Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
es kaum glauben.“
„Habe ich was Böses getan?“, fragte Sarah plötzlich ziemlich unsicher.
„Nein, du hast nichts Böses getan“, beruhigte sie Franklyn. „Du hast dich doch bloß mit Drei unterhalten. Wenn er jetzt in der Lage ist, andere Pferde zum langsam Laufen zu bewegen, ist das doch keine böse Tat.“
„Wir sind auch davon überzeugt, dass du nichts Böses getan hast. Zudem hast du uns eine ganze Menge Geld beschert, ohne dass du es wolltest“, sagte John und betastete sein Portemonnaie in seiner Jackentasche. Als er dort die prall gefüllte Geldbörse spürte, überkam ihn ein gutes Gefühl. „Mach dir jetzt bloß keine Sorgen, Sarah. Dafür bist du viel zu jung.“
Das Essen schmeckte hervorragend. Besser hätten es vermutlich Fünf-Sterne-Köche auch nicht hinbekommen. Selbst Sarah, die am liebsten Pommes Frites mit Currywurst aß, suchte sich etwas Leckeres aus, das völlig von ihren Gewohnheiten abwich: Schnitzel, Erbsen, Möhren, Soße. Sie futterte, als hätte sie wochenlang nur trocken Brot zu essen bekommen. Durch das gemeinsame Essen fand der Abend einen herrlichen Ausklang. Niemand dachte an ihre besonderen Fähigkeiten, an das Lesen von Gedanken, an Unterhaltungen ohne Worte oder Manipulation anderer Menschen. Die Kerzen auf dem Tisch verbreiteten eine ganz besondere Form der Ruhe und Romantik.
Plötzliche Einsicht
Das Essen im Restaurant hatte den Freunden eine M üdigkeit beschert, dass sie sich am liebsten direkt in ihr Bett gelegt hätten. Doch sie und auch ihr Hund mussten leider noch den weiten Weg nach Hause antreten. Da sie mit dem Flugzeug angereist waren, befanden sie sich in der glücklichen Lage, mit dem Taxi zum Flughafen gebracht zu werden.
Momentan stand ihr Taxi im Stillstand an einer Ampelkreuzung. Bedingt durch die Uhrzeit war nahezu kein Fahrzeug weit und breit auf der Straße. Eigentlich war dies für diese Straße ein sehr ungewöhnlicher Zustand, denn es war eine Hauptverkehrsader, die quer durch die Stadt führte. Im Rückspiegel erkannte der Taxifahrer ein Fahrzeug, das mit extrem hoher Geschwindigkeit angeschossen kam.
„Was hat der denn vor? Die Ampel ist rot, wenn er nicht bremst, ahne ich Böses, denn der Querverkehr hat gerade grün.“
Der Raser wurde von zwei Polizeifahrzeugen mit Sirenengeheul und blauroter Dachbeleuchtung verfolgt, doch sie schafften es nicht, ihn zu überholen. Bei jedem Versuch, an ihm vorbei zu fahren, scherte er aus und drängte sie ab. Er schien sein Fahrzeug sehr gut unter Kontrolle zu haben. Zudem war das Glück auf seiner Seite, da kein Hindernis in Form eines Fahrzeugs auf der Straße stand. Die Fußgänger hatten bereits bemerkt, dass eine Verfolgung im Gange war und suchten das Weite. Niemand wagte, auch nur einen Fuß auf die Straße zu setzen. Die Gefahr, die von der Verfolgung ausging, war einfach zu groß. Der Verfolgte trat immer heftiger auf sein Gaspedal, sein Motor produzierte daraufhin gequälte Brüllgeräusche. Er musste über einen sehr kräftigen, voluminösen Motor verfügen, denn das Geräusch war extrem laut und kräftig. Dass die Ampel noch immer auf rot stand, schien ihn nicht zu stören, denn er gab nicht die geringsten Anzeichen von sich, abzubremsen oder sich nach dem Querverkehr zu orientieren. Ab und zu fuhr ein Fahrzeug über die Querstraße. Dass von der Seite ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit nahte, nahmen die betroffenen Fahrer dieser Fahrzeuge gar nicht wahr. Wer rechnete auch mit einem Verrückten, der der Meinung war, den Querverkehr durchbrechen zu müssen?
Plötzlich legte er völlig unverhofft eine Vollbremsung hin. Seine Reifen brüllten auf, eine graue, dichte Rauchwolke zeugte von der enormen Hitze, die beim Bremsen entstand. Wahrscheinlich verfügte das Fahrzeug, das einen sehr alten Eindruck machte, über kein Antiblockiersystem, andernfalls hätte dieses das Blockieren der Reifen verhindert. Es verfügte auch über kein Stabilitätsprogramm, denn plötzlich geriet es massiv ins Schleudern. Vermutlich hatte der Fahrer erst jetzt festgestellt, dass er keine Lücke im Querverkehr fand, durch die er hätte rutschen können, ohne ein Fahrzeug zu rammen. Schließlich war der Sinn dieser Flucht, zu flüchten und nicht zu sterben. Das Fahrzeug drehte sich quer zur Fahrtrichtung, denn nun hatte der Fahrer völlig die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Die Fahrzeugstabilität existierte nicht mehr, denn bedingt durch die Höhe geriet es massiv in Seitenlage, verhakte
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