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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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wissen wir bereits«, sagte er. »Wenn er heute Nacht hierherkommt, wird er die drei anderen mitbringen.«
    »Glaubst du, wenn ich ihn töte und sein Blut trinke, könnte ich die Schattenwelt auch durchqueren?«, fragte Rurik mit seiner tiefen, scharfen Stimme, und Az drehte sich zu ihm um. Die Augen des Wikingers glitzerten in höllischem Blau wie die Flammen im Herzen eines Freudenfeuers, und seine Fänge waren zur vollen Länge angewachsen. In diesem Moment trat die Narbe über seinem linken Lid dunkelrot hervor.
    Die vier Musiker erinnerten Azrael an die apokalyptischen Reiter. In dieser Nacht erfüllte bitterer Groll alle Vampire auf Erden, weil ihre Königin attackiert und quasi gebrandmarkt worden war. Zudem zürnten sie, weil der adarianische General und seine drei Erwählten unerwartet aufgetaucht waren. Noch dazu auf Schattenwegen. Das fanden die Mitglieder der Band besonders ärgerlich.
    Und sie wollten sich bitter für das Leid rächen, das die Adarianer dem armen Uro angetan hatten.
    Auch Max, mittlerweile in Kampfkleidung, wandte sich zu Rurik. »Versuch lieber, am Leben zu bleiben. Nächsten Samstag hast du ein Konzert.« Besorgt schaute er Az an. »Was auch für dich gilt.«
    Darauf achtete Az nicht. Stattdessen beobachtete er Michael, der am Rand des Dachs stand und in die Gasse darunter blickte. Azrael drang in das Gehirn seines Bruders ein. Immer der Cop, rechnete Mike mit Stromausfällen und den Problemen, die sie den Sterblichen in der Stadt bereiten würden. Aber er erinnerte sich auch an die bisherigen Kämpfe der vier Brüder um die Sternenengel und fragte sich, was mit seinem passieren würde – falls er den jemals fand.
    Schweren Herzens dachte Az an seinen Vertrag mit Samael und lauschte Mikes Blutkreislauf. Dieses Blut sollte er sich aneignen, mitsamt den Fähigkeiten, die darin steckten.
    Noch war es nicht so weit. Entschlossen wandte Az sich zu seinen Musikern. »Behaltet einen klaren Kopf.« Den brauchte er auch.
    Dann sprang er vom Dach, sein Trenchcoat blähte sich im Wind. Hinter ihm zuckten Blitze, und er spürte sengende Hitze in der Luft. Geschmeidig wie eine Katze landete er am Boden, als würde sich die Welt bewegen, um ihm solche Aktionen zu erleichtern. Durch ein Tor glitt er in einen Innenhof und fand die Treppe, die zu Sophies Apartment hinaufführte. Sekunden später stand er vor der Tür. Ohne anzuklopfen, öffnete er sie mit einem Gedanken. Nebel, Wind und Kälte drangen in Sophies Welt ein. Und Finsternis, nur von Blitzen erleuchtet.
    Mit verkniffenen Lippen blickte Sophie von der Couch auf. Ihre schönen, unnatürlich hellbraunen Augen verengten sich. »Lass mich raten. Du bist gekommen, um deinen kleinen Sternenengel zu holen.«
    Etwas Hartes, Böses erfasste ihn, eine animalische Reaktion auf die Herausforderung, die er in der Miene seiner Seelengefährtin las. Langsam stand sie auf, die Hände geballt. Ihr schimmerndes blondes Haar flatterte im Luftzug. Als sie ihn anstarrte, erkannte der Vampir in ihm den Kampfgeist in ihrem Blick, wollte sich auf sie stürzen und sie an die Wand pressen, seine Fänge in ihren Hals stechen und ihr Blut trinken, bis sie kapitulierte. Aber er sah auch die Gefühle in den wundervollen Augen, und das hielt ihn zurück. Mit knapper Not.
    »Ja, genau.« Er schaute die Tür an, sodass sie sich hinter ihm schloss, und ging zu Sophie. »Jetzt bin ich dran.«
    Etwas verunsichert wich sie neben die Couch zurück.
    »Auf einer Felseninsel bist du einem Mann begegnet«, fuhr er fort. »Der hat dich an das Leid und die Verluste erinnert, die du ertragen musstest. Und er hat auch betont, du hättest all das nicht verhindern können. Bis jetzt. Das hasst du.« Er legte den Kopf schief, blieb stehen. »Habe ich recht?«
    »Dich hasse ich«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und wartete die Konsequenzen ihrer Worte ab.
    Die Kehle schnürte sich ihm zu, seine Augen blitzten. Aber er nahm den Angriff hin, denn er wusste, das war nicht Sophie, oder höchstens teilweise.
    Gnadenlos fügte sie hinzu: »Ich hasse dich und deine Brüder und deinen dummen Alten Mann, der sich einbildet, er könnte Leute erschaffen und wegwerfen und mit ihnen spielen wie mit Figuren auf einem verdammten Schachbrett.«
    Az atmete langsam und ganz tief durch, spürte die Glut seiner Augen, das Pochen in seinem Kiefer. Ungeduldig flehten die Fänge um ihre Befreiung, irgendwie hielt er sie im Zaum. »Und was willst du tun, Sonnenschein?« Er trat noch näher

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