Azraels Auftrag (German Edition)
RAZOR. Bin beim Abtauchen durch die Wolkendecke. Ich kann bereits erkennen, dass verschiedene Blips nach und nach eine Signatur bekommen. Sie springen zwar noch sehr stark und sind kaum zu gebrauchen, aber es sieht aus, als würde das Bild stabiler werden.“
Zahlreiche Funksprüche in ähnlicher Art folgten.
In Mika verstärkte sich ein bestimmter Verdacht.
„DOWN-Staffel, hier DAYWALKER. Ich werde mal was versuchen. Mir nicht folgen, ihr haltet weiterhin Kurs und Höhe. Ende“
„Carlos, halte mal das Radar im Auge.“
Mika deaktivierte den Autopiloten und drückte den Stick sacht nach vorne. Sofort begann der Typhoon einen Sinkflug einzuleiten. Die Geschwindigkeit betrug annähernd zweifache Schallgeschwindigkeit.
Trotz des geringen Fallwinkels verlor der Typhoon rasch an Höhe.
„Ich fasse es nicht“, meldete sich Carlos, „das Bild wird stabiler. Und..., warte mal kurz..., ja, auch die Reichweite vergrößert sich. Je weiter wir von dieser Wolkendecke wegkommen, desto stabiler arbeitet das Radar. Woher hast du das gewusst?“
Mika kontrollierte ebenfalls die Radaranzeige im linken DISPLAY.
„Gewusst hab ich’s nicht, eher irgendwie geahnt. Ich gehe mal bis auf 50 Fuß runter.“
„Ja, ist gut.“
Als der Typhoon nur noch einhundert Meter über der Wasseroberfläche war, zog Mika den Stick rasch zu sich heran. Der Typhoon stellte die Nase auf, fiel aber aufgrund der Trägheit noch einige Meter weiter. Sanft ließ Mika den Stick wieder in die neutrale Stellung zurückgehen und nahm Schub zurück.
Langsam näherte sich der Jet der Wasseroberfläche. Das Flight Control System erkannte einen kritischen Zustand und aktivierte die weibliche Stimme der Bordelektronik, um entsprechende akustische Warnungen auszugeben.
„PULL UP! PULL UP PULL UP“ erklang die fordernde Stimme. Gleichzeitig erklangen wieder die Warnsummer, begleitet von rotem Blinken.
„Ooh, halt doch den Mund“, stöhnte Mika und deaktivierte die Warnungen durch einen kurzen Druck.
Niemand wusste so genau, warum man eine weibliche Stimme zur Wiedergabe der Warnmeldungen gewählt hatte. Einige sagen, dass dieser nervige, nörgelnde Tonfall eine erhöhte Aufmerksamkeit bewirkt. Andere behaupten das genaue Gegenteil. In jedem Fall hatte die unbekannte Lady sehr schnell ihren Namen erhalten: Nörgelnde Nora!
In einer Höhe von fünfzehn Metern stabilisierte Mika den Sinkflug. Die hohe Geschwindigkeit verursachte neben den Turbulenzen hinter dem Kampfjet eine starke Sogwirkung. Hinter dem Typhoon schoss eine fast fünfzig Meter hohe Wasserfontäne aus der Oberfläche empor und bildete eine stehende Mauer, die dem Typhoon folgte.
„Und... ?“ fragte Mika. Es blieb still im Kopfhörer, nur der kleine MP5 Player speiste seine Hits ins Interlink.
„Es funktioniert. Sehr gut sogar“, kam nach einigen Sekunden. Richte doch mal die Scankeule neu aus. Elevation auf 1880, Azimut auf 930. Erfassungswinkel fünf Grad.“
Mika justierte mit geübten Fingern das Tacan-Radar neu aus und ein neues Bild zeichnete sich ab. Mikas Augen wurden größer. Für eine Sekunde hatte er keine Worte. Was er sah, ließ ihn erstarren.
„Carlos", rief er, „Speicher die Radaraufzeichnungen sofort ab. Erstell eine interpolierte Ansicht und übertrage die Werte an die Staffel.“
Währenddessen begann er, den Typhoon steil nach oben zu ziehen.
„Gesamte Staffel, hier DAYWALKER. Wir haben Kontakt. Ab sofort herrscht Alarmstufe ROT. Unser Langstreckenscanner hat einen größeren Pulk unbekannter Flugmaschinen ausgemacht. Sie befinden sich in einer Entfernung von etwa Vierhundertachtzig Kilometern und bewegen sich mit Unterschall. Das bedeutet, dass wir in etwa acht bis zehn Minuten visuellen Kontakt haben werden. Wir konnten in etwa zweihundert Maschinen ausmachen, doch die Ortung ist zu ungenau, da sie wahrscheinlich einen sehr geringen Abstand untereinander haben.“
„Hier UP-Staffel“, meldete sich MADANDY. „Warum sehen wir nichts auf dem Radar?“
„Keine Ahnung, ich vermute, es hängt mit der Wolke zusammen. Aber das Warum spielt jetzt keine Rolle. Ihr werdet meine Daten gleich erhalten.“
„War anfangs nicht von zirka einhundertdreißig Zielen die Rede?“
„Dachte ich auch. Scheinbar haben die anderen Jungs es sich anders überlegt und noch ein paar oben draufgesetzt. Es ist möglich, dass nicht alle Flugzeuge eine A-Bombe an Bord haben. Der Rest könnte Begleitschutz sein.“
„Na gut, ein paar mehr oder weniger macht auch nichts.
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