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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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schwächte, schon am frühen Abend zu erwachen, glitt er unfassbar schnell durch die Korridore des Herrenhauses, bevor die letzten Sonnenstrahlen erloschen und die Dämmerung das Land beherrschte.
    Seine Brüder, die zwei Sternenengel und Max erwarteten ihn im Wohnzimmer. Weil sie wussten, er würde verfrüht auftauchen, hatten sie alle Jalousien und Vorhänge geschlossen.
    »Wo ist sie?«, fragte er. Nur das interessierte ihn.
    Sichtlich besorgt, stand Juliette von der Couch auf. Gabriel trat an ihre Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Silberaugen funkelten gefährlich, und Az hörte ohrenbetäubende Alarmglocken in seinem Gehirn.
    Niemand beantwortete die Frage.
    »Nun müssen wir einiges besprechen, Azrael«, sagte Max. In seinem üblichen dreiteiligen braunen Anzug stand er am anderen Ende der Couch, mit ernster Miene, in den Händen die vier goldenen Armbänder, die der Alte Mann ihnen vor so langer Zeit gegeben hatte. Diese Armbänder ermöglichten es ihnen, übernatürliche Wesen zu entmachten, indem sie deren Fähigkeiten in deren Körpern festhielten. Warum Max die Armbänder hervorgeholt hatte, wusste Az. Zweifellos würde er seinen Sternenengel bändigen müssen.
    »Bis vorhin war ich bei ihr«, lenkte Juliette seine Aufmerksamkeit auf sich. »Es geht ihr gut«, versicherte sie und schüttelte den Kopf. »Trotzdem gibt es Probleme.«
     
    Die letzten Minuten des Tages hatten Azraels Konstitution geschadet. Aber er heilte sich entschlossen, sobald die Sonne gesunken war, und ernährte sich.
    Jetzt stand er auf dem Dach des Apartmentkomplexes direkt gegenüber von dem Gebäude, in dem Sophie wohnte, und ließ sich den wütenden Wind durch sein Haar und den Trenchcoat wehen. An seiner Seite warteten Michael und Max. Gabriel und Uriel waren mit ihren Frauen im Herrenhaus geblieben. Energisch hatten sie entschieden, die Sternenengel dürften sich nicht hinauswagen. Und weil sie alle nicht wussten, wie gefährlich der neue Feind war, wurden Eleanore und Juliette von ihren Ehemännern beschützt.
    Hinter Azrael standen seine Musiker auf dem Dach, seine ältesten Vampirfreunde. Von zwei Sternenengeln geheilt, hatte Uro nach Abraxos’ Attacke keine einzige Narbe zurückbehalten. Er war so schön wie eh und je. Aber der Angriff hatte sie alle erschüttert. Und nun wurden sie von einer noch stärkeren Macht bedroht – von dem Mann in Weiß, der drei Adarianer mühelos getötet hatte.
    Az spähte zu den Fenstern von Sophies Apartment hinab, das im ersten Stockwerk lag. In den Räumen bewegte sich nichts. Doch er spürte ihre Anwesenheit. Sie glich einem Himmelsstern, strahlend hell, unberechenbar, kaum festzuhalten.
    Auch die Nähe seiner anderen Untertanen fühlte er ringsum auf Dächern und Brücken, in meilenweitem Umkreis. Alle warteten ab, was er tun würde.
    In dieser Nacht blieben vernünftige Menschen daheim. Das Gewitter tobte, Fensterscheiben klirrten. Schäumend prallte die Flut gegen die Piers und bedrohte vertäute Boote. Den Sterblichen würde die feuchtkalte Luft eisig erscheinen. Auf den Planken der Anlegebrücken erzeugte sie Raureif.
    San Francisco erlebte in allen Jahreszeiten nur selten frostiges Wetter. Mitte Mai kam es so gut wie nie dazu. Aber Sophies Macht war wirksam geworden, stärker als die Kräfte der beiden anderen Sternenengel. Azrael fürchtete, der Mann in Weiß, der ihre rechte Handfläche gebrandmarkt hatte, würde ihr noch zusätzlich beistehen, und er tastete nach dem goldenen Armband in der Tasche seines Trenchcoats.
    Wieder einmal musste Azrael eine Wahl treffen. Entweder entschied er sich für die einfache Möglichkeit, die er vorzog, und unterwarf Sophie mit all seiner Macht. Oder er hielt sich zurück, was ihm schwerfallen würde. Lange genug hatte er es auf die nette Tour versucht und das Ziel fast erreicht. Für ihn bedeutete es sehr viel, dass Sophie ihm vertrauen und ihn nach ihren eigenen Maßstäben lieben lernen würde. Was er bereits gewonnen hatte, wollte er nicht verlieren.
    Aber Sternenengel waren schwierig und gefährlich, auf Schlachtfeldern so machtvoll wie die Erzengel. Und solange Sophie unter Gregoris Einfluss stand, würde sie nicht leicht zu bezwingen sein.
    Azrael dachte über den Mann in Weiß nach, von dem Juliette erzählt hatte, über die toten Adarianer, und er fragte sich, wo Abraxos und seine drei Erwählten jetzt sein mochten. In Sophies Gewittersturm spürte er sie nicht. Noch nicht.
    »Dass Abraxos durch Schatten gehen kann,

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