Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
ich nur noch aus den Augenwinkeln, wie River regelrecht über Skelter herfiel. Ich musste mich zwingen, weiterzurennen. Mein Atem ging nur noch rasselnd, als ich endlich die verzweifelten Stimmen meiner Mutter und Erics und Gregorys hinter mir gelassen hatte und das Auto erreichte. Mit bebenden Fingern schloss ich die Autotür auf, sprang in den Wagen, startete ihn und drehte ihn so schnell es ging, um zurück zur Einfahrt zu fahren.
Dort war River in einen hitzigen Kampf mit Skelter verwickelt – und in diesem Moment sah es so aus, als würde Skelter die Oberhand gewinnen.
Der ebenholzfarbene Mann lag über River, das Gewehr einige Meter entfernt, und würgte ihn, um ihm die Kräfte zu nehmen.
»River!«, schrie ich, obwohl ich wusste, dass er mich durch den Motorenlärm nicht hören konnte. Doch es genügte River, das Auto nebenbei zu registrieren: Denn mit einem kräftigen Tritt stieß er Skelter von sich, rappelte sich auf und lief auf mich zu.
Ich entriegelte von innen den Wagen, er riss die Autotür auf und sprang hinein.
Skelter hechtete vorwärts, erwischte River noch am Bein, doch ein kräftiger Schlag mitten ins Gesicht reichte, um ihn zurücktaumeln zu lassen. River zog die Tür zu, und noch bevor sie einrastete, trat ich mit aller Kraft aufs Gaspedal.
9. Kapitel
S KELTERS N ARBE
F olgt uns jemand?«, fragte River nun zum sechsten Mal, nachdem wir abgebogen waren. Mittlerweile hatten wir sowohl Melbour als auch Santa Monica hinter uns gelassen und in Windeseile die Plätze getauscht. Seine Reflexe waren einfach besser als die meinen, und er konnte sicherer schnell fahren als ich.
Nervös drehte ich mich auf meinem Sitz herum und spähte nach hinten: »Nein, ich glaube nicht.«
Es war stockfinstere Nacht, und wir befanden uns auf der Flucht.
Doch plötzlich hatte das nichts sonderlich Romantisches mehr an sich. Nichts von Romeo-und-Julia-Magie, nichts von den Groschenromanen, die immer solche »Verbotene-Liebe-Geschichten« beinhalteten. Es war Realität, dass ich mich auf der Flucht vor meinem anscheinend wahnsinnigen Stiefvater und seinem Handlanger befand.
Ich hatte es River nicht abgekauft. Er hatte gesagt, Skelter und Gregory seien Mörder, und ich hatte es ignoriert. Ich hatte es nicht glauben können. Und nun war es herausgekommen. Oh, wie hatte ich mich nur der Annahme hingeben können, River würde die Geschichte aus einem anderen Grund erzählen? Er war ehrlich gewesen, ich hatte ihn angelogen, indem ich ihm gesagt hatte, ich würde ihm glauben.
Aber was hätte ich denn tun sollen? Gregory war mein Stiefvater. Ich kannte ihn vielleicht nicht ausgezeichnet, aber so etwas … Er war ein Mörder!
Sorge durchflutete mich, größtenteils um meine Mutter, die nichts davon wusste und mit ihm alleine war.
Würde er ihr etwas antun?
»Das war noch nicht alles«, riss River mich aus den Gedanken, »Durch meine Flucht und den Kampf ist es für ihn bestätigt: ich bin ein Halbmarianer. Er wird mich jagen.« River warf mir einen flüchtigen Seitenblick zu. »Er wird
uns
jagen.«
Ich schluckte und nickte.
»Die Frage ist – bist du dabei, Ashlyn?«, fragte River, doch bevor er eineAntwort abwartete, fügte er hinzu: »Ich kann verstehen, wenn dir das zu gefährlich wird. Dann lasse ich dich bei der nächstbesten Gelegenheit raus und schlage mich alleine durch. Ich will nicht, dass du meinetwegen deine Familie zurücklässt …«
Seine Stimme hatte einen todtraurigen Unterton, und man hörte heraus, dass dieser absolut ungewollt war. River hatte nicht vor, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Im Gegenteil, er wollte mich wirklich nur beschützen.
Doch meine Entscheidung hatte ich bereits gefällt, als ich mich in River verliebt hatte.
Ich weiß, es klingt lächerlich, so sehr an der ersten großen Liebe zu hängen – aber ich tat es. Bedingungslos. Es war mehr zwischen River und mir als nur eine flüchtige Verliebtheit. Es war Schicksal.
Behutsam fuhr ich die Linien auf meiner Handfläche nach. Wir waren verbunden, durch einen göttlichen Willen. Durch eine uralte Magie, durch die Zauberei der Wasserflüsterer. Wir waren einfach füreinander bestimmt.
»Gregory war niemals meine Familie«, sagte ich leise. »Also lasse ich nicht meine Familie zurück, wenn ich ihn hinter mir lasse. Meine Mutter und mein richtiger Vater, das sind die Einzigen, die meine Familie darstellen.« Ich senkte den Blick, dann schob ich meine Hand über die von River. »Sie beide, und du.«
River drosselte das
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