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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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bewohnte. Schon wieder dieser Traum. Diese Erinnerung an das letzte Gespräch, das ich mit meiner Mutter geführt hatte, um sie dazu zu bewegen, wegzuziehen. Ich musste die mir wichtigsten Menschen aus der akuten Gefahrenzone bekommen, bis ich eine Idee hatte, wie ich den Metallreif noch von meinem Handgelenk lösen und einen Viorev-Stein erringen konnte.
    Mit einem Stöhnen ließ ich mich zurück auf die schmutzige, alte Matratze fallen und verbarg das Gesicht mit meinen Händen, bevor ich registrierte, dass ich nicht nur durch den Traum aufgewacht worden war, sondern auch durch das lautstarke Klopfen an der Tür.
    Ich hatte von zu Hause ein wenig Geld mitgenommen, was dafür gereicht hatte, mir irgendwo in der Downtown von Santa Monica ein Zimmer zu nehmen – wenn dieser heruntergekommene, muffige Raum diese Bezeichnung überhaupt verdiente.
    Hastig sprang ich auf und öffnete die Tür.
    Es war der Vermieter dieses Zimmers – ein glatzköpfiger Mann von stämmiger Figur, der mir gerade bis zur Schulter reichte, beinahe zahnlos war, aber dennoch verblüffend gut sprechen konnte. Wie sein Name lautete, wusste ich nicht, aber man nannte ihn »Obethroat«, was sich aus »obese« und »cutthroat«, also »fettleibiger Halsabschneider«, zusammensetzte.
    »Besuch für Sie, Missy.«
    Ich verengte die Augen zu Schlitzen. Eigentlich hatte ich bei unserer ersten Begegnung versucht, klarzumachen, dass er mich so nicht würde nennen dürfen, doch diese Tatsache ignorierte dieser widerliche Kerl gekonnt.
    »Besuch?«, echote ich verblüfft.
    Wer sollte mich besuchen kommen? Ich hatte nicht einmal Ribbon verraten, wo ich hingehen würde – geschweige denn jemand anderem.
    »Wer ist es denn?«
    »Woher soll ich das wissen?«, raunzte mich Obethroat an.
    Ich hob beschwichtigend die Hände, griff nach meinem Morgenmantel, den ich mir von zu Hause mitgebracht hatte, schlüpfte hinein und folgte Obethroat nach unten, wo es so etwas wie eine Bar gab.
    Dort stand, gerade und den Rücken absolut durchgestreckt, ein Mann von riesiger Gestalt. Er war mir gänzlich unbekannt – noch nie hatte ich jemanden wie ihn gesehen.
    Das Auffälligste an ihm war zweifelsohne seine wilde braune Haarmähne, die ihm bis zu den Schulterblättern reichte und sich mit einem Bart vermischte, in den einige Perlen eingeflochten waren. Der Mann trug eine Art Lederweste und Beinkleider aus demselben Material, dazu schwere Stiefel. Ein Blick in sein Gesicht ließ mich erahnen, dass er einen rauen, aber doch guten Charakter hatte, denn die kleinen Fältchen um seine mit schwarzem Kajal umrandeten Augen und neben seinen Mundwinkeln verrieten mir, dass er oft und gerne lachte.
    Jetzt jedoch standen unverhohlene Anspannung und Neugier in seinem grüngrauen Blick. Obethroat trollte sich, als er einsah, dass es kein dramatisches, interessantes Aufeinandertreffen bei uns geben würden.
    »Sir«, sagte ich und machte einen Schritt auf ihn zu. »Verzeihung, aber wer sind Sie?« Anstatt mir zu antworten, durchmaß er innerhalb weniger Sekunden den Raum, stand nun vor mir und griff nach meinen Armen. Instinktiv wollte ich mich wehren, doch sein bestimmter Griff ließ meine Bewegungen erschlaffen. Er drehte meine Hände herum, um einen Blick auf die Handflächen zu erhaschen.
    Schwarz leuchtete das Wasserflüsterermal.
    Der Mann nickte, dann jedoch sah er den Armreif an der anderen Hand.
    »Unglaublich«, flüsterte er und nahm Abstand.
    Ich ließ meine Arme sinken.
    Zumindest wirkte er nicht feindlich gesinnt.
    »Wer seid Ihr?«, wiederholte ich, die Arme vor dem Körper verschränkend.
    »Mein Name ist Goliath«, sagte mein Gegenüber bedächtig. Er hatte eine weichere Stimme, als ich aufgrund seines Anblickes erwartet hatte. Er wirkte nervös, fast schon ängstlich, mich zu sehen. Und das, obwohl ich ihm noch nicht einmal bis zur Schulter reichte, so groß war er. Er kam mir vor wie eine großer, ruhiger, aber durchaus nicht ungefährlicher Bär.
    Als er nicht weitersprach, hob ich vielsagend die Augenbrauen an.
    Anstatt etwas zu sagen, strich er sich mit beiden Händen die Haare an seinen Schläfen zurück.
    »Ihr seid ein Marianer«, nickte ich, als ich seine Kiemen sah.
    »Ja«, bestätigte er.
    »Aus Azulamar«, fügte ich hinzu.
    »Nein, nicht direkt. Meine Eltern wurden in Azulamar geboren, ich jedoch nicht.«
    Ich seufzte. Mehr als genervt. »Hört, es mag anders aussehen, aber ich habe nicht ewig Zeit. Was immer Ihr auch wollt – spart Euch die Rätsel und

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