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B00B5B7E02 EBOK

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Titel: B00B5B7E02 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cain
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Lösung der Aufgabe ab.
    Als man die Introvertierten jedoch die Aufgabe beim Geräuschpegel lösen ließ, den die Extravertierten bevorzugt hatten, und umgekehrt, änderte sich das Bild. 7 Der hohe Lärmpegel hatte bei den Introvertierten nicht nur eine Über erregung, sondern auch eine Leistungs senkung zur Folge, und sie brauchten im Schnitt 9,1 statt wie vorher 5,8 Versuche, um die Lösung zu finden. Für die Extravertierten galt das Umgekehrte: Sie waren aufgrund der geringeren Lautstärke unter erregt (und möglicherweise gelangweilt) und brauchten im Schnitt 7,3 statt der 5,4 Versuche, die sie bei der höheren Lautstärke gebraucht hatten.
    Kombiniert mit Kagans Entdeckungen über hohe Reaktivität, bekommen wir damit eine sehr wirksame Hilfe an die Hand, um unsere eigene Persönlichkeit zu betrachten. Wenn wir Introversion und Extraversion als Vorliebe für einen bestimmten Grad an Stimulation auffassen, können wir bewusst beginnen, für Bedingungen zu sorgen, die für die eigene Persönlichkeit günstig sind – weder über- noch unterstimulierend, weder langweilig noch angsterregend. Wir können unser Leben nach dem ausrichten, was Persönlichkeitspsychologen als »optimales Erregungsniveau« bezeichnen und ich im Folgenden »Optimalzustand« nenne, und dadurch werden wir uns energiegeladener und lebendiger fühlen als je zuvor.
    Der Optimalzustand ist der Zustand, in dem wir optimal stimuliert sind. Vermutlich streben wir ihn immer schon an, ohne uns dessen bewusst zu sein. Stellen Sie sich vor, dass Sie zufrieden in einer Hängematte liegen und einen wunderbaren Roman lesen. Das ist ein Optimalzustand. Aber nach einer halben Stunde stellen Sie fest, dass Sie denselben Satz fünfmal gelesen haben; jetzt sind Sie unterstimuliert. Also rufen Sie eine Freundin an und gehen brunchen – Sie erhöhen mit anderen Worten den Grad der Stimulation, und während Sie lachen und bei Blaubeerpfannkuchen plaudern, befinden Sie sich endlich wieder in Ihrem Optimalzustand. Aber dieser angenehme Zustand dauert nur an, bis Ihre Freundin – eine Extravertierte, die sehr viel mehr Stimulation braucht als Sie – Sie dazu überredet, zu einem Straßenfest in ihrer Nachbarschaft mitzukommen, wo laute Musik und ein Haufen fremder Menschen Sie erwarten.
    Die Nachbarn Ihrer Freundin scheinen sehr nett zu sein, doch Sie fühlen sich gedrängt, über den Lärm der Musik hinweg Small Talk zu machen. Jetzt sind Sie auf einmal aus Ihrem Optimalzustand herausgefallen, nur leiden Sie dieses Mal unter Reizüberflutung. Und das wird vermutlich so bleiben, bis Sie sich mit jemandem irgendwo am Rande des Fests zu einem intensiven Gespräch zusammentun oder sich diskret verdrücken und zu Ihrer Hängematte zurückkehren.
    Stellen Sie sich vor, um wie viel besser Sie bei diesem Spiel mit dem Optimalzustand werden können, sobald Ihnen bewusst ist, dass Sie es spielen. Sie können sich Ihren Beruf, Ihre Hobbys, Ihr gesellschaftliches Leben so einrichten, dass Sie so viel Zeit wie möglich in Ihrem Optimalzustand zubringen. Menschen, die ihren Optimalzustand kennen, haben die Kraft, Jobs zu verlassen, die sie erschöpfen, und etwas Neues zu beginnen, das ihnen Spaß macht. Sie können sich ein Haus suchen, basierend auf dem Temperament ihrer Familienmitglieder – mit gemütlichen Erkern und Winkeln für die Introvertierten und großzügigen offenen Wohn- und Essbereichen für die Extravertierten.
    Das Wissen um unseren Optimalzustand kann die Befriedigung in jedem Bereich unseres Lebens erhöhen, aber es geht sogar noch darüber hinaus. Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Kenntnis des Optimalzustands Folgen haben kann, die über Leben und Tod entscheiden. Eine neuere Untersuchung an Soldaten, die am »Walter Reed Army Institute of Research« durchgeführt wurde, zeigt, dass Introvertierte unter Schlafmangel funktionstüchtiger als Extravertierte sind, weil dies ein Zustand ist, der die kortikale Erregung senkt (zu wenig Schlaf macht uns weniger wachsam, aktiv und energiegeladen). Schläfrige Extravertierte hinter dem Steuer sollten dagegen besonders vorsichtig sein – zumindest bis sie ihren Stimulationsgrad erhöhen, indem sie Kaffee trinken oder das Radio aufdrehen. Im Gegensatz dazu sollten Introvertierte, die bei lautem Verkehrslärm Auto fahren, darauf achten, konzentriert zu bleiben, weil die Reizüberflutung ihr Denkvermögen einschränken kann.
    Jetzt, da wir von optimalen Stimulationsgraden wissen, verstehen wir auch

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