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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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einen Schrei. Doch er hielt ihr den Mund zu, sein Körper presste ihren auf das Bett, ehe sie einen Laut hervorbrachte. Als er wieder in ihr Gehirn einzudringen begann, erstarrte sie unter ihm, ihre Augen verloren sich in seinen.
    »So ist es gut, meine Kleine.« Seine geflüsterten Worte liebkosten ihre Lippen. »Erinnerst du dich, was ich in deinem Traum mit dir tat?« Anzüglich lächelte er. »Soll ich es wieder tun?«
    Nur für einen Sekundenbruchteil regte sich die Luft ringsum, bevor die Stimme hinter ihm erklang. Für eine tiefere Invasion fand er keine Zeit.
    »Jetzt bist du hier fertig, Marcus. Steh auf und dreh dich zu uns um.«
    Wie gelähmt lag er auf seinem erhofften siebenundfünfzigsten Opfer. Dann spannte er seine Muskeln an, sein Geist beruhigte sich, ein sonderbares Gefühl der Vollendung erfasste ihn. Es war vorbei, sie hatten ihn ertappt. Damit war seine Frage, wie lange es dauern mochte, bis Hesperos ihn finden würde, beantwortet.
    Bedächtig entfernte er seine Hand von den Lippen der jungen Frau, erhob sich und blieb neben dem Bett stehen. Sie beobachtete ihn, das Gehirn zwischen seiner und ihrer eigenen Kontrolle gefangen. Verwirrt und erregt bebte ihr Körper.
    Marcus schenkte ihr ein rätselhaftes Lächeln, bevor er sich seinen Scharfrichtern zuwandte. Die beiden Männer trugen Straßenkleidung. An ihnen wies nichts auf höhere Ränge in Hesperos’ Heer hin.
    Aber er wusste es besser. »Du musst mich töten, Aarix«, sprach er den Größeren an, einen Mann mit pechschwarzem Haar und umschatteten Augen. »Mit dir und unserem König und unserem Volk habe ich nichts mehr zu tun.«
    Aus diesem Raum würden sie ihn nicht entkommen lassen. Dazu waren Hesperos’ Soldaten imstande. Diesmal gab es kein Entrinnen.
    Eine Zeit lang musterte Aarix ihn schweigend. Mit schräg gelegtem Kopf betrachtete Darion, der andere Mann, ihn genauso aufmerksam. Überaus attraktiv, mit dichtem braunem Haar und meerfarbenen Augen erfüllte er seit Äonen die Wunschträume unzähliger Frauen. Früher war Marcus stolz gewesen, weil er zu den schönsten Geschöpfen in allen Sphären gehörte – jetzt bedeutete ihm das nichts mehr.
    »Hesperos möchte dich lieber anhören, statt deinen sofortigen Tod zu befehlen«, erklärte Aarix. »Mit Letzterem hätte ich kein Problem, wenn es denn so sein soll.«
    Hinter Marcus bewegte sich die junge Frau auf dem Bett, und er spürte Aarix’ Einfluss an sich vorbeigleiten, als der Soldat blitzschnell ihr Gehirn durchdrang und sie in einen friedlichen Tiefschlaf sandte.
    Marcus lächelte bitter. »Weil du ein zu weiches Herz hast, bist du ein perfektes Werkzeug, Aarix.«
    »Das halte ich für ein Kompliment.« Aarix’ dunkle Augen glitzerten. Ebenso wie sein Gefährte streckte er einen seiner muskulösen Arme aus. Die Luft schimmerte. Als der unnatürliche Glanz erlosch, strahlten Schwerter in den Händen der beiden Männer, von magischem Licht erhellt. Üppige Gravuren schmückten die Klingen, die Griffe, scheinbar aus Leder, funkelten wie Sternenstaub. »Bewaffne dich«, mahnte Aarix.
    Marcus schüttelte den Kopf. »Wie ich bereits sagte, du musst mich töten.« Sein Lächeln wurde breiter, und er streckte seine leeren Hände aus. »Aber ich werde dir nicht gestatten, dich dabei wohlzufühlen.«
    Darions Augen verengten sich, ihre Meeresfarben leuchteten noch heller. »Mir fällt es nicht schwer, einen Unbewaffneten niederzustrecken, und wenn ich nur eine einzige unschuldige Seele vor deiner Verderbtheit rette.«
    »Vor meiner Verderbtheit?« Enttäuscht hob Marcus eine Braue. »Meinst du das ernst, Darion? Bist du so blind, dass du nicht siehst, was um dich herum geschieht? Seit Jahrtausenden benutzen wir die Frauen nur zur Fortpflanzung. Wir suchen uns die aus, die unsere Kinder gebären, dann ziehen wir weiter und sehen sie nie wieder. Andere Männer ziehen unsere Söhne auf, erleben ihre Kindheit, hören ihr erstes Wort, sehen ihre ersten Schritte.« Leicht verwirrt runzelte er die Stirn, weil er nie zuvor ausgesprochen hatte, was er empfand. »Jemand anders beobachtet, wie sich mein Sohn zum ersten Mal die Schuhe zubindet oder Fahrrad fährt. Und er merkt’s, wenn der Junge zum ersten Mal ein Mädchen geküsst hat.«
    »Es steht dir nicht zu, unsere Lebensweise zu hinterfragen«, entgegnete Aarix. Doch seine Stimme klang müde, die dunklen Augen wirkten traurig, und Marcus fragte sich, ob er einen wunden Punkt des alten Soldaten berührt hatte.
    Kaum merklich senkte Darion

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