Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Titel: Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Schaberick
Vom Netzwerk:
steht, will man diese Position verteidigen.
    Ab heute sollte sich diese eingefahrene Situation grundlegend ändern. Drei hatte seine innere Einstellung zum dauerhaften Verlieren geändert. Er wollte nicht mehr der stete Verlierer sein, also gewann er fortan jedes Rennen. Selbst die stärksten Tiere sollten ab heute keine Chance mehr gegen ihn haben. Es lag auch nicht am Jockey, dieser konnte sich die plötzlichen Siege absolut nicht erklären. Er trieb das Pferd nicht mehr, als er es zuvor getan hatte. Ganz im Gegenteil: Sobald die Klappen der Startbox geöffnet wurden, war Drei nicht mehr zu bremsen. Er übernahm sofort die Führungsposition und ließ die Mitläufer um Längen hinter sich. Pferdewetten wurde zusehends langweilig, da Drei ein Garant für den Sieg war. Auf ein anderes Pferd zu setzen war zwecklos. Sobald Drei über die Rennbahn lief, waren andere Pferde nicht mehr in der Lage, ihre volle Leistung zu entwickeln. Sie liefern nur noch mit halber Geschwindigkeit oder stolperten kreuz und quer durch die Gegend. So war es für Drei natürlich sehr einfach, zu gewinnen.
    Ärzte untersuchten ständig sein Blut auf Doping oder sonstige, illegale Substanzen, doch konnten sie nichts Belastendes feststellen. Auch sein Futter wurde analysiert. Es entsprach zu hundert Prozent den vorgegebenen Richtlinien und enthielt keinerlei illegale Zusätze. Warum lief dieses Pferd plötzlich so schnell und zwang seine Konkurrenten zum Schleichen? Hatte man eine Gehirnwäsche an ihm durchgeführt? Waren die anderen Pferde manipuliert? Waren vielleicht sämtliche Jockeys manipuliert? Nein, Manipulation funktioniert nur bei Menschen. Nur Menschen sind in der Lage, die Worte eines Psychologen zu verstehen, geschweige, Manipulationen anzunehmen. Pferde kann man nicht hypnotisieren. Und dass man Jockeys entgegen ihrem Willen dazu bringt, ihre Pferde abzubremsen war völlig unsinnig, denn auch Pferde, die noch nie gegen Drei gelaufen waren, liefen nicht mit voller Leistung. Es musste etwas mit Drei selbst zu tun haben.
    Als d ie Rennveranstaltung beendet und die Freunde das Gelände verlassen hatten, schlenderten sie noch ein wenig durch die Stadt Vancouver. Es gab ein sehr nettes Restaurant, in dem sie gemeinsam essen wollten. Es sah sehr teuer aus, doch zur Feier des Tages ließen sie sich genau dort verwöhnen. Geld genug hatten sie ja jetzt.
    „Mami, das hat richtig Spaß gemacht.“
    „Ja, Kleines, es war ein schönes Abenteuer. Vor allem fand ich es Klasse, dass ein Pferd gewann, das bisher noch nie einen der ersten Plätze gesehen hatte.“
    „Ich hatte mich mit Drei unterhalten. Er hatte mir verraten, dass er Angst hatte“, sagte Sarah. „Er hatte Angst vor den Stärkeren.“
    „So, so“, antwortete Sally ein wenig verwundert. „Du kannst dich mit Hunden unterhalten, das wissen wir mit tlerweile. Aber dass du auch mit Pferden sprechen kannst, ist mir neu. Stimmt das auch wirklich?“
    „Mami, ich lüge nicht! Ich hatte Drei gesagt, er soll seinen Hintern hoch bekommen. Danach war er dann schneller gelaufen.“
    John widmete ihr einen misstrauischen Blick, legte seinen Kopf schief, sagte aber nichts. Carla grinste, denn sie befürchtete, dass Sarah wieder einmal ihre Fantasie spielen ließ. Sally wusste nicht, ob sie ihrer Tochter glauben sollte, oder ob ihr die Fantasie ihrer Tochter nur wieder eine seltsame Geschichte auftischte. Ihre Geschichten klangen oft ziemlich verrückt, doch hatte sie ihr ebenfalls häufig genug das Gegenteil bewiesen. Bloß Franklyn war überzeugt davon, dass sie die Wahrheit sagte. „Wie hast du das gemacht? Wie hast du mit dem Pferd gesprochen?“, wollte er wissen. „Wie hast du Drei dazu bekommen, seinen Hintern hoch zu bekommen?“
    „Ich ha be es ihm einfach gesagt. Lauf schneller , habe ich ihm gesagt. Danach ist er immer schneller geworden.“
    „Faszinierend. Und wie hast du es hinbekommen, dass die anderen Pferde plötzlich so langsam gelaufen sind?“
    „Ich habe ihm gesagt: Drei , sag den anderen Pferden, dass sie dich vorbei lassen sollen. Du bist der Anführer.“
    „Das war alles?“, staunte Franklyn und konnte es nicht glauben. Sarah hatte es tatsächlich geschafft, einem Pferd beizubringen, wie es andere Pferde manipulieren kann. „Du bist wirklich faszinierend. Ich glaube, bisher hat es kein anderer Mensch geschafft, ein Pferd zum schnelleren Laufen zu überreden, und du hast ihm gezeigt, wie es andere Tiere manipuliert. Das ist eine unglaubliche Leistung. Ich kann

Weitere Kostenlose Bücher