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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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wie aus der Pistole geschossen. Mir kam es so vor, als würde Gregory ganz genau wissen wollen, wen er gerade in sein Haus gelassen hatte. Diese Erklärung schien Gregory zu genügen.
    »Es ist angerichtet!«, rief meine Mutter aus der Küche, und wir allebegaben uns in das Speisezimmer. Myrtle, unsere Haushälterin, hatte zusammen mit Jane, dem Zimmermädchen, den Tisch wundervoll gedeckt. Sogar das »gute Silber« lag neben den Tellern, und das verwendete meine Mutter eher selten. Die Stimmung bei den Frauen im Haus wirkte aufgeregt und gespannt, kannten sie den mysteriösen jungen Mann in meiner Begleitung ja noch nicht. Ich erinnerte mich leise zurück, was für einen Eindruck River auf mich bei unserer ersten Begegnung gemacht hatte. Seitdem war viel Zeit verstrichen und doch noch so wenig, dass es verblüffend erschien, wie schnell er sich verändert hatte. Natürlich, seine geheimnisvolle Ausstrahlung hatte er behalten, auch sah er nicht minder gut aus, aber er war nun da, sprach, plauderte, machte Scherze, stieß mit uns anderen an, erzählte von sich selbst und schien jeden Anwesenden zu verzaubern. Aber wenn man genau zuhörte, dann merkte man, dass er eigentlich nur Leerformeln benutzte, um alle glauben zu lassen, dass er mehr von sich preisgab, als er eigentlich tat.
    Eric schwieg und aß stumm, etwas, was Gregory mit einem mürrischen Seitenblick zur Kenntnis nahm.
    Skelter und Gregory übernahmen jeweils einen Kopf des Tisches, und so saß ich an einer Ecke zwischen River und Skelter, während mir Eric und meine Mutter gegenüber saßen. Plötzlich – wir waren mitten im Gespräch – beugte sich Skelter zu mir vor. »Du hast da etwas im Haar, Ashlyn …«
    Ich hielt still und er zog – ein fingergroßes Stück einer dunkelgrünen Alge hervor!
    »Warst du schwimmen, Ashlyn?«, fragte Eric trocken.
    Ein merkwürdiges Lachen erhob sich am Tisch, und es war River, der die Situation rasch entschärfte: »Nun, ich wohne ja in der Nähe des Strandes, und das Wasser durchaus noch fantastisch warm!«
    Ich wusste nicht, warum dieses kleine Algenstückchen eine derartige Spannung hatte auslösen können, aber mir kam es so vor, als tauschten Skelter und Gregory Blicke miteinander aus, deren Bedeutung allen außer ihnen verborgen blieb.
    Gregory erhob sich, griff nach der Flasche Wein, die er zuvor geöffnet hatte, ging auf River zu und fragte: »Darf ich Ihnen noch etwas zu trinken anbieten, River?«
    »Nein, danke, nur noch etwas Wasser vielleicht …«, sagte River, aber noch bevor er seinen Satz vollenden konnte, entglitt Gregory die Flasche.
    Obwohl ich das Gefühl hatte, ich könnte sie in Zeitlupe fallen sehen, ging alles unglaublich schnell.
    Meine Mutter sprang auf, aber statt eines von uns allen erwarteten Klirrens hörten wir – gar nichts.
    Nur einen scharfen Luftzug, dann hatte River mit seinen übernatürlichen Reflexen zugegriffen und die Flasche aufgefangen.
    »Oh, großartig, River, vielen Dank! Mein Teppich wäre ruiniert gewesen! Sie haben ausgezeichnete Reflexe!«, bedankte sich meine Mutter, die ihren kostbaren hellen Teppich gerettet wusste. Mir war klar, dass River nun immer etwas bei ihr guthaben würde – denn diesen Teppich liebte sie einfach. Einmal hatte Jane etwas Kaffeepulver darauf verstreut – es war ein Drama gewesen.
    Jetzt erst bemerkte ich, dass Gregory und Skelter beide River anstarrten, als hätte er irgendwas verbrochen.
    »Verzeihung«, presste Gregory schließlich hervor. »Entschuldigt ihr mich einen Moment? Ich muss kurz etwas nachsehen.«
    »Natürlich. Der Nachtisch kann auch noch warten«, rief meine Mutter, aber Gregory hatte bereits den Raum verlassen.
    Jetzt endlich stellte River die Flasche vorsichtig auf dem Tisch ab, tupfte sich mit der Serviette über den Mund und fragte dann: »Dürfte ich wohl Ihre Gästetoilette benutzen?«
    »Aber sicher. Einfach den Gang entlang und dann links.«
    »Danke.«
    River erhob sich und verschwand aus dem Zimmer. Doch bevor er ging, warf er mir einen eindringlichen Blick zu.
    Verwirrt legte ich die Stirn in Falten. Was hatte das zu bedeuten? Wollte er, dass ich ihm folgte? Wollte er vielleicht einfach nur mit mir allein sein, anstatt die »kleine Auswahl von verschiedenen Desserts« über sich ergehen zu lassen?
    Obwohl das gut möglich sein konnte, bezweifelte ich es. River hatte eher besorgt ausgesehen als genervt von der Situation. Sollte ich ihm hinterhergehen?
    »Ich komme gleich wieder«, verkündete ich.
    »Warum geht

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