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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Macht und die Willenskraft aus, dieses Potenzial zu kontrollieren.
    »Wenn wir reingehen, wird sie natürlich erschrecken. Unter der Erde kann sie uns nicht mit Blitz und Donner abwehren«, sagte Kevin im Hinblick auf das Talent des Sternenengels, das Wetter zu beeinflussen. »Aber nehmt euch trotzdem in Acht.« Nun wandte er sich zu Luke.
    Luke hieß einst Laoth, und er besaß mehrere nützliche Fähigkeiten. Wie ein Vampir konnte er Sterbliche hypnotisieren, mit einem einzigen Blick einschlafen lassen, ihre Träume kontrollieren und ganze Gebiete in stilles Dunkel hüllen. Kevin würde keine Zeit finden, um Sophie die Besinnung mit Drogen oder anderen schädlichen Methoden zu rauben, ehe Azrael von Uro über den Angriff informiert wäre. Deshalb mussten der General und seine Männer möglichst schnell vorgehen. Luke sollte den Sternenengel sofort überwältigen und in den Schatten zerren.
    Allzu lange würde Sophie nicht bewusstlos bleiben. Nur während sie ohnmächtig war, konnte sie transportiert werden. Außerstande, sich zu wehren, würde sie keine Blitze auf die Köpfe der Adarianer hinabjagen – oder mittels Telekinese winzige Funken an Zigarettenenden oder Kerzenflammen in gigantische Feuersbrünste verwandeln. Sternenengel waren eine sehr mächtige Rasse, die man ernst nehmen musste.
    »Was zu tun ist, weißt du.« Kevin nickte Luke zu, der zurücknickte, die eisblauen Augen voll kalter Entschlossenheit. Dann gingen die vier Adarianer in eine dunkle Ecke des Raums.
    Kevin hatte ein paar frustrierende Nächte ertragen müssen. So sicher war er gewesen, das vermischte Blut gewisser Adarianer in seinen eigenen Adern würde es ihm ermöglichen, Tageslicht wenigstens kurzfristig zu ertragen. Aber alle Versuche, die richtige magische Mixtur zu brauen, hatten zu peinlichen Fehlschlägen und bleibenden Narben an seiner linken Hand geführt. Offenbar waren manche Dinge mächtiger als andere, ohne Rücksicht auf die Umstände. Kein Vampir konnte die tödliche Gefahr der Sonne abwenden, ganz egal, was er unternahm, um sie zu bekämpfen.
    Aufgrund dieser beklagenswerten Erkenntnis musste er seine Pläne ändern. Ursprünglich hatte er die vier Erzengel und den neuen Sternenengel tagsüber attackieren wollen, wenn Azrael handlungsunfähig war. Das kam jetzt nicht mehr infrage. Aber wo das Schicksal eine Tür schloss, öffnete es zuweilen einladend ein Fenster.
    Den Experimenten zufolge, die Kevin und seine Männer in den letzten Tagen durchgeführt hatten, konnten die meisten Vampire nicht durch Schatten reisen wie Azrael. Dieses sonderbare, äußerst nützliche Talent besaßen nur die entschwundenen schwarzen Drachen – und uralte, erfahrene Vampire.
    Angeblich hatte Azrael diese Kunst von Anfang an beherrscht. Und deshalb überlegte Kevin, was Az von seinen Geschöpfen unterscheiden mochte. Jedenfalls war er der erste Vampir auf Erden gewesen. Interessanter und verheißungsvoller jedoch: Er war der ehemalige Todesengel. Ein Erzengel. Wie die Adarianer.
    Von diesem Gedanken inspiriert, hatte Kevin sich im adarianischen Hauptquartier einem Schatten genähert und ihn zum ersten Mal nicht als immateriellen Effekt eines Zusammenspiels von Licht und Festkörpern gesehen, sondern als Möglichkeit. Als eine Tür.
    Er war in diesen Schatten getreten. Da hatte sich die Welt ringsum verändert und verdunkelt. Die Farben waren aus den Möbeln seines Büros gewichen, blau und rot wurden schwarz, gelbliche Töne ergrauten. Ganz leicht fühlten sich Kevins Füße an, sein Körper erschien ihm schwerelos. Und er glaubte, er könnte sich nur mehr bewegen oder denken und atmen, wenn er äußerst konzentriert war. Erschrocken über diese Wirkung, hatte er sofort versucht, aus dem Schatten zurückzuweichen. Das hatte funktioniert, er war in die »reale« Welt seines Büros zurückgekehrt. Mit klopfendem Herzen hatte er überdacht, was da geschehen war.
    Bei einem zweiten Versuch hatte er etwas länger durchgehalten, beim dritten und vierten Mal war er in andere Räume des Gebäudes gelangt. Seither verfolgte er einen neuen Plan. Tagsüber konnte er den neuen Sternenengel nicht entführen, aber seine Gabe nutzen, durch Schatten zu wandern.
    Dank seiner hellseherischen Fähigkeit beobachtete er zusammen mit seinen Erwählten, wie Sophie nach San Francisco übersiedelte und sich mehr oder weniger einlebte. Immer war ihr der einstige Todesengel einen Schritt voraus, und die von ihm erschaffenen Vampire und deren Diener umgaben sie Tag und

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