn Meter mehr von den beiden Wagen entfernt. Wenn er es nicht unbedingt darauf anlegte, die Bremsen des Krankenwagens zu testen, sollte er vielleicht allmählich wenigstens aufhören, Gas zu geben, dachte Bremer.
    »Nicht so schnell«, sagte er.
    Aber Sendig bremste nicht ab, sondern grinste plötzlich wieder - und trat das Gaspedal mit einem Ruck bis zum Anschlag durch.
    Der Motor unter Bremers

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