Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
Beinvorderseite stellte eine extrem schmerzempfindliche Stelle dar.
Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er in sich z usammenbrach und mit einem dumpfen Schlag längs auf dem Fahrzeugdach landete. Seine Arme streckte er wie ein toter Käfer von sich. Damit er sich nicht doch noch wehren konnte, schlugen die Polizisten auch noch auf die Ober- und Unterarme, anschließend auf seine Hände. Einer von ihnen malträtierte seinen Rücken mit großer Leidenschaft. Es erweckte den Eindruck, als wollten sie ein gigantisches Schnitzel weich klopfen. Die Schläge auf die Arme und Hände erzeugten dermaßen große Schmerzen, dass der Flüchtige schreiend aufgab.
Widerstand gegen die Staatsgewalt zu leisten rechnete sich nicht wirklich. Man konnte auch schon mal den Kürzeren ziehen. In diesem Falle hatte der Flüchtige das Nachsehen. Seine Knochen waren zwar nicht gebrochen, hierfür hatten die Polizisten nicht heftig genug zugeschlagen. Doch die Schmerzen, die die Blessuren bei ihm verursacht hatten, würden sicher noch eine lange Zeit seine Bewegungen beeinträchtigen.
Die Freunde und auch der Taxifahrer sprangen aus dem Großraumtaxi, rannten zum Tatort und applaudierten, während die Polizisten dem Täter schließlich Handsche llen anlegten. Mittlerweile hatten sie ihn vom Autodach heruntergezogen und auf den Fußboden gelegt. Noch immer waren Waffen auf ihn gerichtet. Sie konnten nicht wissen, ob er nicht doch noch aufsprang und sich gegen die Festnahme wehren würde. Je nachdem, ob er unter Drogen stand, hätte dies ohne weiteres sein können. Manche Drogen reduzieren die Wahrnehmung von Schmerzen derart intensiv, dass man dennoch Widerstand leisten kann, auch wenn man nach Strich und Faden verdroschen wurde.
Mit Sirenengeheul trafen nun weitere Einsatzfahrzeuge am Tatort ein und blockierten die Straße komplett. Eine Annäherung an den Ort des Geschehens mit einem Fahrzeug wäre jetzt auch für Komplizen der Täter nicht mehr möglich gewesen.
Die aus den zusätzlich eingetroffenen Fahrzeugen springenden Kollegen näherten sich dem völlig verbeulten Fluchtfahrzeug. Sie hatten Werkzeuge in der Hand, mit denen sie gewaltsam den Kofferraum öffnen konnten. Bedingt durch den momentanen Zustand des Fahrzeugs – es war völlig verzogen – würde sich der Kofferraum s owieso nicht mehr auf herkömmliche Weise öffnen lassen – waren sie gezwungen, rohe Gewalt anzuwenden.
„Geh du mit dem Brecheisen nach links, ich versuche das gleiche auf der rechten Seite. Und du hebelst das Schloss auf“, kommandierte einer der Polizisten. Direkt stellten sie sich zu dritt um das Heck und steckten ihre großen Brechstangen in die Schlitze der Heckklappe. Es knirschte nur kurz und knackte, anschließend war das Schloss des Deckels zerbrochen. Der Druck, den sie mit den Brechstangen auf die Halterung erzeugten, reichte aus, um diese in diverse Bruchstücke zerbröseln zu lassen. Nun konnten sie mühelos die Heckklappe öffnen und den Inhalt des Kofferraums begutachten. Es befanden sich mehrere Kartons darin gestapelt. John konnte leider nur einen Blick darauf werfen. Er schätzte, dass es zwischen fünfzehn und zwanzig Stück sein mussten. Was sie wohl enthielten?
„Gib mir mal ein Messer“, sagte der Polizist, der vo rhin die Kommandos von sich gegeben hatte.
„Ich habe kein Messer dabei“, antwortete sein Kollege beschämt.
„Mist“, ärgerte er sich der Polizist, der vermutlich der Vorgesetzte war, nahm seine Brechstange, steckte sie in den Karton und riss diesen damit auf. Er war ziemlich gut verklebt, doch die Klebestreifen konnten einem Brecheisen gegenüber keinen wirklichen Widerstand leisten. Als er es geschafft hatte, ein großes Loch in den Karton zu reißen, rieselte plötzlich verdächtiges, weißes Pulver auf den Fußboden.
„Wenn du das Pülverchen probierst, kannst du dich gleich danebenlegen. Ich mache eine Wette, dass das feinste Drogen sind. Es muss auf dem Schwarzmarkt Millionen Dollar wert sein.“
„Ja, das kann gut sein“, antwortete sein Untergebener.
„Ich denke, unser Einsatz hat sich mal wieder gelohnt. Aber der Kerl da hinten scheint mir nur ein kleiner Fisch zu sein. Ich habe seine Visage noch nie auf einem Fahndungsfoto gesehen. Er ist nur ein Kurierfahrer, der zu dämlich ist, vor uns zu flüchten.“
„Jetzt weißt du, warum er so gerast war. Ich vermute, es sind mehrere hundert Pfund. Warum er allerdings eine derartig unprofessionelle Vollbremsung hingelegt hat, ist mir ein
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