Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
Mutter geäußert hatte, als ihr River zum ersten Mal gegenüberstand.
Die beiden Männer maßen sich kurz und ruhig mit Blicken.
»Hallo Mr. Gibbs«, sagte River schließlich.
»Sind Sie der junge Mann, der meiner Tochter das Leben gerettet hat?«
»So könnte man es sagen.«
»Dann habe ich schon viel von Ihnen gehört. Herzlich willkommen im schönsten Haus San Diego Countys.«
Mein Vater gab den Weg hinein frei, und so folgten River und ich ihm durch den engen, dunklen Flur, der uns in eine typisch amerikanische, hölzerne Küche führte. Es war so unordentlich, dass Myrtle mit Sicherheit einen Schlaganfall bekommen hätte, wenn sie das Pech gehabt hätte, dieses Chaos zu sehen: Leere Joghurtbecher stapelten sich neben diversen Plastiktüten und Pizzakartons übereinander, ein paar Putzlappen lagen direkt darüber – auch sie hatten es nicht geschafft, die Kekskrümel auf der Küchentheke zu beseitigen, geschweige denn die ganze Unordnung.
»Ich hoffe, ihr habt auf dem Weg gegessen, denn ich bezweifle, dass ihr hier etwas halbwegs Essbares findet …«, sagte mein Dad, während er die Kaffeetasse irgendwie dazu stellte und einen verschlossenen Joghurtbecher hochhob.
»Habt ihr was dagegen, dass der Joghurt älter ist als ihr zwei zusammen? Wenn nicht, dann guten Appetit.« Trotzdem war er nicht der Meinung, dass wir uns eine Lebensmittelvergiftung einfangen sollten, deswegen warf er den Becher schwungvoll in den gut gefüllten Mülleimer.
»Also, Ashlyn.« Plötzlich drehte er sich mit einem ernsten Gesicht zu mir um. »Jetzt sag mir, was passiert ist.«
Ich schluckte.
»Wir müssen reden, Dad«, begann ich langsam.
»Hier kannst du nicht wohnen! Ich meine, ich fände es toll, wenn du hier wärst, aber Melbour ist der geeignetere Ort für dich«, fiel er mir ins Wort.
»Ich will auch nicht lange bleiben«, beschwichtigte ich ihn hastig. »Nur ein oder zwei Tage. River und ich«, wir tauschten kurze Blicke aus, »haben Melbour zusammen verlassen.«
Ich habe bei meinem Vater ja schon einiges erlebt, aber etwas Derartiges war auch mir gänzlich unbekannt. Er starrte mich an, absolut perplex, und versuchte krampfhaft, den Scherz, die versteckte Pointe in meinen Worten zu erkennen. Etwas, was ihm natürlich nicht gelang, denn es war bitterer Ernst.
»Das ist kein Witz?«, erkundigte er sich vorsichtig.
»Nein.«
»Ihr zwei«, er nickte beinahe verächtlich mit dem Kinn in Richtung River, »seid zusammen durchgebrannt und wollt jetzt bei mir Asyl bekommen, weil Isabel bestimmt schon am Durchdrehen ist?«
»So ungefähr. Aber es ist noch mehr. River und ich sind nicht einfach so abgehauen, weißt du? Es gab einen Auslöser für das Ganze …« Ich fuhr mir beinahe verzweifelt durch das Haar. Ich hatte nie darüber nachgedacht, wie ich meinem Vater beweisen sollte, was River war. Und war ich war …
»River ist kein normaler Mensch, Dad. Er ist ein Halb-Marianer. Das bedeutet, dass die Hälfte seiner Familie unter der Meeresoberfläche in einer Stadt namens Azulamar lebt. Durch seine und auch durch meine Adern fließt magisches Blut«, begann ich leise und eindringlich zu sprechen, während ich schließlich meine gebrandmarkte Handfläche anhob und sie meinem Vater hinhielt. »Mir wurde die Fähigkeit verliehen, unter Wasser zu atmen, ebenso wie River es tut.«
»Ashlyn! Was zum Teufel redest du da? Bist du krank? Stehst du unter Drogen?« Mein Vater griff nach meinem Arm, aber nicht, um das Mal genauer zu begutachten, sondern um nach möglichen Einstichlöchern in meiner Haut zu suchen. Genervt entwand ich ihm meine Hand. »Dad, ich bin vollkommen klar und bei geistigem Bewusstsein. Alles ist in Ordnung mit mir – bis auf die Tatsache, dass Gregory ein Mörder ist und jetzt mit Skelter auf River und mich Jagd macht …«
Weiter kam ich nicht. Mein Vater war in ein merkwürdiges Lachen ausgebrochen, halb verzweifelt, halb wütend.
»Ich bitte dich! Ist das irgendeine pubertäre Phase? Oder ist etwa dein merkwürdiger Freund an diesen Anwandlungen schuld?«, fragte mein Vater bissig und warf River einen abwertenden Blick zu.
»Ich habe nichts getan, Sir«, sagte River leise. »Nichts, außer zu viel zu riskieren. Ich liebe Ashlyn. Und wenn Ihnen Ihre Tochter auch nur ein Wenig bedeutet, dann hören Sie Ihr jetzt verdammt noch mal zu! Und glauben Sie ihr!«
»Sagen Sie mir nicht, wie ich meine Tochter zu erziehen habe«, erwiderte Tom kühl.
»Dann schauen Sie sich wenigstens das an!«, verlangte
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