Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
sich mit den Reifen im Boden und den Bruchteil einer Sekunde später überschlug es sich bereits mehrmals. Es knallte, krachte, quietschte und donnerte, als die Ecken und Kanten ihre Energie in den Fußboden entluden. Scherben in allen möglichen Farben flogen pfeifend durch die Luft. Der Fahrer wurde heftig durchgeschüttelt, blieb aber glücklicherweise in seinem Sitz verankert. Vermutlich war er so vernünftig gewesen, wenigstens den Sicherheitsgurt anzulegen. Völlig unerwartet landete das Fahrzeug schließlich auf den Reifen und stand endlich. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ein völlig verstört wirkender Fahrer aus dem Fahrzeug sprang. Dass er noch so mühelos die Türen öffnen konnte, war ein Wunder oder ein Werk der Konstrukteure, die das Fahrzeug so stabil gebaut hatten. Was er allerdings jetzt tat, war sehr seltsam: Er kletterte taumelnd auf die Motorhaube, die verbeult und halb offen am Fahrzeug hing. Obwohl er sichtliche Schwierigkeiten und auch Schmerzen zu haben schien, schaffte er es. Anschließend kletterte er weiter auf das Dach des Autos. Dabei musste er höllisch aufpassen, denn die Scherben der zersplitterten Frontscheibe stellten eine gewisse Gefahr dar. Er schaffte es trotz der Scherben, das Dach zu erreichen. Vielleicht war er betrunken? Man sagt, dass kleinen Kindern und Betrunkenen nichts passiert, wenn ein Unglück geschieht. Oben angekommen stellte er sich aufrecht hin und beobachtete misstrauisch, wie die Polizisten, die inzwischen am Unfallort eingetroffen waren, ihre Fahrzeuge abstellten, ausstiegen und sich hinter ihren Türen verschanzten. Mehrere Pistolen und Gewehre waren jetzt auf ihn gerichtet und drohten böse mit großen Kalibern, in die der Flüchtige hineinblicken konnte. Große, schwarze Punkte am Ende einer jeden Schusswaffe beobachteten jede seiner Bewegungen, jederzeit in der Lage, ihre Munition auf ihn abzufeuern. Doch er verhielt sich still, obwohl im das Stehen ziemlich schwer fiel. Bewegungslos, aber in angespannter Haltung beobachtete er die Situation und gab sich Mühe, nicht umzufallen. Warum er nicht in seinem Fahrzeug in Deckung gegangen war, stellte ein Rätsel für jeden dar. Er war die beste Zielscheibe, so wie er da oben auf dem Fahrzeugdach stand. Womöglich hatte das mehrfache Überschlagen sein Oberstübchen ein wenig durcheinandergewirbelt, und er war nicht mehr in der Lage, rational zu denken. Oder ein Getränk namens Alkohol hinderte ihn daran, seine weitere Flucht zu planen. Im Moment konnte noch niemand feststellen, ob er betrunken war.
Von mehreren Seiten näherten sich nun Polizisten mit gezogener Waffe , sagten aber kein Wort. Sie hofften darauf, dass seine Vernunft ihm sagen würde, sich ruhig zu verhalten und keinen Fehler zu begehen.
„Hände hoch , keine Bewegung. Bleib stehen und beweg dich nicht einen Millimeter, sonst machen wir von der Schusswaffe Gebrauch.“, brüllten sie ihm zu. Sichtlich aufgeregt und verärgert näherten sie sich mit wütendem Blick. Ihr Abstand betrug nur noch ein bis zwei Schritte.
Langsam drehte sich der Verfolgte in ihre Richtung, hielt seine Arme aber brav in der Luft. Hände hoch hatte er also verstanden.
„Du wirst dich jetzt hinknien und deine Hände weit ausgestreckt in unsere Richtung halten“, lautete das nächste Kommando. Einer der Polizisten zog seine Han dschellen aus dem Hosenbund und öffnete sie. Das kalte Metall erzeugte ein ratschendes Geräusch, als er den Verschlusshebel durch die Arretierung drückte. Mit der jetzt kommenden Reaktion des Verfolgten hatten sie allerdings nicht gerechnet: Völlig unerwartet trat er nach den Polizisten und traf eine Hand, in der sich eine Pistole befand. Diese flog in hohem Bogen durch die Luft und landete scheppernd auf dem Fußboden.
„Verfluchter Mistkerl“, brüllte der Polizist, griff an seine Seite, ergriff den dort befindlichen Schlagstock und holte aus. Auch die anderen Polizisten zogen ihre Schlagstöcke und nahmen die Hab-Acht-Stellung ein. Aus dieser Entfernung zu schießen erschien ihnen als zu gefährlich. Sie hätten sich gegenseitig treffen können, denn sie hatten sich ihm mittlerweile von allen vier Himmelsrichtungen genähert. Mit den Schlagstöcken hingegen konnten sie relativ gefahrlos auf ihn eindreschen. Da er noch immer stand und nicht die geringsten Anzeichen machte sich hinzuknien, zielten sie auf seine Schienbeine und die Kniescheiben. Von hinten erzeugten die Schläge nicht so große Schmerzen, doch die Knochenkante der
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