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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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…«, begann Sophie und schaute weg. »Als du Gabriel kennengelernt hast, warst du da sofort in ihn verliebt?«
    Da Sophie wusste, welche Kämpfe ihre Freundin und Gabriel vor ein paar Monaten in Schottland ausgefochten hatten, musste sie die Antwort kennen. Also stellt sie die Frage nur, um irgendwas zu betonen, dachte Juliette. Aber was?
     
    »Nein«, erwiderte sie.
    »Nein«, echote Sophie. »Und er ist kein Vampir.«
    »Nein, das ist er nicht«, bestätigte Jules.
    »Und du hast niemals jemanden getötet«, fügte Soph hinzu und schaute sie wieder an.
    Diesen sonderbaren Blick hatte Juliette noch nie gesehen. »Nein, nie.« Ihre Stimme senkte sich, die Hoffnungen schwanden. Niemals hatte Gabriel ihr einen Grund gegeben, ihm so sehr zu zürnen, wie ihre Freundin jetzt Azrael und den anderen Erzengeln grollte. Schon vor vielen Jahren hatte in Sophie die Fähigkeit geschlummert, die Attacke des Pflegevaters zu verhindern. Doch ihre Sternenengelkräfte waren erst letzte Nacht erwacht. Wahrscheinlich fühlte sie sich betrogen, weil sie bisher außerstande gewesen war, ihr eigenes Leben zu kontrollieren. Und nun gab sie den Erzengeln und deren Schöpfer die Schuld an ihrer Hilflosigkeit.
    Juliette schwieg, weil sie nichts mehr zu sagen wusste.
    »Nun muss ich allein sein, Jules.«
    Forschend betrachtete Juliette die schönen Augen ihrer besten Freundin. In ihnen las sie Verzweiflung, Trauer und Schmerz. Vielleicht hatte Soph recht, und sie brauchte dringend ein bisschen Einsamkeit und die Zeit, um die sie gebeten hatte.
    Aber Jules sah Sophies rechte Hand zucken. Der Mann in Weiß zog an den Fäden. Darauf würde Juliette Slains Castle wetten. Was hier geschah, konnte sie nicht verhindern. Auf sich selbst gestellt, war sie machtlos dagegen. Darum mussten sich die Jungs kümmern.
    »Also gut«, sagte sie leise und stand langsam von der Couch auf. »Ich lasse dich allein. Vergiss bitte nicht, dass ich dich liebe, Soph. Jetzt gehörst du zu uns. Und du warst immer ein Teil von mir.« Sie beugte sich hinab, nahm Sophie ganz fest in die Arme und spürte, wie die Freundin sich entspannte, die Wärme genoss.
    Dann ging sie zur Tür und wartete nicht, bis Sophie sie hinausbegleitete. Sie verließ das Apartmentgebäude und eilte in die nächste Seitengasse. Dort spähte sie über ihre Schulter, vergewisserte sich, dass sie nicht beobachtet wurde, und trat vor eine Metalltür, die zu einem kleinen Laden führte. Wie ein weiß-rotes Schild verkündete, wurde dieser Eingang nur von den Angestellten benutzt.
    Seit Eleanore und Juliette sich ihre Engelsflügel »verdient« hatten, durften sie genauso wie ihre Ehemänner das Herrenhaus nutzen, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Dazu brauchte Juliette nur eine Tür.
    Sie hob ihre Hand, und die Metalltür verwandelte sich in ein Portal zum Herrenhaus.

26
    Bald würde die Sonne im Pazifik untertauchen, aber das konnte niemand beobachten. Dichte, dunkle Wolken hingen am Himmel. Über der Westküste grollte der Donner, der Wind jagte die Segelboote schneller in die Häfen.
    Azrael wälzte sich im Schlaf hin und her, während Bilder durch sein Gehirn rasten, wilder Zorn erhitzte sein Blut. Nicht sein eigener. Sondern Sophies Zorn. Das wusste Az, weil sie ein Teil von ihm war, mit Körper und Seele.
    In der Ferne seiner Traumlandschaft spalteten Blitze den Himmel und rissen Löcher in ausgedörrtes Erdreich. Heulend fuhr eine Sturmböe durch Azraels Haar, und er hob eine Hand, um sie abzuwehren. Dagegen kämpfte sie, aber schließlich gehorchte sie ihm.
    Er hörte einen Schuss und drehte sich zu dem alten Friedhof um. Schwarzer Löwenzahn überwucherte die einst grünen Hügel, surreal und schön und furchterregend. In Azraels Brust stieg kalte Angst auf und drohte seine Seele zu erdrücken. Die Grabsteine im Traum einer anderen Person zu sehen, war schlimm genug. Selbst davon zu träumen …
    Jetzt musste er aufwachen. Zu früh. Das wusste er. Aber Sophies Geist rief nach ihm, drängte sich in sein Unterbewusstsein und beunruhigte sein Gehirn. Hilflos sank er in die Tiefen des Todes. Er brauchte sie. Seinen Sonnenschein. Nur sie konnte ihn aus diesem Abgrund holen.
    Zehn Minuten vor Sonnenuntergang öffnete er die Augen auf dem steinernen Altar, seinem Bett. Sofort flammten die Fackeln an den Wänden auf, als hätten sie das Bewusstsein ihres Herrn gespürt. Sie flackerten, und Az erhob sich. In seinem blassen Gesicht brannten die Goldaugen. Obwohl es den Vampir und Erzengel

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