Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
Vom Netzwerk:
alles getan, was wir konnten«, versicherte Az ihrem Hüter.
    »O ja«, bestätigte Max. »Gehen wir nach Hause. Und dort erklärst du uns, was zum Geier hier los ist.« Mit einem scharfen Blick bedeutete er Azrael, dass er weder blind noch dumm war. Dann ging er durch das Gedränge zur Uferpromenade.
    Az nickte Randall und den anderen Vampiren zu, um sich zu verabschieden. Ein paar Minuten später öffneten die Erzengel ein Portal in einem verlassenen Gebäude vom Fährdienst, und sie betraten mit den Sternenengeln und Max das Foyer des Herrenhauses. Gabriel nahm sofort zwei Bierdosen aus dem Kühlschrank. Eine davon reichte er seiner schönen Frau. Dankbar und müde lächelte sie ihn an, öffnete den Verschluss und nahm einen großen Schluck.
    Inzwischen schaltete Michael den Wasserkocher an. Den hätte er nicht benutzen müssen, um Teewasser zu erhitzen. Er hätte es auch telekinetisch hingekriegt. Aber in gewissen Situationen beruhigte ihn die traditionelle Methode mindestens genauso wie der Genuss des Tees.
    Uriel setzte sich ans Ende einer Ledercouch im Wohnzimmer und zog Eleanore auf seinen Schoß. Erschöpft schmiegte sie sich an ihn, lehnte den Kopf an seine Brust und schloss die Augen.
    An seiner Seite sank Max erleichtert in einen Plüschsessel, nahm die Brille ab und rieb sich den Nasenrücken. Dann schaute er herausfordernd zu Azrael auf, der abwartend dastand.
    »Sophie ist mein Sternenengel«, begann Az. Manchmal war es am besten, wenn man ohne Umschweife zur Sache kam.
     
    Fröstelnd erwachte Sophie und fühlte sich elend. Am liebsten hätte sie sich der Realität verschlossen. Leise stöhnte sie und fürchtete, sie würde erbrechen.
    Da berührte eine sanfte Hand ihre Brust, und eine Sekunde später verschwand die Übelkeit. Verwirrt schaute sie in unergründliche schwarze Augen.
    »Uro«, flüsterte sie. Sie wagte nicht, laut zu sprechen, aus Angst, der quälende Brechreiz würde zurückkehren.
    Mit einem milden Lächeln nahm er ihr den Atem. Er kniete neben dem Bett, eine kraftvolle und doch anmutige Gestalt, und umfasste ihre Hände auf der Steppdecke. »Ja.«
    »Sind Sie auch ein Vampir?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort kannte. Kein Mensch hätte sie von der Übelkeit befreien können, keiner war so schön, keiner spielte so wundervoll Gitarre. Wahrscheinlich waren alle Mitglieder von Valley of Shadow Vampire.
    »O ja«, gab er bereitwillig zu, »so wie alle in der Band.«
    »Können Sie meine Erinnerungen auslöschen?« In ihrer Kehle stieg ein Schluchzen auf, brach sich beim letzten Wort Bahn. Tränen brannten in ihren Augen. Vor über einem Jahrzehnt hatte sie einen Mann erschossen. Mit seiner eigenen Waffe.
    Ich habe einen Menschen getötet. Neben dieser Erkenntnis verblasste alles andere. So seltsam kam es ihr vor, als hätte sie einen Film über Mörder gesehen und gedacht: Wow, wie schrecklich! Nur gut, dass ich das nicht getan habe. Aber dann war sie erwacht, der Film nur ein Traum gewesen, und sie hatte es tatsächlich getan. Ihre Vergangenheit glich einem Horrorfilm, einem Albtraum.
    »O Gott«, wisperte sie. Ein heftiges Schluchzen erschütterte ihren ganzen Körper, ihre Tränen tropften auf die Satinbettdecke.
    »Leider kann ich das nicht, liebste Sophie«, erwiderte Uro. Seine sanfte Stimme hüllte sie in einen beruhigenden Kokon und schien ihre angespannten Nerven zu streicheln. »Sonst würde ich Ihnen helfen.«
    »Wenn ich doch sterben könnte …« Das meinte sie ernst. Mit dem Wissen über ihre Tat wollte sie nicht weiterleben. »Ich dachte, Vampire hätten magische Fähigkeiten.« Wütend und verzweifelt wünschte sie, ihre Seele würde ihren Körper verlassen und das Gehirn, das jenen Mord beschlossen hatte, vor elf Jahren, auf dem Friedhof. Sie ertrug sich selbst nicht mehr, wollte nicht mehr Sophie Bryce sein, die Mörderin nicht mit weiteren Atemzügen am Leben erhalten.
    Neben sich fühlte sie – auf jene distanzierte Art, wie man etwas im Zustand drohenden Wahnsinns wahrnimmt –, dass Uro sich bewegte. Sie spürte seine Hände, die ihre Arme umfingen, und er half ihr, sich aufzusetzen. »Schauen Sie mich an, Sophie.«
    Seine tröstliche Stimme schien sie zu durchströmen, ihr Schluchzen verstummte.
    Mit dem Handrücken trocknete sie ihre Lider und gehorchte. Sie hatte erwartet, die Tränen würden ihren Blick verschleiern. Aber sie sah Uros attraktives Gesicht klar und deutlich, und sie geriet in den Bann seiner schwarzen Augen, die den Wunsch in ihr weckten,

Weitere Kostenlose Bücher