Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
neben mir stand.
»Ach, so ist das«, sagte sie, was bei ihr bedeutete, dass sie gerade genau darüber nachdachte, wie sie am besten reagieren sollte.
»Dann sind Sie also …?«
»River Sullivan, Mrs. Aames. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.« River streckte ihr seine Hand hin, und ich konnte sehen, wie seine blauen Augen blitzten. Ein leises Lächeln huschte über meine Lippen, als meine Mutter seine Hand geschmeichelt schüttelte.
»River Sullivan! Wie schön, dass Sie der Einladung folgen konnten! Bitte kommen Sie doch herein!« Anscheinend hatte meine Mutter ihre Sorge bezüglich meines Verbleibes in den letzten Stunden schon wieder vergessen, denn sie trat nun beiseite und ging voran in den Salon, wo Eric am Couchtisch saß und ein Surfermagazin studierte (dazu muss gesagt sein, dass diese Surfermagazine abnehmbare Umschläge besitzen, die Eric manchmal auch über seine Schmuddelheftchen zieht, wenn er nicht will, dass wir anderen mitbekommen, was er sich anguckt). Er hob ruckartig den Kopf, als wir hereinkamen.
»Ich sage Myrtle Bescheid, dass sie jetzt alles fürs Abendessen fertig machen kann«, verkündete meine Mutter und befand sich nun in ihrer vollkommensten Rolle – der der eleganten Grande Dame des Hauses. »Möchten Sie etwas trinken, River?«
»Oh nein, vielen Dank«, lehnte er höflich ab, während er seine Hand dezent auf meinem Rücken platzierte.
Meine Mutter war bereits wieder aus dem Raum verschwunden, dafür waren nun Eric, River und ich allein, was eine eiskalte Atmosphäre heraufbeschwor.
»Nun«, sagte ich in der Hoffnung, zumindest einen Waffenstillstand für den heutigen Abend zu bekommen, »euch brauche ich ja nicht einander vorstellen, nicht wahr?«
Eric starrte mich nur ausdruckslos an, während River sich gerade mal zu einem leichten Kopfschütteln herabließ.
Eric war der Erste von beiden, der schließlich das Heft in die Ecke pfefferte, sich mit einem betont maskulinen Seufzen aufrichtete und dann auf River zuging. Er bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick, bevor er sich zu mir umdrehte.
»Na, Schwesterherz? Hast du es jetzt endlich geschafft, ja? Den größten Loser der Schule aufzugabeln?«
Bevor ich antworten konnte, richtete er schon das Wort an River: »Und du? Bist du jetzt zufrieden? Bilde dir lieber nicht zu viel darauf ein, dass du noch nicht von der Schule geflogen bist.« Er senkte bedrohlich die Stimme. »Denn das wird sich bald noch ändern. Und, wer weiß? Vielleicht will Ashlyn dich ja gar nicht mehr, wenn du so richtig schön am Boden bist.«
»Halt die Klappe, Eric«, fauchte ich, doch River hob die Hand, um mir Einhalt zu gebieten. Überrascht wanderte mein Blick zu ihm hoch. Ich sah, dass er sich mühsam beherrschte – aber er tat es.
»Ich habe kein Problem mehr mit dir, Eric. Für mich ist die Vergangenheit die Vergangenheit, deswegen bin ich heute Abend hier. Ich bin bereit zu ignorieren, dass du und Tyler und die anderen mir immer das Leben schwer machen wolltet.« Er hielt Eric die Hand hin, »Lass uns aufhören. Es ist genug, okay? Um deiner Schwester willen, zumindest deswegen.«
Die Spannung im Raum war kaum noch zu ertragen.
Eric machte ein Gesicht, als hätte er River am liebsten vor die Füße gespuckt. Das verkniff er sich zwar, aber ich konnte ihm an den Augen ablesen, dass es keinen Frieden zwischen den beiden geben würde.
»Hau ab, Sullivan, solange du noch kannst, oder wir machen dich fertig«, knurrte Eric. River ließ seine Hand fallen, da hörte ich Schritte auf der Treppe – Gregory und Skelter kamen herunter.
Interessiert begann ich, die Größe von Skelter und River zu vergleichen: Tatsächlich, Skelter war noch einmal ein Stückchen größer und muskulöser, was wohl daran lag, dass es Skelters Hauptbeschäftigung war, diese Muskeln zu stählen.
Gregory schob Eric beiseite, der dies mit einem vernichtenden Blick bedachte, und begrüßte River herzlich – dieser blieb eher reserviert, aber nicht unhöflich.
»Hallo River. Wir haben schon viel von dir gehört.«
»Nur Gutes, hoffentlich, Sir.«
»Es gibt über keinen Menschen
nur
Gutes zu hören! Das beste Beispiel bin ich selbst«, lachte Gregory. »Aber keine Sorge. Herzlich willkommen in unserem Zuhause. Bist du nicht der Sohn von Giles Sullivan? Er hat früher in einem meiner Unternehmen gearbeitet.«
»Ja, er ist mein Vater.«
»Und deine Mutter?«
»Meine Eltern waren getrennt, und als sie starb, kam ich zu meinem Vater«, antwortete River
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