Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
abgeblättert, und das Holz am Fensterrahmen war aufgeraut.) »Ich hatte für einige Zeit wirklich Angst, dass mein Vater uns rausschmeißen würde.«
»Bisher konnte ich noch nicht sehr spüren, dass er Gregory nicht ausstehen kann«, meinte River.
»Na ja. Mein Vater würde das wohl nie Fremden gegenüber gestehen.«
»Ich bin doch kein Fremder!«, lachte River trocken, obwohl uns beiden klar war, dass er exakt das für meinen Vater war.
»Manchmal bist du sogar mir fremd«, murmelte ich. River hatte sichauf das Bett gesetzt, und ich trat nun auf ihn zu, seine Haare nach hinten streichend.
Seine Stirn legte sich automatisch in Falten.
»Aber dann sehe ich dir in die Augen, und ich habe das Gefühl, wir würden uns schon seit Jahrhunderten kennen.«
»Tun wir auch«, flüsterte er, nachdem er sich wieder entspannt hatte.
»Hm? Was meinst du?« Diesem Gedankengang konnte ich nicht folgen.
»Persephone und Hades, du und ich. Wo liegt der Unterschied?«
»Sie waren Götter, River. Und ich weiß wirklich nicht, was du –«
»Ja, Götter. Und? Sie hatten eine Liebe, die nicht sein durfte, nicht sein konnte, nicht bei den Gesetzen ihrer Welt. Und den Gesetzen ihrer Familie.« River schob mir liebevoll eine Haarsträhne hinters Ohr. »Wir zwei stehen gegen das vorgezeichnete Schicksal. Und ich habe trotzdem das Gefühl, dass ich dich nur küssen brauche, und schon wird alles wieder gut.«
Ich küsste River, denn ich wünschte uns nichts mehr als eben dieses Gefühl. Doch unser Kuss währte nicht lange, denn River schob mich sanft, aber bestimmt von sich weg. Enttäuscht sah ich ihn an, während er sich erhob und in Richtung Tür ging.
»River …« Ich wollte ihn fragen, ob ich etwas falsch gemacht hatte, doch dann sah ich, wie er geräuschvoll den Schlüssel im Schloss herumdrehte und die Tür von innen verriegelte.
Er drehte sich bedeutungsvoll um.
»Ganz gleich, was für eine Hölle morgen da draußen tobt; ganz gleich, ob wir morgen ans Ende der Welt fliehen müssen; ganz gleich, was morgen passiert – diese Nacht, Ashlyn, diese Nacht gehört nur uns beiden.«
Seine Worte sorgten dafür, dass mein Herzschlag für einen Moment aussetzte und dann wie Donner wiedererklang.
Er stand da, gelassen und ruhig, aber ich kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass seine sehnigen Arme unter dem weißen Hemd ebenso angespannt waren wie die meinen. Seine Augen bedachten mich mit einem intensiven, tief gehenden Blick, der einen Schauer bei mir auslöste.
Oh Gott, ich könnte in diesen Augen versinken, ertrinken in diesem makellosen königlichen Blau.
Gleichzeitig traten wir aufeinander zu und verflochten unsere Finger ineinander wie zu einem gemeinsamen Gebet, bevor River meine Hüfte umfasste und mich zu sich zog.
Wie von selbst trafen sich unsere Lippen zu einem harmonisch-aggressiven Spiel. Ich spürte, wie River mit seiner Zunge in meinen Mund eintauchte, ich kostete seinen bittersüßen, unwiderstehlichen Geschmack. Unsere Hände lösten sich voneinander, nur um sich sogleich in das Haardes anderen zu graben. Wir hielten einander fest, ohne uns gegenseitig auch nur im Geringsten zu behindern. River machte einen mutigen Schritt nach vorne, ich wich automatisch zurück, als wäre es ein Tanz. Schließlich stieß ich mit meinen nackten Kniekehlen an das Bett, und wir ließen uns gemeinsam nach hinten sinken.
River stützte sich zu beiden Seiten meines Gesichtes ab. Wir fixierten einander. Auf einmal erschien ein fragender Ausdruck in seinem Gesicht.
Ein leises, heiseres Lachen entwich meiner Kehle, bevor ich nickte, und er seine Lippen zu einem neuen Kuss suchte. Gleichzeitig fand seine Hand einen Weg, mir die Träger des schwarzen Kleides herunterzustreifen. Ich legte meine Finger auf seine Wangen, ertastete die Kiemen, fuhr durch sein Haar und murmelte seinen Namen direkt an seinen Lippen.
River entledigte sich seines Hemdes, sodass ich sofort über seinen muskulösen Oberkörper streichen konnte.
»Ich liebe dich«, raunte er mir leise ins Ohr.
Wir schmiegten uns aneinander, ich vergrub mein Gesicht in seinem Haar, und seine Küsse hinterließen eine brennendheiße Spur auf meinem Hals.
Die Schwerkraft der Erde verlor in dieser Nacht ihre Macht, während der Wind draußen an den Fensterscheiben rüttelte.
Denn diese Nacht – diese Nacht gehörte wirklich nur uns beiden.
Ich war mir sicher, dass River eingeschlafen war, als seine nackte Brust sich gleichmäßig hob und senkte. Vorsichtig
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