Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
sicherer Entfernung.
„Wir können von Glück reden, dass unser Haus ve rschont bleibt. Bei der Schaukelei wäre es uns bestimmt über den Köpfen zusammengebrochen“, stellte Carla fest. Sie war hochgradig eingeschüchtert, fühlte sich hinter den Wänden aber halbwegs sicher.
John blickte durch die Fensterläden, die sich vor den Fenstern der anderen Zimmer befanden und stellte fest, dass rings um das Haus die Erde verflüssigt schien und leuchtete. Interessant war, dass sich dieses Phänomen ausschließlich bis zu einem gewissen Abstand von ihrem Haus ausgebreitet hatte. Es mochten ungefähr einhundertfünfzig Fuß sein, schätzte er. Als er zurück im Wohnzimmer war, berichtete er, was er soeben festgestellt hatte. „Lasst uns bloß im Haus bleiben. Wir sind komplett von verflüssigter Erde eingeschlossen. Ich befürchte, wenn wir jetzt einen Fuß auf die Erde setzen würden, würden wir sofort in ihr versinken.“
„Ich werde dieses Haus so lange nicht verlassen, bis sich dort draußen wieder normale Erde befindet“, antwortete Carla. Ich bin nicht daran interessiert, mich von unserem Garten verschlucken zu lassen.“
Angsterfüllt betrachteten sie noch eine ganze Weile den wogenden Garten, der sich aber von Minute zu Min ute zu beruhigen schien. Das Leuchten wurde dunkler, die Bewegungen erstarrten. Nach einigen Stunden war der Boden wieder erstarrt und das Leuchten komplett verloschen.
Der tote Maulwurf
Von der Schaukelei, der verflüssigten Erde und dem Leuchten am Himmel war am nächsten Morgen nichts mehr festzustellen. Der Rasen sah aus, wie die Tage zuvor auch. Er war trocken und staubig. Den Büschen und Bäumen konnte man ebenfalls keine Schäden ansehen. Sie schienen unberührt. Hatten sie sich am Vorabend bloß eingebildet, diese seltsamen Erscheinungen zu sehen? War es nur ein Albtraum gewesen?
Um der Sache auf den Grund zu gehen untersuchten sie nun gründlich den Garten.
„Kann jemand von Euch etwas Ungewöhnliches fes tstellen?“, fragte John. Er selbst fand keine Anzeichen von aufgelöster oder verflüssigter Erde.
„Nein, absolut nicht. Es ist alles wie gewohnt. Ich b efürchte, wir hatten einen gemeinsamen Albtraum. Es war bestimmt wieder so einer von denen, die wir schon einmal hatten“, vermutete Franklyn.
Nichts im Garten wirkte auf sie in irgend einer Weise verändert oder war verdächtig.
„Mami, Don Camillo hat mir gerade gesagt, dass der Garten nicht mehr so ist, wie gestern.“
„Was hat der Hund dir denn erzählt?“, fragte Sally.
„Er sagte mir, dass der Garten sich verändert hat. Die Steine würd en nicht mehr an derselben Stelle liegen. Sie sind etwas verschoben. Vielleicht ist es nicht genug, dass Ihr es sehen könnt, aber Don Camillo hatte es sofort gesehen.“
Sally und auch ihre Freunde wichen mittlerweile von dem Gedanken ab, dass Sarah ausschließlich von ihrer Fantasiewelt erzählte. Zu oft hatte sie nun bereits Dinge über den Hund erzählt, die sie nur wissen konnte, wenn sie mit dem Hund in welcher Form auch immer Kontakt aufnahm. Sie musste über eine spezielle Methode verfügen, mit dem Hund kommunizieren zu können. Ganz sicher fand dies nicht auf dem normalen, verbalen Weg statt. Dennoch klang es ziemlich absurd.
„Sarah, ich möchte nicht, dass du uns ständig seltsame Geschichten erzählst. Es reicht, was wir in der vergang enen Nacht erlebt hatten. Darüber hinaus wollen wir keine Gruselgeschichten hören.“
„Es ist aber wahr, er hat es mir wirklich gerade erzählt.“
„Wie macht er das? Wie erzählt er dir diese Dinge?“, bohrte Sally. Ihre Meinung kippte, doch sie wollte es auf keinen Fall zugeben. Ihrer Tochter gegenüber spielte sie die Verständnisvolle, die angeblich die Geschichten mal mehr, mal weniger glaubte. Ihre Vernunft sagte ihr aber, dass Menschen und Tiere nicht miteinander kommunizi eren können. Sie wollte diese Geschichten eigentlich gar nicht hören. Womöglich verschloss sie sich absichtlich vor Tatsachen, die ihr unrealistisch oder unlogisch vorkamen. Doch ihr Gewissen sagte ihr, dass sie sich ihrer Tochter gegenüber unfair verhält. Ihre Gedanken sollten wieder klare Wege gehen können.
„Ich möchte jetzt gern Sarahs Geschichten auf den Grund gehen. Ständig erzählt sie, dass sie angeblich von Don Camillo irgendwelche Geschichten erzählt bekommt. Ich muss wissen, ob eine gewisse Wahrheit in ihren Märchen steckt.“
„Was gedenkst du zu tun?“, fragte Carla.
„Ganz einfach, ich gehe
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