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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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bläulichen Schlagader vibrierte. Sophies Duft erfüllte seine Sinne – das Shampoo in ihrem Haar, das A & W auf ihrer Zunge, das Blut in ihrem Körper.
    Als die Reißzähne in seinem Mund explosionsartig zur vollen Raubtierlänge gelangten, scharf und bedrohlich, sprang er vom Bett auf und wandte sich hastig ab. Er spürte das rauschende Blut in seinen Ohren wie die Stromschnellen eines reißenden Flusses und schloss die Augen. Hinter ihm stöhnte Sophie im Schlaf, ihren sanften Emotionen im Traum ausgeliefert. Beklemmend hämmerte Azraels Herz gegen seine Rippen. In seinem Innern erwachten Qualen, erblühten irgendwo in seinem Bauch. Es war, als hätte ein Fieber seinen Körper erfasst. Er knirschte mit den Zähnen, ballte die Hände zu Fäusten und konzentrierte sich auf den stechenden Schmerz, da die Fingernägel sich in die Handflächen bohrten.
    Nun hatte er die Wahl. Entweder gab er Sophie in die Obhut Uros, der zusammen mit den anderen Musikern rings um den Apartmentkomplex Wache hielt, oder er blieb, wo er war, und ließ sich von seinem Sternenengel stärken. Hier und jetzt. Noch nie hatte ein so verführerischer Gedanke das Gehirn des Königs der Vampire durchdrungen.
    Doch das wollte er ihr nicht zumuten. Der Kuss eines Vampirs konnte gierig und grausam sein, so schmerzhaft wie kaum etwas anderes im Leben. Aber auch sinnlicher und erotischer als alles, was eine Frau je zuvor erlebt hatte. Azrael besaß das Talent, Sophie unermessliche, unendliche Lust zu bereiten. Wenn er zum ersten Mal in ihr versank, sollte es vollkommen sein, mit Herz und Seele, Körper und Geist.
    Nicht so. Verzweifelt seufzte er, und sofort meldete sich Uro in seinem Gehirn. Alles in Ordnung, mein König? Auch in Gedanken war der ägyptische Prinz majestätisch und gefasst.
    Pass auf sie auf, Uro, erwiderte Az und bemühte sich mit aller Macht, seine mentale Stimme zu kontrollieren. Durch seine Adern flossen Flammen, sein Blickfeld färbte sich rot. Er erinnerte sich an den brennenden Schmerz in jenem Moment vor zweitausend Jahren, als er seine jetzige Gestalt angenommen hatte. Die Höllenpein schien damals endlos. Fast hätte sie ihn vernichtet. Dann hatte sie nachgelassen, er hatte wieder halbwegs klar denken können und geglaubt, diese Tortur müsste er nie wieder erleiden.
    Jetzt kehrte der grausige Hunger zurück und konzentrierte sich ausschließlich auf den wohlgeformten Körper seines unschuldigen Erzengels.
    In der Luft regte sich eine leichte Brise, die aus dem Nirgendwo kam. Dann stand Uro im Schlafzimmer. Mit seinen tiefschwarzen Augen musterte er Azrael. »Geh«, sagte er schlicht und nickte, um zu bekunden, er würde das Problem seines Königs verstehen. »Solange ich atme, ist Sophie bei mir sicher.«
    Az vergeudete keine Zeit mit einer Antwort, sondern löste sich in dunklen Nebel auf und verschmolz mit den Schatten. In dieser schwerelosen Form fand er den Schmerz erträglich. Aber es missfiel ihm, für längere Zeit auf seinen Körper zu verzichten, nun, da er wachsam bleiben musste. In diesem Zustand konnte er Sophie nicht schützen, und das akzeptierte er nur, weil er Uro vertraute.
    Ein Vorteil des ältesten Vampirs auf Erden war die Gabe, durch Schatten zu gleiten. Die Kenntnis dieser Fähigkeit verdankte er einer anderen übernatürlichen Kreatur, einem schwarzen Drachen. Schon vor Äonen waren schwarze Drachen höchst selten gewesen. Nun versteckten sie sich seit vielen Tausend Jahren, und Az fragte sich, ob sie überhaupt noch existierten.
    Jedenfalls war es sehr praktisch, wenn man sich im Schattenreich bewegen konnte. So wie die Erzengel für ihre Reisen das Herrenhaus benutzten, suchte er jetzt einen der tiefsten, finstersten Schatten dieser Nacht auf und verließ ihn an einem anderen Ort – in einer Seitengasse von Pittsburgh.
    Wenig später fand er eine verdorbene Seele, grub seine Zähne in den Hals seines Opfers und begann, durstig zu trinken.
     
    Im Flug brauchte ein Vampir nur kurze Zeit, um von A nach B zu gelangen. Wenn Kevin auch kein Erzengelportal zur Verfügung hatte, das ihn überallhin beförderte, so besaß er doch immerhin eine adarianische Seele, war uralt und sehr mächtig.
    Die alte Magie verstärkte die Vampirkräfte, beschleunigte sein übernatürliches Tempo, und er bewegte sich schnei-1er als gewöhnliche Vampire. In nur ein paar Stunden flog er von Pennsylvania zur Westküste und beschämte damit jede Boeing 747. Er landete auf einer schwarzen Klippe über dem Pazifik. Etwa

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