Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
zwischen den Bäumen und Büschen hindurch, ohne sich dabei zu stoßen. Doch ihr Blick schien durch alles hindurch zu gehen. Ob sie schlafwandelte? John war durch ihren Anblick schockiert und wusste für einen Moment nicht, was er tun sollte. Nach der Schrecksekunde öffnete er zitternd die Terrassentür.
„Sarah, was machst du da draußen?“
Doch sie reagierte nicht auf seine Rufe. Es blieb ihm nichts Anderes übrig, als zu ihr zu gehen und sie ins Haus zu holen.
Als er neben ihr stand, stellte er fest, dass sie ihn absolut nicht wahrnahm. Sie lief einfach geradeaus weiter und interessierte sich nicht für ihn. Nun stellte er sich ihr direkt in den Weg, sodass sie gezwungen war, ihm auszuweichen oder stehen zu bleiben.
„Sarah, wach auf. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert. Komm jetzt ins Haus“, sagte er ihr direkt ins Gesicht, doch sie blickte durch ihn hindurch und ging einfach weiter. Aus Reflex wich John ihr aus, denn er wollte nicht mit ihr zusammenstoßen.
Was kann ich bloß tun, um sie aufzuwecken?, überlegte John und wollte sie festhalten. Doch Sarah bewegte sich wie ein Panzer. Sie lief einfach weiter. Sie musste über enorme Kräfte verfügen, sodass er nicht die geringste Chance hatte, sie abzubremsen. Was war bloß in sie gefahren? So fest er sie hielt, sie war nicht zu stoppen. Sarah kippte weder um, noch wehrte sie sich, und sie antwortete nicht auf seine Fragen. John hatte das Gefühl, er würde einen verdursteten Elefanten aufhalten wollen, der soeben ein Wasserloch entdeckt hat.
Plötzlich erwachte sie aus ihrer seltsamen Starre, riss die Augen auf und blickte John verstört an.
„Warum hast du mich in den Garten gebracht? Es ist doch schon so spät.“
„Zum Glück bist du aufgewacht. Ich habe dich nicht in den Garten gebracht. Du bist ziellos hier draußen herumgelaufen. Ich hatte Geräusche gehört, also war ich aufgewacht und habe nachgesehen, was es sein könnte. Als ich durch die Terrassentür schaute, sah ich dich schlafwandeln. Was machst du hier?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Sarah. Sie erweckte den Eindruck, als würde sie die Wahrheit sagen, denn sie blickte John direkt in die Augen und wich ihm nicht aus. „Du musst mich herausgebracht haben, warum sollte ich auf so eine verrückte Idee kommen?“
„Komm mit, ich bringe dich wieder in dein Bett zurück. Wir sprechen morgen darüber. Hoffentlich bleibst du auch dort und läufst nicht wieder in den Garten.“
„Mir ist kalt“, antwortete sie. „Ja, lass uns ins Haus gehen.“
Doch bevor sie die Chance bekamen, ins Haus zurück zu gehen, kam Don Camillo wie ein Blitz aus dem Wohnzimmer auf die Terrasse geschossen. Sobald er den Garten betreten hatte, bellte er wie von Sinnen in Richtung Nachbarhaus.
Es vergingen ein paar Sekunden, bis man ein paar Fenster klappern hörte. Das Geräusch kam vom Nachbarn zu ihnen herüber.
„Verdammter Mistköter, halt die Schnauze!“, brüllte er wütend und schlug mit der Faust auf das Fensterbrett, dass es nur so krachte. „Musst du mitten in der Nacht so einen Terror veranstalten? Sperrt den Köter ein, es ist eine Unverschämtheit, um die Uhrzeit das Vieh bellen zu lassen. Ich knalle ihn über den Haufen, wenn er nicht sofort damit aufhört.“
John wollte sofort eingreifen und rief Don Camillo zur Vernunft auf, doch er reagierte nicht im Geringsten. Zähne fletschend verharrte er und knurrte wütend in Richtung des Nachbarn. Seine Lefzen waren bis zum Anschlag hochgezogen und zuckten vor Aufregung, seine rosafarbene Zunge erschien zitternd zwischen den messerscharfen Zähnen, die im Mondlicht glitzerten. John erschauderte, als er die extrem langen, nadelspitzen Eckzähne des Hundes erblickte.
Seit wann hat unser Hund so dermaßen lange Eckzähne? , ging es ihm durch den Kopf. Vorhin waren sie noch viel kürzer.
Don Camillos Knurren wurde immer aggressiver. Derartig böse Geräusche hatte er noch nie von sich gegeben. Immer wieder kam seine zitternde Zunge zwischen den Schneidezähnen hindurch. Schwarzes Blut tropfte von seiner Zungenspitze und wurde durch das wütende Knurren auf dem Boden verspritzt.
Da der Nachbar weiterschimpfte, sah Don Camillo keine andere Möglichkeit, als wie von einer Tarantel g estochen in die Dunkelheit loszurennen. Er lief quer durch den gesamten Garten, bis er gegen den Maschendraht des Zauns prallte, der ihn abfing. Der Hund wurde durch diese undurchdringliche Barriere noch wütender und biss wild knurrend mit den
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