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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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unbelaubt waren, waren tatsächlich mit dem schwarzen Gestein verbunden. Die saftig-grünen Blätter sonderten einen weißlichen Glanz ab, der im Kontrast zu dem rötlichen Fackelschein stand.
    Dieser Baum war so alt wie Azulamar – ein paar Hundert Jahre, oder noch älter – ich wusste es nicht.
    Aber er stellte das Zentrum der Höhle dar, und möglicherweise trug er sogar das steinerne Dach. Rinnsale von Feuchtigkeit flossen zwischen den Wurzeln hindurch, und mehr und mehr drängte sich mir das Gefühl auf, dass dieser Baum nicht nur am Leben war, sondern ein wirkliches, eigenständiges Leben führte. Ich konnte es selbst auf die Entfernung in ihm pulsieren hören, als schlüge ein Herz im Kern des Stammes, unterhalb der Äste und der Blätterkrone.
    Etwa fünfzig oder sechzig Marianer waren unten in der Höhle. Ein paar Kinder liefen spielend herum, einige Frauen saßen auf einer Schilfrohrmatte und zerkleinerten Fische, die Männer jedoch saßen hauptsächlich um Feuerstellen herum, während sie die verschiedensten Waffen polierten.
    »Wo sind wir hier?«, murmelte ich überwältigt, während Goliath und ich die Stufen hinunter stiegen. »Es ist so anders als in Azulamar.«
    »Wir huldigen ja auch nicht Poseidon, so wie die Marianer in Azulamar es tun. Zumindest ist er nicht unsere Hauptgottheit. Und den ganzen Prunk brauchen wir auch nicht. Schneeweiße Kriegerstatuen, Säulenalleen, glänzende Steine – das ist vollkommen sinnlos. Wir haben alles, was wir brauchen und was wir lieben.« Goliath machte eine ausschweifende Handbewegung und ich folgte ihr sofort mit meinem Blick.
    Jetzt, wo ich genauer hinsah, erkannte ich, dass die Marianer hier aus Nin’Atur sich von denen aus Azulamar unterschieden.
    Die Nin’Aturianer waren im Durchschnitt noch ein wenig größer, aber auf jeden Fall um ein Vielfaches kräftiger. Ihre Muskeln waren nicht so geschmeidig und sehnig, sondern von einer unverwüstlicheren, derberen Art. Auch ihre Kleidung war etwas komplett anderes: von der feinen, eleganten und zweckmäßigen Stoffkleidung der Marianer aus Azulamar sah ich hier wenig bis gar nichts; stattdessen trugen sie seltsame ledernde Brustpanzer und Schürzen oder Beinkleider, die sich perfekt an ihre athletischen Körper anschmiegten.
    Genau wie ihr Körper größer und kerniger war, so wirkten auch ihre Gesichter noch kantiger und oftmals breiter. Selbst die Frauen hatten zumeist etwas Maskulines an sich, mit ihren scharfen Konturen und den hohen Wangenknochen. Männer und Frauen trugen gleichermaßen lange Haare, die aber nicht so perfekt frisiert waren wie die der Marianer, die ich bereits kannte. Tatsächlich waren die Haare eher mähnenartig und oftmals leicht verfilzt.
    Goliath führte mich durch die Menschen, die mich alle verwundert, aber nicht misstrauisch ansahen. Die Frauen hielten inne, ebenso wie die Männer, nur die Kinder zeigten sich vollkommen unbeeindruckt und rannten lachend und spielend weiterhin durch das Gewirr der Häuser.
    Es roch ungewöhnlich frisch in der Höhle, und das, obwohl es bestimmt ein Dutzend Schmieden gab, die den Höhleninnenraum mit Qualm und heißem Wasserdampf füllten. Dass die Luft so klar und rein war wie an der Oberfläche auch, musste eindeutig von dem riesigen Baum herrühren.
    »Wieso sehen mich alle so an?«, flüsterte ich Goliath unsicher zu.
    »Sie haben auf Euch gewartet, seitdem Nin’Atur geschaffen wurde«, lautete die ebenso knappe wie rätselhafte Antwort. »Kommt, hier entlang …«
    Seine Schritte wurden schneller, als könne er es nun kaum noch erwarten, mich endlich zu seinem Anführer zu bringen – oder zu wem auch immer. Was mich jedoch verwunderte, war, dass es keinen Palast, noch nicht mal ein größeres Haus gab, was für einen König tauglich gewesen wäre oder zur Versammlung hätte dienen können. Wo war denn nun der Regent der Nin’Aturianer?
    Zwischen den Häusern tat sich nun ein größerer Spalt auf, der zu einer großen Feuerstelle führte, um die einige Männer und Frauen saßen. Einen zweiten, respektvoll Abstand haltenden Ring bildeten etwa doppelt so viele Marianer in einiger Entfernung. Beim Näherkommen hörte ich nun auch, dass die Frauen und Männer in der zweiten Reihe merkwürdige Musikinstrumente hatten und ein seltsames Lied spielten.
    Es hatte einen kontinuierlichen Rhythmus, der jedoch von schnellen Schlägen auf einer Trommel interessant gemacht wurde.
    Goliath ging zielstrebig auf die Feuerstelle zu, und zwar nun so schnell,

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