Azrael
waren. Warum jetzt? Nach zweitausend Jahren? Und zwei kannten einander nicht nur, sie waren sogar beste Freundinnen. Nur ein Spiel des Zufalls? Daran zweifelte er.
Was bedeutete das?
»Ich muss euch einen Auftrag erteilen.« Der Reihe nach schaute er seinen Untertanen in die Augen und gab ihnen zu verstehen, wie wichtig der Befehl war. Die Reaktion erfolgte sofort und intensiv. Rings um die drei Männer verdichtete sich die Nacht, sie strafften die Schultern, und Terry bekam seine Unruhe in den Griff. Was im globalen Zusammenhang geschah, wusste Az nicht, doch hatte Randy recht. Irgendetwas Neues braute sich da zusammen. Und was immer es sein mochte, Sophie steckte mittendrin. So wie zuvor die beiden ersten Sternenengel. Deshalb würde Az alle Vampire auf dem Planeten und alle ihre menschlichen Assistenten informieren. »Sophie Bryce muss beschützt werden, als wäre sie eure Königin.« Weil sie das bald sein wird, trotz aller Widrigkeiten.
Schweigend nickten die drei Vampire. Wie ihre Mienen bekundeten, hatten sie verstanden, worum es ging.
»Und, Randall«, fügte Az hinzu, als hätte er sich gerade erst daran erinnert, »Michael braucht deine Hilfe bei einem Fall.«
Abraxos, in den Kreisen seiner Adarianer auch als General Kevin Trenton bekannt, war von Natur aus ein geduldiger Mann. So lange wie er konnte man nicht leben, ohne eine gewisse Widerstandskraft gegen die frustrierenden Launen der Zeiten zu entwickeln. Aber neuerdings schien sich die Zeit in seinem Umfeld zu beschleunigen, und er fürchtete, ins Hintertreffen zu geraten, wenn er sich nicht genauso beeilte.
Seit vielen Tausend Jahren lebte er zusammen mit seinen adarianischen Brüdern auf der Erde. Die Adarianer waren vor einer halben Ewigkeit vom Alten Mann erschaffen und dann auf den Müllhaufen namens Erde verbannt worden, so wie zahllose andere teils übernatürliche, teils sterbliche Wesen. In dieser langen, langen Zeit hatte er, so wie die übrigen Adarianer, einiges durchgemacht. Ihren machtvollen Körpern fehlte nur eine einzige Fähigkeit: die Heilkunst.
Aus diesem Grund hatte Kevin jahrtausendelang nach einer solchen Gabe gesucht und sie schließlich in der jungen Eleanore Granger gefunden. Fünfzehn Jahre lang hatte er das Mädchen verfolgt, das zur Frau herangewachsen und schließlich als Sternenengel identifiziert worden war.
Vor ein paar Monaten hatte er versucht, Ellie gefangen zu nehmen, damit seine Männer ihre Heilkräfte absorbierten. Natürlich hatte ihn auch ihre Schönheit nicht gestört. Schon als Teenager war sie zauberhaft gewesen, und er hatte sich vorgestellt, welch ein süßer Sieg es wäre, sie zu besitzen.
Doch er hatte sie in einer Schlacht gegen die vier Favoriten des Alten Mannes verloren, und sie war von ihrem Partner, dem einstigen Racheengel Uriel, beansprucht worden. In jenem Kampf waren einige Adarianer gefallen, weitere in den Kämpfen um den zweiten Sternenengel, Juliette Anderson.
Von den ursprünglich zwölf Adarianern blieben nur sieben übrig. Und Kevin war seinem Ziel keinen Schritt nähergekommen.
Jetzt gab es noch einen Sternenengel – den dritten. Nach Tausenden von Jahren tauchten sie ganz plötzlich auf wie Unkraut, und die Zeit lief ihm davon. Trotz seines Alters und der Gelassenheit, die er all den Millennien verdankte, ging ihm die Geduld aus.
Reglos, eine einsame Gestalt, stand er auf einem Felsen der Insel Alcatraz und blickte über die tiefe, dunkle Bucht zur Skyline von San Francisco hinüber, die eine Meile entfernt lag. Hier draußen war die Nacht still und kalt und perfekt, das geschäftige Treiben der Stadt weit weg. Nur gelegentlich wehte eine Brise schwache Geräusche heran. Wegen des dritten Sternenengels hatte er die Bay Area aufgesucht. Wie er mittlerweile wusste, würde die Frau bald hier leben, und so schmiedete er seine Pläne.
Aber an diesem berüchtigten, einsamen Ort spürte er einen verwandten Geist, auf dem Felsen, wo die Bösen gefangen gehalten wurden, auf einer Insel, von der nichts Gutes kam. Zu seiner Rechten stand ein Informationskiosk, eine Karte von Alcatraz schwankte im Meereswind, zog Kevins Aufmerksamkeit auf sich und zeigte ihm sein Spiegelbild im glatten, polierten Plastik. Er lächelte dem ungewöhnlich gut aussehenden Gesicht mit den scharfen weißen Fängen, den blauen Augen und dem schwarzen Haar zu.
Immerhin einen Vorteil hatten ihm die Auseinandersetzungen mit den Erzengeln und ihren Sternenengeln verschafft.
Während Kevins erstem Kampf
Weitere Kostenlose Bücher