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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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ungläubig und voller Verzweiflung.
    Er drehte sich zu mir herum und war genauso überrascht wie ich. Und doch war er es. Seine Narbe warf harte Konturen auf sein schönes Gesicht, seine Augen blitzten wie eh und je.
    »Du hast mich von hinten erkannt, Goldstück«, lachte er mich zärtlich an.
    Ich hob vage den Arm. »Du trägst immer noch die Schleife ums Handgelenk«, erklärte ich. Mit zwei Schritten war ich bei ihm und presste meine Wange gegen seine Brust. Endlich konnte ich hemmungslos weinen und schluchzen.
    »Hey, hey, hey …«, sagte er hilflos und umarmte meinen Rücken. »Was ist denn los? Was hast du überhaupt für Klamotten an? Ist das jetzt Mode? Warum bist du nicht mit River zusammen?«
    »River hat mich verlassen …«, brachte ich hervor.
    Ribbon hielt inne, und drückte mich dann noch ein wenig fester an sich. »Das glaube ich nicht«, widersprach er mir sanft.
    Ich nickte bekümmert.
    »Es ist aber wahr.«
    Die Tränen perlten von meinen Wangen ab, rannen meine Haut entlang und versickerten dann lautlos in dem Stoff von Ribbons Hemd. Ich klammerte mich mit aller Kraft an ihn – er durfte mich nicht auch noch allein lassen. Nicht jetzt, wo die Welt vor dem Untergang stand und ich niemanden mehr hatte, auf den ich zählen konnte.
    Meine Knie gaben in einer Welle von Erschöpfung nach.
    »Vorsicht!«, sagte Ribbon schnell und hob mich hoch, bevor ich umfallen konnte. Mit der Liebe eines wirklichen Bruders, den ich nie gehabt hatte, legte er meine Arme um seinen Hals und barg mich in seinen Armen. Mit flatternden Lidern schloss ich die Augen. Ich war so müde, so verzweifelt, so hilflos. Meine Seele war eine einzige Wunde.
    »Mein Gott, was hat man dir nur angetan?«
    Ich wusste, was er sah, und es bestürzte mich selbst. Er sah ein Mädchen mit tiefen Schatten unter den Augen. Er sah Staub auf meinen Wangen, der von den Spuren der Tränen gezeichnet war. Er sah mich, wie ich niemals hatte sein wollen – gebrochen.
    Ich wachte am nächsten Morgen in Ribbons Bett auf, drei Decken und viermal so viele Kissen um mich herum. Für einen köstlichen Moment hatte ich keine Ahnung, warum ich hier war oder was geschehen war. Doch dann spürte ich die verklebten Tränen auf meiner Wange, und ein zuvor allgegenwärtiger Schmerz an meinem Handgelenk rückte wieder in den Vordergrund.
    Fast schon überrascht blickte ich auf den Armreif, der sich weiterhin fest und unnachgiebig um meinen Arm schloss.
    Eine Spur von Blut war herausgesickert und hatte anscheinend die sonst so blütenreinen Laken des Bettes leicht rötlich gefärbt.
    Mein Fleisch darunter musste blutig offen liegen.
    »Ich hab das Ding gesehen, aber was ich auch gemacht habe, ich habe es nicht aufbekommen«, sagte Ribbon. Erst jetzt bemerkte ich, dass er an einer Wand lehnte und mich beobachtet hatte.
    Er trug einen grauen Kaschmirpullover und blaue Jeans. Das Alltäglichste, Schlichteste, was ich je an ihm gesehen hatte.
    »Das Metall kann man nicht zerstören«, erwiderte ich. »Es ist magisch.«
    »Wie bitte?«, machte Ribbon und kam ein wenig näher.
    »Ach«, sagte ich nur müde. »Ich kann dir das jetzt nicht erklären. Es geht nicht. Die Geschichte ist zu lang.«
    Bekümmert senkte ich meinen Blick und ließ mich wieder nach hinten gleiten.
    »Ashlyn, was ist passiert?«, wollte Ribbon wissen. Sein Blick war unbeirrbar.
    »Ein Krieg …«, flüsterte ich, obwohl ich wusste, dass er ohne die Vorgeschichte nichts mit meinen Worten würde anfangen können. »Wir haben Krieg … Ich stecke mittendrin und River noch mehr. Wenn es ihm nicht gelingt, diesen Wahnsinn zu stoppen, dann stirbt nicht nur er, sondern die ganze Welt.«
    »Was redest du da?« Er klang nun ernstlich alarmiert – mit Sicherheit musste er mich für verrückt halten. Für sehr, sehr verrückt. Aber das war mir mittlerweile auch schon egal.
    »Das ist jetzt nicht relevant«, antwortete ich abweisend. »Sag mir lieber, was passiert ist, als ich weg war. Hier. Du lebst …« Ich verlieh meiner Stimme bei meinen letzten Worten einen sanfteren Klang, weil ich zuvor eher ruppig gewesen war.
    Vorsichtig setzte ich mich wieder auf, winkelte die Beine an, legte mein Kinn auf meine Knie und umschlang meine Beine mit den Armen.
    »Wo soll ich anfangen? Du weißt, ich erzähle nicht so gerne viel«, sagte Ribbon und kratzte sich am Hinterkopf. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass das nicht stimmte – zumindest solange er über sich selbst reden konnte, war er immer dabei

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