Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
Eckzähnen in die Drähte des Zauns. Es gab ein markerschütterndes Geräusch, als er wutgeladen ein großes Stück aus dem Zaun herausriss. Die Metalldrähte stellten für ihn kein wirkliches Hindernis dar, ganz im Gegenteil, es schien, als bestünde der Zaun aus Salzstangen. Der Hund zerfetzte ihn und spuckte ihn auf den Fußboden.
Vermutlich konnte der Nachbar sehen, was Don C amillo mit dem Maschendrahtzaun veranstaltete, denn er schloss schleunigst seine Fenster. Wahrscheinlich peinigte ihn die Angst, dass der Hund gleich in sein Zimmer springen könnte und ihm an die Gurgel springen würde. Doch Don Camillo blieb auf dem Grundstück der Freunde stehen. Er wollte sich vermutlich lediglich Respekt verschaffen. Er hatte erreicht, was er erreichen wollte und spuckte das letzte abgerissene Stück Metallzaun ebenfalls auf den Fußboden. Sein Knurren verebbte, und der Hund beruhigte sich wieder. Sein Nackenfell legte sich jetzt wieder flach auf seinen Rücken.
Don Camillo drehte sich um und lief freudestrahlend zu seinem Herrchen , leckte ihm die Hand und wollte gestreichelt werden.
John nahm verstört Sarah an die Hand und führte sie schleunigst zur Terrassentür. Im Wohnzimmer angekommen schaltete er das Licht ein und bat Sarah, sich hinzusetzen. Don Camillo legte sich ihr zu Füßen und gab keinen Ton mehr von sich.
„Ich werde jetzt deine Mami holen, damit sie dich wieder ins Bett bringt. Sie wird sich sicher neben dich legen und bei dir bleiben, bis du eingeschlafen bist. Bleib bitte hier sitzen, bis ich wieder zurück bin, okay?“
„Du bist es Schuld, dass ich draußen herumgelaufen bin“, begann Sarah trotzig eine Diskussion.
„Nein, Sarah, ich habe damit nichts zu tun. Du selbst bist herausgelaufen. Ich frage mich bloß, wie du die Te rrassentür von außen wieder verschlossen hast. Ich kann mir kaum vorstellen, dass du durch das Glas gegangen bist.“
Die Diskussion zwischen den Beiden wollte nicht enden, doch schließlich gab Sarah nach und entschuldigte sich für ihr fehlerhaftes Verhalten.
„Don Camillo hat mir gerade erzählt, dass ich von a llein nach draußen gegangen bin. Er hat mich dabei beobachtet.“
„Don Camillo hat ruhig gesch lafen, bis er uns gehört hat“, entgegnete John verärgert. Nun erzählte sie erneut diese seltsamen Geschichten über den redenden Hund. Dieser Unsinn war für John nicht mehr zu ertragen.
„Nein, wirklich, er hat mit meinen Augen gesehen, was ich gerade mache.“
Es reichte. Für John war nun wirklich der Moment gekommen, dass er nicht mehr wusste, was er dem Mädchen entgegnen sollte. „Bleib sitzen, ich bin gleich wieder da“, sagte er ihr forsch ins Gesicht und ging zu Sally, die bis gerade noch ruhig vor sich hin geschlafen hatte.
Auf dem Flur kam sie ihm bereits entgegen und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Franklyn und Carla folgten ihr ebenfalls Augen reibend. Sie waren durch den Lärm, den John verursachte, wach geworden.
„Was ist passiert?“, fragte Sally aufgeregt.
„Gut, dass du wach bist. Ich wollte dich gerade wecken. Sarah lief im Garten herum. Sie wandelte vermutlich im Schlaf. Ich habe versucht, sie aufzuhalten, aber…“
Sally hatte ihm gar nicht richtig zugehört und lief an ihm vorbei. Sie steuerte unmittelbar auf ihre Tochter zu und nahm sie in den Arm.
„Was machst du so spät im Garten? Wenn du spielen willst, kannst du das tagsüber tun, mein Schatz, nicht mitten in der Nacht“, schimpfte sie aufgeregt.
„Sally…“, warf John ein, aber si e reagierte nicht auf seine Worte.
„Sally, sie hat…“ Wieder wurde er von Sally unterbr ochen.
„Du gehst jetzt sofort in dein Bett zurück und schläfst. Morgen reden wir darüber. Los, geh jetzt.“
Sarah ging, ohne ein Wort zu verlieren, in ihr Bett. Sie merkte, dass ihre Mutter extrem verärgert war. Jedes Wort, das sie ihr hätte entgegnen können, würde jetzt sicher falsch ankommen. Man merkte Sarah an, dass sie trotzig war, denn ihr Blick haftete am Boden, und ihre Stirn war extrem kraus gezogen.
Nun wandte sich Sally an John. „ Entschuldigung, was hattest du vorhin zu mir gesagt? Es tut mir leid, aber ich bin gerade ziemlich sauer auf Sarah. Was bildet sie sich ein, nachts durch den Garten zu laufen? Sie soll schlafen.“
„Die ganze Zeit versuche ich dir beizubringen, was g eschehen war, aber du hörst mir ja nicht zu. Sarah kann nichts dafür. Sie war im Schlaf gewandelt. Ich hatte gesehen, wie sie völlig ziellos durch die Gegend lief. Ihr
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