Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
gezeugt
Du wirst in ewiger Liebe einen
Was Hass einst trennte!
Es war
meine
Prophezeiung. Ich war die Schaumgeborene und die Tochter der Erde zugleich. Meine Aufgabe war es, den Krieg zu beenden – egal, was irdische oder marianische Politik dazu sagte. Ich hatte genug. Genug davon, herumgeschubst oder bedroht zu werden, behandelt zu werden, als wüssten alle anderen, was gut für mich war.
Gregory, Ribbon, Alastair, River, und auch Dracion und Elomir, Paradise: Sie alle hatten versucht, mich von meinem Weg abzubringen – teilweise, weil sie mich liebten, teilweise aus eigennützigen Gründen. Genug! Genug von den Tränen, von dem Schmerz, von der Angst! Ich fiel Ribbon um den Hals, drückte ihn einmal fest an mich und hielt ihn dann auf Armeslänge von mir weg: »Du musst von hier fortgehen, Ribbon. Weg von der Küste, ins Landesinnere.«
»Warum? Was ist los? Rede endlich mit mir!«
Ich schüttelte erneut den Kopf. »Ich kann nicht. Bitte versteh das. Aber du musst gehen. Nimm alles, was du brauchst, und alle, die dir etwas bedeuten, mit dir. Ich kann nicht kämpfen, wenn ich um dich in Sorge bin.«
»Kämpfen? Großer Gott, Ashlyn, du musst verrückt geworden sein! Gegen wen oder was willst du denn noch kämpfen?«
Ich lächelte ein bitteres Lächeln. »Gegen die Apokalypse, Ribbon, aber vor allem gegen das Unbesiegbare.« Ohne aufzuhören zu lächeln, drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange, ließ dann von ihm ab und ging auf die Tür zu.
»Ashlyn – was wird passieren?«, hörte ich Ribbon noch fragen. Seine Stimme klang brüchig und schwach, ganz anders, als ich ihn kannte. Meine Worte mussten in ihm irgendeine instinktive Vorahnung ausgelöst haben, dass alles ernst war. Todernst.
»Geh, Ribbon, ich bitte dich. Jetzt bin ich am Zug.«
Ich ging.
Denn jetzt hatte ich endlich verstanden, um was ich wirklich kämpfen musste. Um eine Zukunft für die ganze Welt.
»Finde sie. Ich muss wissen, was an den Gerüchten Wahres dran ist«, sagte der Hüne und sein Untergebener beugte sich noch ein wenig tiefer, bis seine Stirn den feuchten, dunklen Boden berührte.
»Glaubt Ihr, es gibt Hoffnung, Herr?«
Der Hüne antwortete nicht. Er wandte sich in die andere Richtung und ließ den rauen Wind sein Haar durchkämmen. Er sprach zu sich selbst: »Hoffnung … Wie viele Jahrhunderte hat mein Volk gehofft. Ist es möglich – dass unser Warten nun ein Ende hat?« Er senkte den Blick, runzelte die Stirn und wirkte noch ein wenig entschlossener.
»Finde sie«, wiederholte er mit fester Stimme. »Bring sie hierher, wenn es stimmt. Und vielleicht wird die Situation für uns viel besser, als wir angenommen haben.«
»Sehr wohl, Herr …«
16. Kapitel
D EMETERS S ÖHNE
Z wölf Tage später:
Meine Mutter blickte mich mit ungläubigen, tränengefüllten Augen an. Sie sah furchtbar aus. Ihr Körper war abgemagert, die Haut grau, ihr Gesicht ungeschminkt. Das braune Haar stand ungewaschen von allen Seiten ab, die Kleidung war zerknittert und farblos.
»Du bist ein Engel«, sagte sie zu mir, ihre Stimme schien von weither zu kommen.
»Ich bin real«, flüsterte ich, doch sie schüttelte nur den Kopf.
»Es sind die Tabletten, die ich nehme. Deswegen sehe ich dich.« Sie begann zu weinen, zu schluchzen, doch als ich sie in eine Umarmung ziehen wollte, wich sie mir aus. »Nicht! Berühre mich nicht, Engel! Sag mir lieber – geht es dir gut? »
Ich konnte die Tränen kaum noch zurückhalten.
Es war wie ein erneuter Abschied, denn innerlich hatte meine Mutter sich bereits mit meinem Tod abgefunden. Und wahrscheinlich wirkte ich auch tatsächlich übernatürlich auf sie, trug ich doch noch immer das helle Kleid aus Azulamar.
»Mir geht es gut«, log ich tapfer und widerstand der Versuchung, sie fest in meine Arme zu schließen und sie anzuflehen, mich zu trösten. »Aber ich habe eine Aufgabe für dich.«
»Welche Aufgabe?«
»Pack deine Sachen und die von Eric, und zieht aus diesem Haus aus. Ich will, dass ihr ins Landesinnere geht und dort bleibt. Wirst du das für mich tun?«
»Aber warum, Engel? Warum, Ashlyn, was verlangst du da? Was soll das bedeuten?«
»Ich …« Hastig suchte ich nach einer Antwort und murmelte schließlich undeutlich: »Ich kann keine Ruhe finden, wenn dieses Haus nicht endlich leer steht. Ich bitte dich, tu das für mich.«
Ich fuhr mit einem gewaltigen Schreck aus dem Schlaf hoch und stieß mir dabei den Kopf an der hölzernen Schräge des winzigen Zimmers, das ich momentan
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