Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
auf meine Arbeit konzentrierenkonnte und es mir möglich war, so zu tun, als würde ich von den Blicken nichts mitbekommen.
Ich war bereits einige Minuten früher als die anderen mit der Analyse der rhetorischen Stilfiguren fertig und gab meinen Zettel ab.
Als die laute, schrille Schulglocke die erste Pause ankündigte (wir hatten eine Doppelstunde gehabt), kam Mrs. Fitzgerald noch einmal mit Tyler zu mir.
»Ich habe Tyler gebeten, noch zu unserer Buchverwaltung mit dir zu gehen, damit du ab sofort deine eigenen Bücher bekommst.«
»Danke«, erwiderte ich. Verlegen nahm ich zur Kenntnis, dass Tyler meine Tasche tragen wollte.
»Das brauchst du nicht!«, wehrte ich ab.
»Oh, doch, kein Problem«, sagte Tyler und streifte sie sich über die Schulter.
»Sie ist aber doch gar nicht schwer, ich schaffe das schon …«
»Wenn sie nicht schwer ist, dann lass sie mich doch einfach tragen.«
Mir war seine Aufmerksamkeit … nun, nicht direkt unangenehm, aber sie machte mich verlegen, besonders, weil sowieso schon alle in der Melbour mich musterten, als hätte ich die Pest oder so was. Okay, vielleicht eine attraktive Art von Pest, aber eben eine gut sichtbare. Gott sei Dank übernahm Tyler bei unserem Weg den größten Teil unseres Gesprächs, das sich sogar als ziemlich interessant herausstellte.
Eine etwas schrullige Bibliothekarin überreichte mir einen Stapel alter Schulbücher, zusammen mit einem Blick, der mich wohl dazu zwingen sollte, sie auch ja gut zu behandeln. Dieser Blick entlockte mir ein Lächeln. Bei mir musste sie sich um die Bücher keine Sorgen machen, denn um Bücher kümmerte ich mich immer gut. Außerdem – schlimmer als diese Exemplare mit ihren Eselsohren, den vollgeschmierten Seiten und der Tatsache, dass sich bei fünfzig Prozent der Einband bereits ablöste – schlimmer konnten Bücher gar nicht mehr aussehen. Nach weiteren zwei Stunden, Mathematik und Biologie, hatten wir endlich Mittagspause. Bereits beim Eintreten durch die blau lackierten, schwingenden Eingangstüren war mir klar geworden, dass der Speisesaal das Herzstück der Schule darstellte. Er war bedeutend kleiner, als ich es gewohnt war, und auch wirkte das Licht nicht so kalt, wie ich vermutet hatte. Nein, die blassgrauen, großen Fliesen bekamen von den beinahe orangefarbenen Lichtern einen sanften, terrakottafarbenen Schimmer verliehen, der zu den verblichenen, beige gestrichenen Wänden gar nicht schlecht aussah.
Es gab einige Dutzend Tische, die gegenüber des langen Tresens standen, an dem man sein Essen kaufen konnte.
Da fiel mir der Spruch von Eric wieder ein, besonders, weil er in diesem Moment auf mich zukam.
»Na, Schwesterchen …?« Er kniff mir in die Wange, als sei ich ein kleines Kind, wofür er eine Beinahe-Ohrfeige erntete. »Hast du die ersten Stunden gut hinter dich gebracht?«
»Großartig«, erwiderte ich trocken, ohne wirklich sarkastisch zu sein. So schlimm war es ja wirklich nicht gewesen, außer vielleicht der Tatsache, dass mein Mathelehrer nicht so gnädig wie Mrs. Fitzgerald gewesen war und mich gleich an die Tafel geholt hatte.
Was das bedeutete, muss ich wohl nicht erklären.
»Hey, Eric«, Tyler knuffte ihn in die Seite. »Du hast ja gar nicht erwähnt, dass du eine Schwester hast, die so …« Ihm schien der passende Ausdruck entfallen zu sein, deswegen ließ er seine Stimme im Schweigen verlaufen.
Eric lachte.
»Ich hab sie ja auch noch nicht so lange«, antwortete er augenzwinkernd.
Schließlich gingen wir zusammen an einen Tisch, wo bereits zwei andere Jungs und auch zwei Mädchen warteten.
»Darf ich vorstellen?« Tyler schob mich, wie vorhin schon einmal, vor sich her. »Das, Leute, ist Ashlyn Aames. Die Stiefschwester von Eric. Und das, Ashlyn, sind Scott, Barney, Bellatrix und Mandy, meine Freundin.«
Ein einstimmiges Gemurmel, das eine freundliche Begrüßung darstellte, erhob sich. Scott und Barney ähnelten sich auf den ersten Blick sehr – beide hatten dunkle, kurze Haare, Football-trainierte Körper und ein freundliches, verschmitztes Lachen. Als ich Barney aber direkt in die Augen sah, entdeckte ich, dass eines grün und das andere braungrau war, was ihn für mich sofort etwas interessanter machte als Scott. Es sollte sich später herausstellen, dass die beiden zweieiige Zwillinge und die erklärten Football- und Rugbyhelden der Schule waren und dass man sie nur im Doppelpack antraf.
Die beiden Mädchen waren mir sofort sympathisch, wobei mir auffiel, dass Mandy mich
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