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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Offensichtlich waren die Frauen genauso müde wie Michael.
    »Wir müssen reden«, sagte Azrael in ernstem Ton. Es war an der Zeit, den Brüdern von Sophie und dem Phantom zu erzählen, das die Katastrophe verursacht hatte. Und von der Macht, die seinen Sternenengel und auch ihn vernichten wollte. Wenn Max und die anderen Erzengel ihm halfen, würde er den Feind eher entlarven.
    »Gute Idee«, meinte Mike finster.
    Nachdenklich drang Az ins Gehirn des Bruders ein. Michael glaubte genauso wenig wie er selbst an einen »Unfall«. Das wären einfach zu viele Zufälle gewesen. Und Mike war schon lange genug Cop.
    Azrael nickte und wandte sich an Uro: »Bitte geh zu Sophie und pass auf sie auf, bis ich zurückkomme.« Obwohl er sicher war, dass seiner Seelengefährtin in dem unterirdischen Versteck nichts zustoßen würde, gab es viel mehr, als das bloße Auge sah, und etwas Feuchtkaltes, Unheimliches schien über seine Haut zu kriechen. Auch könnte Sophie erwachen, bevor er wieder bei ihr war. Allein in der Höhle, unter dem beklemmenden Einfluss ihrer zurückgekehrten Erinnerungen, würde sie womöglich verzweifeln. Aber sie kannte Uro, da sie beim Eishockeyspiel und auf dem Boot mit ihm zusammen gewesen war. Auf dem Weg zur Brücke hatte er sich ebenso wie Az ernährt und würde stark genug sein, um dem Sternenengel beizustehen.
    Statt zu antworten, nickte Uro nur und verschwand in einem Wirbel aus Wind und Schatten.
    »Sophie Bryce?«, fragte Michael. Seine Miene verriet nichts. Aber um zu erkennen, was er dachte, musste Az das Gehirn seines Bruders nicht sondieren.
    »Ja. Wenn sich die Lage stabilisiert hat, erkläre ich euch alles.«
    »Einverstanden. Könntest du irgendetwas tun, damit die Sanitäter schneller hierherkommen? Ich kann kein Blut ersetzen. Und ein paar Kinder haben ziemlich viel verloren.«
    Az drehte sich zu Randall um, der sofort zustimmend nickte. Zu zweit arbeiteten sie schneller und effektiver als Azrael allein. Gemeinsam flogen sie himmelwärts. Es dauerte nicht lange, bis sie die Krankenwagen, Feuerwehr- und Streifenwagen entdeckten. Entweder waren sie gerade zum Unfallort abkommandiert worden oder bereits auf dem Weg dorthin. Aber alle steckten im Stau vor der Karambolage fest, in der sinnlosen Kakofonie ihrer heulenden Sirenen.
    Nachdem Az die Szene kurz studiert hatte, konzentrierte er sich. Zu beiden Seiten der Wagenschlangen fand er Lücken, die er nutzte, um PKWs und Laster per Telekinese dorthin zu verfrachten. Mittels der Kraft des Windes erzielte Randy ähnliche Effekte. Die Insassen der Vehikel reagierten erwartungsgemäß mit einer Schockstarre und vermuteten, sie wären in ein Erdbeben oder einen Tornado geraten. Logischerweise nahmen sie später an, eine Naturkatastrophe hätte die Kollisionen weiter vorn bewirkt.
    Verblüfft musterten Notärzte, Feuerwehrmänner und Polizisten die plötzlich freien Fahrbahnen, besannen sich aber sehr schnell auf ihre Pflichten, traten Gaspedale durch und rasten durch die Lücken zu den Verletzten.
    Azrael beobachtete sie und räumte ihnen alle Hindernisse aus dem Weg. Zweifellos glaubten sie an ein Wunder, das sie der hilfreichen Hand Gottes verdankten. Falls Max ihre Erinnerungen nicht manipulieren und alle Anomalien ausradieren konnte, würden sie die Geschichte überall erzählen und ein bisschen ausschmücken. Der Wunderglaube hatte Vor- und Nachteile. Einerseits gestattete er den Menschen die Überzeugung, sie würden einem höheren Zweck im Leben dienen und wären nicht allein – obwohl sie sich derzeit einsamer denn je fühlten. Andererseits verleitete er sie zur Faulheit. Wenn sie glaubten, etwas Größeres würde sie letzten Endes retten und alles »besser« machen, waren sie weniger geneigt, selbst für Erfolge zu sorgen.
    Bei diesem Gedanken runzelte Azrael die Stirn und hoffte, Max würde den Gehirnen da unten allen Unsinn austreiben.
    Ein paar Minuten später erreichten drei Krankenwagen die Unfallstelle, und Az bat seine Brüder, die Sternenengel und den Hüter, die Brücke zu verlassen. Gleich darauf traf er sie auf dem Pier 39 wieder, wo sich trotz der späten Stunde mehrere Leute versammelt hatten und die Ereignisse auf der Golden Gate Bridge verfolgten.
    »Hier wird bald der Teufel los sein«, meinte McFarlan und ließ seine klugen blauen Augen über die ständig wachsende schaulustige Menschenmenge schweifen.
    Max seufzte tief auf und rückte seine Brille zurecht. Nun sah er genauso müde aus wie Michael.
    »Immerhin haben wir

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