Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
starten.“
„Ich bin schon da. Und wenn Ihr beiden noch mal so laut über mich lacht, werde ich Euch untertauchen“, drohte er. Anschließend sprang er mit den Füßen zuerst ins Wasser. So verhinderte er, dass er einen Kopfsprung machen musste. Die Gefahr, die Badehose zu verlieren war zwar wesentlich geringer, als bei der Unterhose, aber sicher war sicher. Dennoch mochte er keinen Fußsprung, schlimmer noch, er hasste ihn. Fußsprünge sahen in seinen Augen unmännlich aus. Doch gab es noch eine Steigerung: Fußsprung mit Nase-zu-halten.
Im Wasser angekommen stellte er sich zwischen Carla und Sally , gab ihnen die Hände und fragte: „Ob es wohl entscheidend ist, in welcher Reihenfolge wir uns aufstellen?“
„Da ich nicht glaube, dass wir überhaupt Erfolg mit unserem Experiment haben, glaube ich auch nicht, dass es eine Rolle spielt, wo du stehst. Über deine Position zw ischen zwei Damen kannst du dich doch nicht beschweren“, kicherte John und schaukelte seine Hände vor und zurück. Zu seiner Linken stand Sally, zu seiner Rechten befand sich Sarah, die sich im Kreise der Erwachsenen richtig wohl fühlte, weil sie auf diese Art und Weise das Gefühl hatte, dazu zu gehören.
„ Freunde, wir müssen jetzt ernst sein. Konzentriert Euch, wir fassen uns an den Händen an und versuchen, unsere ungeahnten Kräfte zu mobilisieren“, sagte Carla in einem etwas mystisch klingenden Tonfall, schloss die Augen und senkte langsam ihren Kopf. Ihre Freunde taten es ihr nach, blickten aber trotz gesenktem Kopf in die Runde. Sich das Kichern zu verkneifen war nicht ganz einfach. Niemand wollte den Anderen zum Lachen animieren, also rissen sie sich alle zusammen. Eine Weile ging es gut.
Es dauerte jedoch keine zehn Sekunden, da endete das Experiment in vehementem Gelächter.
„Hat es bei einem von Euch funktioniert? Hat jetzt j emand Superkräfte oder leuchtende Augen?“, fragte Sally.
„Nein, ich fühle nichts, außer, dass es mir kühl wird“, antwortete Sarah.
„Ich auch nicht“, hängte sich John hinten an.
„Nein, ich habe ebenfalls nichts bemerkt“, bekam sie von Franklyn zu hören. „Ich glaube, diesen Punkt auf unserer Liste können wir getrost mit „Kein Erfolg“ verbuchen. Der Auslöser muss ganz sicher etwas Anderes sein. Wir werden es schon herausfinden, das ist ebenfalls ganz sicher.“
Toter Vogel
Eines Tages gehen alle Ferien einmal zu Ende, und so endeten auch die freien Tage der Freunde. Auch das Wetter nahm Notiz von dieser Änderung und verschlechterte sich zusehends. Es regnete zwar nicht, doch tummelten sich diverse, graue Wolken am Himmel. Einige von ihnen waren so groß, dass sie in der Lage waren, die Sonne für längere Abschnitte zu verdecken, teils zum Leid, aber auch teils zur Freude der Bewohner von Spokane, denn sie hatten mittlerweile lange genug unter der Trockenheit gelitten. Einige Bewohner wünschten sich bereits, es würde wieder regnen. Dies war verständlich, wenn man bedachte, dass es mehrere Wochen nicht geregnet hatte. Schließlich konnten sie ihre Gärten nicht ständig künstlich bewässern.
Carla befand sich gerade an ihrem Arbeitsplatz, der nach ihrem Urlaub ungewöhnlich prall gefüllt mit Arbeit war. Die Ferien waren sehr schön gewesen, sie hatte sich auch gut erholt und jede Menge Spaß gehabt. Ihre Haut war wunderschön braun geworden. Doch nun stand sie wieder mitten im Job, mitten im Leben. Das Telefon wollte einfach nicht aufhören zu klingeln, und neben ihr türmten sich bergeweise Aufträge, Briefe, Faxe, Anfragen und Notizen von Kollegen, die ihr die Erholung scheinbar nicht gönnten. Wo sollte sie bloß anfangen? Der Berg von Arbeit war einfach nur frustrierend. Warum hatte sie bloß Urlaub gemacht? Nach dem Urlaub stellte sie sich immer wieder die gleiche Frage. Hätte sie keinen Urlaub gemacht, würden hier jetzt nicht so viele Zettel herumliegen.
Sie entschied sich für die einfachste Variante und nahm ihren Kaffeebecher, um sich etwas zu trinken zu holen. Ein leckerer, warmer Kaffee konnte ihr jetzt sicher helfen, die Berge von Papier zu bewältigen oder vorübergehend zu ignorieren. Also stand sie auf, nahm sich ihren doppelt isolierten Metallbecher in die Hand und ging demotiviert zur Kaffeemaschine, die auf dem großen Flur stand. Gerade wollte sie sich entscheiden, ob sie Kaffee mit Milch oder Cappuccino drücken sollte, als ihr ein Kollege dabei zusah, was sie gerade tat.
„Hey, wie geht ´s dir?“, fragte sie ihn. Carlos
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